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Wirtschaften, wenn wir von der Art und Weise der Bedarfsbefriedi- |
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gung absehen, nur als der Ablauf eines sich immerfort wiederholen- |
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den Naturgesetzes. Eine unstabile WĂ€hrung kann nicht existieren, |
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wo nur ein Verzehren des selbst Erarbeiteten stattfindet und an- |
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deres ist uns dort nicht erreichbar. Mit der modernen Entwicklung, |
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ganz besonders der der Arbeitsteilung, mĂŒssen wir unsere Produkte |
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der Geldbeschaffung auf den Wechsel hin, von Spekulationen Ă la |
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hausse auf weite Sicht. Nicht vergessen wollen wir die mögliche |
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Ausnutzung der verschiedenen Kurssetzungen auf den Weltmarkt- |
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plÀtzen. Ueberlegen wir auch, dass das, was wir mehr verzehrten, als |
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wir erzeugten, Gewinn bedeutet fĂŒr die Kvvovvnsumenten und Verlsut |
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sein muss fĂŒr die Besitzer der KapitalgĂŒter, mit denen der Aus- |
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gleich hat bewerkstelligt werden mĂŒssen. |
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Ueberall sehen wir, wie die Inflation alle Fesseln spreng- |
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te, wie sie die Einkommen revolutionieren liess, vor allem deshalb, |
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weil sie in der Neuschaffung von solchen kein einheitliches |
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Arbeitswertmaass mehr anwenden liess, weil sie die Bindung zwi- |
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schen Einkommen und Preisen zerstörte. Was in lenger Entwicklung |
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gewachsen war, was das Fundament eines Staates, was die Struktur |
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der Gesellschaft bedeutet, das wurde durcheinander geschĂŒttelt |
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und kann nur schwer zur Ruhelage kommen. |
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Dass die ganze Entwicklung nur möglich war in einer |
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so viel und weit verzweigten moernen arbeitsteiligen Wirtschaft |
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wissen wir. Im vvLavvnde mit realem vvAuvvstausch liegen vvPrvvoduktion und |
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Verbrauch zu nahe beisammen und sind zu eng gebunden, als dass |
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wir den Versuch machen können, Ovvpvvfer von uns auf andere abzuwÀl- |
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zen und umgekehrt von anderer Leute Arbeit zu schmarotzen. Wir |
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dĂŒrfen aber deswegen wohl kaum dem Gelde als einer Erscheinungs- |
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form der modernen Wirtschaft die Schuld an ihrem Chaos zuschreiben |
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und auch nicht dem Papiergelde als der notwendigen und der einzig |
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möglichen Form der wirtschaftlich gesunden Entwicklung. |
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Dass wir in der modernen Wirtschaft die Opfer, die wir notwendig |
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bringen mussten, nicht gleich als solche fĂŒr den einzelnen ver- |
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spĂŒrten und nicht verspĂŒhren wollten, dass uns die Scheinmöglichkeit |
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belassen wurde, sie auf andere abzuwÀlzen, ohne dass die Volks- |
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wirtschaft als ganzes Schaden nehme, dass liess den Kampf und die |
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Verschiebung der Einkommen Folge werden. Wir erkennen also, nicht |
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die Preissteigerung, auch nicht der Stand der Valuta ist das Ent- |
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scheidende und SchÀdigende der Inflation und beides ist kein |
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Gradmesser, sowohl nicht unseres Wohlergehens, als unseres Elends. |
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Beides könnte die Wirtschaft wohl ertragen ohne nennenswerte Stö- |
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rung. Das tief greifende und schwer zu heilende Uebel der Infla- |
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tion, das ist die Verschiebung der Einkommen, entstanden durch |
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die verschiedenartige Bewertung der Leistung als der realen GĂŒter |
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und notwendig bedingt durch stÀndig neu geschaffene Einkommens- |
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wellen, die jegliches vvAuvvsgleichsbestreben von neuem ĂŒberfluteten |
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und jegliches Vergleichsmaass uns raubten. Das Vergleichsmaass |
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Arbeit war im Nominaleinkommen nicht mehr heraus zu lesen, weil |
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es die Beziehung zu den Preisen und den durch Arbeitsaufwand |
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erzeugten GĂŒtern verloren hatte. |
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Das Charakteristikum der stabilen WĂ€hrung ist Paralleli- |
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tÀt in der Entstehung und die Kongruenz der beiden Wirtschafts- |
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pole, Einkommen und Preise, aufgebaut auf Arbeitswertgrössen, in |
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nur jeweils anderer ZusammenfĂŒgung; das restlose Aufgehen der Wer- |
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te beim GĂŒtertausch. Das Merkmal der unstabilen WĂ€hrung bedeutet |
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das vvBrvvechen dieser GrundsÀtze und damit das Zerstören des doppelt |
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gebundenen Maasses der Arbeit. Der Boden, auf dem die unstabile |
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WĂ€hrung Raum hat, ist die wirtschaftliche Not; die Inflation war |
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gewissermassen nur ein mit Notwendigkeit ausbrechendes Mittel, |
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sie uns fĂŒhlbar werden zu lassen, und sie hatte im Gefolge die |
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wirtschaftliche und gesellschaftliche SchÀdigung, wie wir sie bei |
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unserer Betrachtung kennen lernten. |
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Haben wir mit diesem letzten Abschnitt anscheinend den |
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Boden der Theorie verlassen und unser Augenmerk auf eine tatsÀch- |
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liche und praktische Erscheinung gerichtet, so geschah es, um diĂš |
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Wahrheit der vorher entwickelten SÀtze hier zu erhÀrten. Wir stell- |
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ten diese Betrachtung an den Schluss, weil wir sie fĂŒr den Aufbau |
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unserer Gedanken nicht benötigten, weil wir nicht rĂŒckwĂ€rts von |
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den Tatsachen ableiten, sondern diese auf eine theoretische Mei- |
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nung projekzieren. |
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