Versionsunterschiede von Wesen Und Inhalt Der Werteinheit




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D I S S E R T A T I O N







E i n g e r e i c h t von:
L u d w i g E R H A R D .

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Dissertation
Eingereicht von
Ludwig ERHARD .
W e s e n und I n h a l t
der
W e r t e i n h e i t
Inhaltsverzeichnis:
I. Kurze historische Betrachtungsweise der tausch-und gĂŒterwirtschaft-
lichen VergÀnge.
II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂŒterverteilung.
III. Die Lehrmeinungen; Nominalismus, Metallismus, Warentheorie des Geldes.
Die ErkĂ€rung der Werteinheit als eines Arbeitsquantums.
IV. Valuta und WĂ€hrungsformen:
      1. ) Der Staat mit GoldwĂ€hrung
      2. ) Der Saat mit freier(Papier- ) WĂ€hrung
      3. ) Der ohne historische Erinnerung neu sich bildende Staat.
      4. ) Der autarke Staat ohne internationale Beziehungen.
V. Die stabile und unstabile WĂ€hrung,- D0as Wesen der Inflation
VI Schlussbetrachtung: Die Arbeit als WeltwĂ€hrungseinheit
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Wesen und Inhalt der Werteinheit erforschen suchen,
heisst soviel wie die heutige Wirtschaftsverfassung in all ihren
eng verschlungenen ZusammenhĂ€ngen erkennen wollen. Dabei ist es uns
klar, dass wir das VerstĂ€ndnis nicht gewinnen können, etwa aus dem
Studium der MĂŒnzgeschichte, denn Werteinheit ist der viel weitere
Begriff wie Geld: Werteinheit umfasst und umspannt alles, was uns im
tĂ€glichen, wirtschaftlichen Leben in mannigfacheter Form entgegen-
tritt. Was die Werteinehit erreicht, hat seine IndividualitĂ€t verloren
und ist nunmehr in der QuantitĂ€t vor anderen Dingen differenziert.
Sei es Grund und Boden oder Vieh, sei es menschliche TĂ€-
tigkeit vom Dienst des Baerensammlers bis zur höchstqualifiziertes-
ten geistigen oder organisatorischen Arbeit, ob es nun Erz und Kohle
oder gleich der stolze Oceanriese, ein Kindersteinbaukasten oder ein
Wolkenkratzer in der New Yorker City, der millionste Kliescheeabzug
eines Bilderbuches oder ob es das Kunstwerk eines unserer besten
Meister sein ;– Dinge, die wie nie und nimmer vergleichen könnten, in
der Form, dass wie sie auf einen gemeinsamen Ausdruck bringen, sie
scheinen im Spiegel der modernen Wirtschaft gleichgemacht. Der Be-
griff der Werteineheit scheint uns etwas real wirtschaftliches darzustel-
len und es bleiben ĂŒbrig und regieren nurmehr die Zahlen, die sich
gegeneinander wĂ€gen, damit den Mechanismus der Wirtschaft in Gang
setzend.
Wir sagten, die Werteinehit «scheint» eine absolut reale
grösse zu sein und wollen die Beantwortung der Frage, ob die Möglich-
keit einer so beschriebenen Wertgrösse bestehen kann und was deren
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notwendiger Inhalt sein mĂŒsste zu spĂ€terer AusfĂŒhrung zurĂŒckstellen.
Den Weg, den wir beschreiten wollen, lassen wir uns von der reinen
Logik weisen, die uns zwingt, zu denken: «wenn alle jene IndividualitĂ€-
ten dem wertenden Gedanken unterliegen und gleichnamigen Ausdruck
finden, so muss eine Regel, ein System vorherrschen, dem diese Bewertung
folgen muss; ĂŒber alle IndividualitĂ€t hinaus muss etwas Gemeinsames
den Dingen anhaften, das diesen wirtschaftlichen Vorgang rechtfertigt.
Und das Wertausdrucksmittel, die Werteinheit, gleich ob sie von Men-
schengeist erschaffen oder organisch sich selbst in diese REchte ge-
setzt hat, sie muss das, was sie in andern Dingen ausdrĂŒckt, die Quan-
titĂ€t, das Maass, nach dem sie die Dinge der Aussenwelt wertet, in sich
selbst enthalten oder – wir wollen uns hier noch keiner Theorie an-
schliessen – sie doch wenigstens symbolisieren.
Wir stehen hier im Streite der Wertlehren, zwischen den
Schwertern der Gelstheorien. Hie objektive, hie subjektive Wertlehre;
hie Metallismus, hie Nominalismus. Was wir in aller KĂŒrze hier einleitend
anfĂŒhren konnten, das ist schlechthin die gestellte Aufgabe selbst,
das bedeutet das Problem.
Die historische Betrachtungsweise aufnehmend, fragen wir
uns, ob der Werteinheitsbegriff eine Urerscheinung wie Wert und Be-
dĂŒrfnis vorstelle oder ob er nur ein, der heutigen Wirtschaftsform
essentieller bestandteil sein. Auf diese Weise mĂŒssen wir einmal zu
dem Punkte gelangen, wo jener Begriff im Wirtschaftsleben erstmals
wirksam und erkenntlich wird. Wir versetzen und zurĂŒck in das Zeit-
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alter der geschlossenen Hauswirtschaft, wo deren MItglieder je nach
Eignung durch Geschlecht und Geschicklichkeit, in freier Arbeit den
Unterhalt der Familie beschafften. Von einem Werten in solcher Wirt-
schaft kann man eigentlich nur in dem Sinn sprechen, als die Arbeit
eben nur auf solche Dinge angewandt wurde, denen man den GĂŒterwert
zuerkannte, und d.h. wieder Dinge, die im VerhĂ€ltnis zu der Dringlich-
keit des BedĂŒrfnisses den gleichen Begfriedigungs- und SĂ€ttigungsgrad
erhoffen liessen.
Die wirtschaftliche Entwicklung, die wir als Tatsache
annehmen wollen, schreitet fort. Durch irgendwelche UmstĂ€nde, wie die
Völkerwanderungen, traten die Menschen nicht nur in Beziehungen zu
anderen Wirtschaften ihres Stammes und ihrer Art, sondern auch zu
fremden Völkern mit anderen Sitten, GebrĂ€uchen und Lebensgewohnheiten;
lernen damit fremde BedĂŒrfnisse kennen und schĂ€tzen. Die ersten Tausch-
handlungen werden hier zustande gekommen sein, ohne dass aber eine
Werteinheit dabei nötig war, – ein Gut tauschte das andere aus.
Schon in den AnfĂ€ngen des wirtschaftlichen Verkehrs
spielt die persönliche Qualifikation eine Rolle, insofern als sie
zur Bildung von Berufen drĂ€ngt, ohne aber, wie wir sehen werden, den
reinen Naturaltausch noch zu stören. Wenn der Töpfer und der Korb-
flechter ihre Produkte auszutauschen trachten, so werden sie etwa die
Ueberlegung anstellen: Der Korbflechter, der die irdene Schale benö-
tigt, wird abschĂ€tzen, dass er zwei Tage zu deren Herstellung aufwenden
muss, wĂ€hrend der Töpfer sie vielleicht in einem Tage schon herstellt.
Dem Töpfer, dem der Korb begehrenswert erscheint, wird umgekehrt zwei
Tage Arbeit zu dessen Beschaffung benötigen; der Korbflechter hinwie-
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derum hierzu nur einen Tag. In der Hingabe ihres Erzeugnisses tauschen
die beiden die Arbeit eines Tages- (Ton und Weiden sind mit gleichem
Beschaffungswiederstand zu erreichen, die Geschicklichkeit der Tauschen-
den in ihrem Berufe, ihre persönliche Qualizfikation ist gleich) – sie
tauschen absolute Äquivalente. In dem Maasse aber, in dem die Hauswirt-
schaften an der Geschlossenheit, die eben ihr Wesen ausmachte, verlieren
und die FĂ€den mit anderen solchen anknĂŒpfen, weil sie aus solchem Tun
grössere und jedenfalls reichlichere BedĂŒrfnisbefriedigung erhoffen,
in gleichen Maass arbeiten sie auf eine, wenn auch noch primitive Ar-
beitsteilung hin und helfen eine neue Wirtschaftsverfassung vorberei-
ten.
Die HĂ€ufung der Tauschoperationen vermehrt zugleich die
Schwierigkeit ihrer DurchfĂŒhrung, denn nicht immer wird der Tauschende
den finden, der gerade sein Erzeugnis benötigt und das gewĂŒnschte feil-
bietet. Die GĂŒter sind naturnotwendig auch nicht von gleicher Teilbar-
keit und Dauerhaftigkeit. Wie, wenn ich hundert kleine Dinge oder leicht
verderbliche Genussmittel benötige und nur ein Rind dafĂŒr zu tauschen
in der Lage bin. S o l a n g e wird der Tausch eine ZufĂ€lligkeit blei-
ben, so lange keine Möglichkeit besteht, diese WiderstĂ€nde zu umgehen.
Nicht Menschengeist hat erfunden, sondern die natĂŒrliche, organische
Entwicklung drĂ€ngte darnach und liess aus dem Verkehr selbst heraus
ein allgemein beliebtes, gern in Tausch genommenes Gut erwachsen, das
dank seiner Eigenschaften – widerstandsfĂ€hig, relativ kostbar, teilbar
haltbar und leicht transportierbar – imstande war, jene die Entwicklung
fesselnde Schwierigkeit zu ĂŒberbrĂŒcken und damit den Tausch als allge-
mein geĂŒbte wirtschaftliche Handlung zu legalisieren. Die Geschichtss-
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schreibung erzĂ€hlt uns von Vieh, Muscheln, Fellen und vor allem und
damit betrachten wir bereits wieder eine neue Form der Entwicklung -
von Edelmetallen.
Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung
fĂŒr nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass
sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhĂ€ngen-
den Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrsch
ten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles
passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine
Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir
sagen, je grösser und weit verzwiegter diese Gemeinschaft der mit
gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf,
je entwickelter ihr Ă¶ffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewuss-
ter und natĂŒrlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit
der Beziehungen die GĂŒterwertungen im Verkehr sich herauskristallisie-
ren. Das Edelmetall wird mĂ€hlich, ohne dass wir genau das Datum der
Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel
sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit
ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei
wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige,
reale GĂŒter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des
Tauschgutes noch absolute GĂŒltigkeit besitzt. Anerkannt sei das einst-
weilen aber nur fĂŒr einen dritten, der ohne selbst mit seinen SchĂ€tzun-
gen den gegebenen Zustand gĂŒltig werden liess, neu in den fraglichen
Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten ErwĂ€gungen
anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar-
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beit wert oder nicht erscheint. FĂŒr das Glied der Wirtschaftsgemein-
schaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen
eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit
eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits
in die Wagschale geworfen. FĂŒr ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb
ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen ĂŒber-
einstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine ab-
schließende Betrachtung, nicht der endgĂŒltige Zustand sein. Seine gedank-
liche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen:
Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist
zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung:
Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande
gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleich-
wertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf-
wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschafts-
ordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen,
das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als
Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende
Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle spĂ€ter definierten Werteinheiten
historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Formali
mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit
in der FĂŒlle der relativen WertzusammenhĂ€nge und ihren Schwankungen
einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen,
um wieder zu ihm zurĂŒckkehren zu mĂŒssen, der Anfang und Ende jeder
wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem
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Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange
es kein G u t geben kann – und nie wird die Natur uns ein solches
bescheren -, das ĂŒber Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkon-
stanz in sich birgt.
Wenn wir nach dem absoluten Werte forschen, sind wir 
nicht erkenntnisreicher geworden, wenn wir wissen, dass ein Korb
nicht nur gleich einer Tonschale sondern auch gleich 10 g Gold ist.
Verbreitert hat sich lediglich die Basis, die Zahl der Relationen
und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Gleichung wahr ist. Ver-
gessen wir doch nicht die ursprĂŒngliche Bedeutung der Werteinheit,
uns beim Tausch Diener zu sein, ihn zu erleichtern. Die Tauschopera-
tionen zwischen Einzelkontrahenten bedĂŒrfen zu DurchfĂŒhrung keines
dritten, realen Gutes, ja, es wĂ€re geradzu unsinnig, ein solches einzu-
schalten. Die Forderung nach dem Â«artgleichen Messwerkzeug» findet
hier sogar zur vollsten Befriedigung seine Lösung. Nachdem wir die
subjektiven SchĂ€tzungen, die die Arbeit erst in jene Richtung in ge-
wisser StĂ€rke gelenkt hat, als Daten hinnehmen können, sehen wir es
in geradezu kristallener Klarheit und SchĂ€rfe, dass der Arbeitsauf-
wand, dessen wirtschaftlicher Wert, der Beschaffungswidersand es ist,
der das natĂŒrlichste, gerechteste Mass uns liefert und zudem noch
unabhĂ€ngig ist von allen absoluten und damit relativen Schwankungen
der einzelnen GĂŒter selbst und untereinander. Ja mögen dies in den 
unwahrscheinlichsten Ausmassen revolutionieren, den Ruhepunkt wer-
den sie erst dann wieder erreichen, wenn sie nach dem natĂŒrlichen
Gesetz der gleichen Arbeitswertmengen, hier ohne jede Störung ĂŒber-
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haupt, Arbeitsmengen als Arbeitszeiten sich ausgependelt haben.
Welche Arbeit, welches Mass, welches Gut könnte dabei
von Schwankungen verschont und als absolut unberĂŒhrt fest gelten?
Keines, auch das Gold nicht, mĂŒssen wir darauf antworten. Auch das Gold
kann auf keinem anderen Wege seinen Tauschwert abgeleitet v
erhalten.
Wenn also eine Reduktion auf Gold als dem sogen. Wertmaass
nicht auch gleichzeitig die GewĂ€hr dafĂŒr bietet, dass auf lanfe Sicht
hinaus keine Aenderung der Produktionsweise eintreten wird und in-
folge grösserer oder geringerer WertschÀtzungen einzutreten braucht,
so ist es unlogisch, auf diesem Punkte schon genĂŒge zu finden. Nie
und nimmer ist das Gold und ist kein Gut von Natur aus ein, ĂŒber den 
Augenblick hinausreichendes absolutes Wertmaass und wenn es darum
das Wesen der Werteinheit ausmachen mĂŒsste auf ein solches Gut
von historisch gĂŒltiger Konstanz basiert zu sein, sie könnte dieser
Funktion in der Wirtschaft nicht gerecht werden.
Aber wir sahen es, wenn wir von ihrer Funktion als Tausch-
mittel sprachen, dass das wesentliche Moment nur das eine sein kann
die relativen Beziehungen der GĂŒterwerte auszudrĂŒcken und dies ver-
mag sie unbeeinflusst von Wertschwankungen fremder GĂŒter als
auch denen ihres Eigenkörpers. Gleich, ob einzelne oder alle oder
ob nur das Gold als Wertmaass seinen Eigenwert Ă€ndert, das Tausch-
mittel Gold wird als Werteinheit die relativen Beziehungen auch
nach völliger Umlagerung doch wieder genau anzugeben vermögen.
Und nochmals sei betont, was die absoluten Wertgrössen anlangt, eine
dahin gehende ErwĂ€gung bereits vor diesem Akte liegen muss und 
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begrifflich nicht damit zusammenhÀngt.
Wann wir ĂŒberhaupt in der geschichtlichen Betrachtung
erstmals mit dem Begriff Werteinheit operieren wollen, muss eine
mehr oder minder willkĂŒrliche ErwĂ€gung sein. Nicht wollen wir von
Werteinheit sprechen etwa beim ersten zufÀlligen Tausch, indem wir
sagen, und wir könnten das, das eine Gut sei gewissermassen die Wert-
einheit des anderen, sondern wollen Werteinheit dann erst als Tat-
sache gelten lassen, wenn eine Gemeinschaft in all ihren wirtschaft-
lichen Handlungen sich zwanglos eines einzigen Wertausdruckes be-
dient. Voraussetzung fĂŒr die Werteinheit ist als eine historische
Entwicklung in einem wirtschaftlichen Verband und die Werteinheit
ist in der GĂŒltigkeit und in der Wahrheit des Ausdruckes um so
allgemeiner und bestimmter, je kulturell entwickelter, je weiter
verzweigt und doch wieder je fester in einander gefĂŒgt das gemein-
same öffentliche und wirtschaftliche Leben sich dort abspielt.
Die kon-s-tinuierliche Linie, die harmonisch-organische
Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften ĂŒberwunden, sie
zu VerbĂ€nden darĂŒber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch
grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu
notwendig auch die Ă€usseren Formen und MIttel fĂŒr das rechtliche
und Ă¶ffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die
Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen
wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen ĂŒbernommen;
die Sitte prĂ€gt er zu RechtsĂ€tzen und als einen solchen mĂŒssen wir
es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung Ă€usser-
lich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lĂ€sst StĂŒcke von 
bestimmtem Edelmetallgewicht durch die PrĂ€gung zu seinem, inner-
halb seiner Grenzen gĂŒltigem Gelde werden. Die staatliche AutoritĂ€t
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sollte Wage und Probierstein erĂŒbrigen, das aufblĂŒhende Wirt-
schaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden.
Die Relationen drĂŒcken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern
in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich prokla-
mierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neu-
ordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung
gleichbedeutend sen kann. Was wir bisher die Relationen der 
GĂŒterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im 
Grunde nichts anderes als VerhĂ€ltniszahlen. Die Tauschmittelfunk-
tion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des
Inhalts schĂ€lt sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung
immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte
jedes einzelnen Tausches immer noch RealitĂ€ten, und das ist not-
wendig, solange die staatliche AutoritĂ€t noch nict in dem spĂ€-
teren Maasse gefestigt und in lĂ€ngerer Webung eine GewĂ€hr fĂŒr
die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war.
Greifen wir unsere frĂŒhere Gleichung wieder auf, die
lautete:
1 Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale.
Bei der Inbeziehungsetung des Korbes zu den 10 g Gold ist die
reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold fĂŒr den Korb-
flechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich
wider die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Ton-
schale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der
Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 M ( Fiktion:
Vom reaalen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert ĂŒbergegangen
gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich
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2.790.- M) fehlt uns zum vollen VerstĂ€ndnis des equivalenten
Tausches wieder eine weitere Gleichung:
2.790,- M zu 1000 g wie 27,90 M zu 10 g,
mit anderen Worten – wir mĂŒssen den MĂŒnzfuss kennen. Noch umstĂ€nd-
licher und verzweigter werden die Vergleiche, wenn der Korbflech-
ter nun gar noch weitere ErwĂ€gungen anstellen muss, um in den Be-
sitz der Tonschale zu gelangen. Das Geld wĂ€re die törichteste Ein-
richtung und wir könnten nicht glauben, dass es solches Geld gĂ€be,
dass der Verkehr zu seiner Erleichterung und Beschleunigung sich
eines solchen I n strumentes bediente oder es eigentlich erst so
recht schuf, das ihn wie eine Zwangsjacke hemmen mĂŒsste, wenn, ja
wenn eben die Funktion des Tausch g u t e s das wesentliche Merk-
mal des Geldes bedeutete.
Das Vorhandensein des realen Tauschgutes kann uns somit
nicht hinden, so sehr es auch das Bild verschleiern kann, den wahren
Charackter des Geldes im Tauschmittel zu erblicken, ja sogar dann
erst den Begriff Geld ĂŒberhaupt anzuwenden, wenn die Werteinheit,
auf die es lautet, ihrem Inhalt und Wesen nach vom Objekt zum MIt-
tel sich gewandelt hat. Wenn die Werteinehit, das Gut Gold, gleich
wie es in jener definiert ist, allein den Gegenpol zu allen anderen
GĂŒter bildet, so ist es naturnotwendig, dass es, ausgenommen den
Fall wirklich einmal zur letzte Befriedigung zu dienen, die histo.
rische Verankerung und damit auch seine SelbststĂ€ndigkeit im mensch-
lichen Denken verliert und uns als Grösse nurmehr in der Vielfalt
der Relationen und Preise etwas zu sagen hat. Die Gewonheit des
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tĂ€glichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von
Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel
bildet sich in Konsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht
auch, wenn auch nur rein Ă€usserlich eine BestĂ€tigung des von uns
herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine
ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhĂ€lt es durch die Wert-
einheit eingehaucht, auf die es lautet, und die Wirklichkeit die
Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet.
Wir streiten hier nicht darĂŒber, ob das Geld stoffwert-
voll oder wertlos zirkulieren muss und kann, das ist eine sekundĂ€re
Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und
im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechneri-
sche Grösse sein kann.Wenn wir sehen und sagten, dass die WErtein-
heit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist
ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur
noch zu fragen ĂŒbrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der
Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung
an eine RealitĂ€t, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern
oder ob es nur eine solche symbolisieren mĂŒsse.Hier bleibt uns
noch genĂŒgend zu lösen ĂŒbrig.
Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem
Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen – in der wirt-
schaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer gleichem
historisch begrĂŒndeten Wertausdruckes bedinet – nicht jeder wirt-
schaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade
nennen wollen, immer von neuem die ErwĂ€gung des AbschĂ€tzens
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am Golde notwendig macht. Bewiesen hoffen wir zu haben, dass es in
genanntem Stadium, auch wenn die Werteeinheit noch in stoffwertvol-
lem Material verkörpert ist, es doch nicht mehr ihre Aufgabe sein
kann, absolutes Maass fĂŒr alle ĂŒbrigen Dinge abzugeben, sondern
im Ausdruck der Ein-oder Vielheit die GĂŒter der Aussenwelt kom-
mensurabel zu machen.Ob dann, wenn die Werteinheit ihrem Wesen nach
und funktionell bereits «die reine ObjektivitĂ€t» besitzt, eine Zu-
rĂŒckreduktion auf den historischen Urgrund als Stoff nicht doch
notwendig oder wenigstens wĂŒnschenswert erscheint und unter wel-
chen besonderen UmstĂ€nden das der Fall wĂ€re, kann erst die weite-
re Untersuchung aufklĂ€ren. Die daran sich anknĂŒpfenden Erörterungen
wollen wir darum auch hier abbrechen, um die weiteren Daten der
Entwicklung zu skizzieren.
Soweit wir bisher analysieren konnten, erkannten wir,
dass die Werteinheit zwar eine Wandlung bezĂŒglich ihres Inhaltes
und ihres Wesens erfahren hatte, wĂ€hrend der Equivalenztausch Ă€us-
serlich immer noch aufrecht erhalten blieb. Je mehr nun aber die
Produktion der Grösse und Reichhaltigkeit nach sich steigerte,
desto schwieriger musste es sein, diese gleichen Mengen von Edel-
metallen fĂŒr den Handel zu beschaffen und so konnte es nicht aus-
bleiben, dass man zwar auf der einen seite den Segen der eröhten
ProduktivitĂ€t verspĂŒrte, auf der anderen aber auch die AnhĂ€ufung
von Gold und Silber, diesen toten Schatz, als eine zwcklose Mate-
rial-und Kraftverschwendung erkannte. Wir befinden uns hier an der
Bruchstelle, wo wir zu einer neuen Phase unserer Wirtschaft kommen,
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die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist.Mit Hilfe des
Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs-oder Tausch-
mittel ĂŒberwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde,
sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele
des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie
sich ĂŒner den Stoff erhebt.
Ueberlegen wir aber,dass nur derjenige Kredit geben kann,
der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist;
dass also wirtschaftliche LeistungsfĂ€higkeit Voraussetzung fĂŒr
ein durch KreditgewĂ€hrung entstandenes Forderungsrecht bildet.
Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht
dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und
so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine ZufĂ€l-
ligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch
die KreditgewĂ€hrung, die das Charakteristikum erst dann darstellt,
wenn sie allgemein geĂŒbt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln
des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedens-
ten Forderungsrechte wĂ€re zwar begrifflich theoretisch möglich,
denn die Summe aller Soll- und Ahbenposten mĂŒssen von der Perspek-
tive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber
handelt es sich darum, einen fĂŒr das tĂ€gliche Leben gangbaren, prak-
tischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter
Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht
durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lĂ€sst, die vielmehr
aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebĂ€ren wird, die
si zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen TrĂ€ger
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finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein
sicheres Fundament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln ab-
gesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine
Quittung ĂŒber wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist fĂŒr
den Kreditgebenden Legitimationspapier fĂŒr eine wirtschaftliche
Leistung, fĂŒr die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das
Protokoll darĂŒber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst
der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, wĂ€h-
rend der andere urkundlich bestĂ€tigt oder verspricht, den schul-
digen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem
Sinna nach unverÀndert fortbestehende Tauschwirtschaft erfÀhrt nur
durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch
den Kredit ĂŒberbrĂŒckte Zeitspanne eine Komplizeirung, die uns bei
nachlĂ€ssiger Betrachtung verfĂŒhren könnte, den Tausch, dessen letzte
Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu
negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangslĂ€ufi-
ge, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die
tatsĂ€chliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde
legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend konsti-
nuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da mĂŒssen die
Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes GeprĂ€ge erhalten
und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden
wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl
auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen,
dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates,
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– 16 -
sondern als ein im höchsten Masse gesellschaftlcihes an, das in
gesellschaftlichen, gesetzlichen Normen den sichtbaren Ausdruck
finden muss. Und die Krönung der ganzen Entwicklung erleben wir
in der Geldschöpfung auf Grund des acceptierten Warenwechsels.
Die TĂ€tigkeit der Instanz, die der Wirtschaft denie Wechsel mit
ihren zufĂ€lligen Summen ausgedrĂŒckt in werteinheiten in staat-
lich begĂŒltigte StĂŒcke auf runde Summen lautend, und dazu frei
ĂŒbertragbar, das ist in Geld umwechselt oder genauer gesaggt, vor-
schiesst, ist, mag sie auch von einem, dem Namen nach privaten In-
stitut wie der Reichsbank geleitet sein, eine durchaus volkswirt-
schaftliche, denn diese Stelle ist der organisierte Ausdruck der
Gemeinschaft, sie handelt im Namen und zum Nutzen der Gesamtheit.
Den Dienst, den solches Geld fĂŒr jene Gemeinschaft leistet,
können wir uns vergegenwĂ€rtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungs-
verkehr – oder wir können ihn auch noch durch alle Ă€ussenren
Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir deniesen auf ein allgemein-
nes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies
ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig
der Fall sein mĂŒsste. Es wĂ€re ein auf die höchste Spitze getriebe-
ner, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch,
kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des
Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen.
Bendisen hat in seinem «Geld und Kapital» diesen Zustand einmal
angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wĂ€ren.
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Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f t s-
Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist
inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied.
Was obiger Variante im tĂ€tigen und tĂ€glichen Leben entgegensteht,
das ist bildlich und drastisch ausgedrĂŒckt der Â«10 Pfennig-Automat»
der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be-und Entlastung zu tun
haben. Wenn wir eingangs sagtenm die Wirthscaft schiesst vor, um
die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon
gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrrechnungsmittel darnach
begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in
der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem sĂ€umigen
Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt
beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt-
schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich kĂŒnstlich selbst
vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das GĂŒterreservoir
der Wirtschaft infolge gleichen Zuund Abstroms nie geleert ist.
Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden.
Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwick-
lung oder vielleicht wĂ€re es nur eine Umbildung der Anpassung,
nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur fĂŒr den Augenblick
der gegenwĂ€rtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickl-
lung von der Buchforderung ĂŒber den Wechsel bis zur Banknote
zeigt deutlcih in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand
und Egenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben ĂŒber per-
sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der For-
derung und wenn schwĂ€cher, so doch auch dem Wechsel anhaftet.
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Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch
wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mittel
allgemein gĂŒltigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, sol-
che Werteinheiten reprĂ€sentierend das moderne Geld geworden, das
wie ursprĂŒnglich das reale Tauschgut – das Geld im Gewichte oder
auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit – in unserer Wirtschaft
als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den
GĂŒtern in besonderem Maasse noch Diense und Nutzungne als selbs-
stĂ€ndige wirtschaftliche Faktoren treten, mĂŒssen auch diese in
den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht
die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeig-
net wĂ€re, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte
nach zu bestimmen. Zwar haben wir dem Wert der Waren auch vorher
schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses
allein war wertbildend ohne RĂŒcksicht auf die Art des der Arbeit
zu gruned liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich
wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen
das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen
in beiden FĂ€llen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter
mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in HĂ€nden und darum
mĂŒssen die Beziehungen nicht nur auf die GĂŒterwerte sondern
getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste
erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie
des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befĂ€higt Relationen
aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genĂŒgt, den Mechanismus
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des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten1/2 Wie jedes Teilgut frĂŒh-
her ein einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann
auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung
entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Wert-
einheiten symbolisch vergegenstĂ€ndlicht und damit die Distri-
bution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute
so in unser Denken und FĂŒhlen eingehĂ€mmert, dass wir uns im tĂ€g-
lichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen
mĂŒssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel
zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in
so langer Entwicklung geborene Bankgeld – unser heutiges Geld
schlechthin – um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist
wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, PrĂ€gefreiheit und mehr
nĂ€her zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirt-
schaft, der Einkommensbildung und GĂŒterverteilung, die den Rahmen
des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusam-
menhĂ€nge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestell-
ten Fragen der endlichen Beantwortung ertgegen reifen lassen.
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– 20 -
D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .
So lose auch bei nachlĂ€ssiger Betrachtung eine
Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufe mit der Wertein-
heit zusammenhĂ€ngen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befĂ€higt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂŒr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mĂ€hlich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă€usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂŒrt haben, dann mĂŒssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂŒstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschĂ€len.
So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-
gutes war, den zufĂ€lligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-
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kehr innerhalb einer Wirtschaftgemeinschaft zu verwirklichen,
wie in allen Stufen und in jeder Phase der Wirtschaft stets noch
die Werteinheit den Körper, d.i. die Technik annahm, die vonnöten
war, sollte von dieser Seite die Entwicklung nicht gehemmt werden,
so wird auch der schon heiraus erkennbare Geist der Werteinheit
gleich in welcherlei Gestalt er uns in der Geldform begegnen mag,
auch in der modernsten arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dazu be-
rufen sein, um Produktion, Distribution und Konsumtion ein alles
verbindendes Band zu schlingen, mit anderen Worten, dem ganzen
wirtschaftlichen Leben, das jetzt scharf getrennt in diesen deut-
lich unterscheidbaren drei Begriffen aufgehen muss, zu einer flĂŒs-
sigen Abwicklung zu verhelfen. Wir sprechen in jener Zeit von Welt-
wirtschaft und sagen damit, dass die einzelnen Glieder derselben
nur um so fester verbundene, geschlossenere Gebilde darstellen mĂŒs-
sen, die den anderen gegenĂŒber als eine solidarisch haftende Ein-
heit in die Erscheinung tritt. Und jede dieser Einheiten hat wieder-
um ihre eigene Wirtschaftsordnung, ihre eigene Wert-oder Rechnungs-
einheit, lebt ihr eigenes Leben und muss die KrĂ€fte dazu aus sich
selbst schöpfen. Diese KrĂ€fte so in Bewegung zu setzen, dass ein
relatives Maximum an GĂŒtern erzeugt, dieser Vorrat wiederum nach
einem, alle beteiligten Faktoren gleich wertenden SchlĂŒssel ver-
teilt und dabei noch das notwendige " volkwirtschaftliche Kapital "
erĂŒbrigt wird, diesen Mechanismus insgesamt wollen wir den Kreis-
lauf der Wirtschaft nenn. So kam man dazu, je nachdem wohin man
das wesentliche Moment und den Nachdruck verlegte, von einer Geld-
wirtschaft, von einer Kreditwirtschaft und schliesslich doch auch
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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂŒtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂŒssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche,
zum Konsum drĂ€ngt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂŒter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschrĂ€nkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer aufÂŽs neue gegen GenussgĂŒter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂŒrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂŒber den Eigenbedarf verfĂŒgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste SĂ€ttigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblicke an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-
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lendetem Austausch seine ĂŒberschĂŒssigen Produkte in andere Konsum-
gĂŒter mittels jenes Geldes doch im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das GEld in eienm stoffwert-
losen Material vergegenstĂ€ndlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem akann von einem definitiven Tausche zwischen Geld und
Ware, wenn ĂŒberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.
Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-
liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Äquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
MachtverhĂ€ltnisse getrĂŒbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufes kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂŒterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.
Wir mĂŒnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes
ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂŒber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion «der
Gesellschaft der Gleichen» hinaus schwingt oder zurĂŒckbleibt. Wir
sahen nur, dass solche Möglichkeit besteht, wenn der Arbeitende
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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂŒgungsbereit in HĂ€nden
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die AbhĂ€ngigkeit reicht,
ohna aber, was wesentlich ist, der Ă€usserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein Gut sich definitiv nur gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂŒrlich fĂŒr die
ganze GĂŒterwelt von GĂŒltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂŒterkomplexe.Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂŒssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der mordernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbstĂ€ndige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂŒterentnahme aus der
Wirtschaft, am Kuuo uunsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂŒber den gĂŒterwirtschaftlichen wesentlichen VorgĂ€ngen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle VorgĂ€ng
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verstĂ€ndlicher wird.
Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters
wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausgefĂŒhrt:
«Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-
dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realisieren sich Produktion und Verteilung durch den
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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂŒter. FĂŒr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nicht anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den GeschĂ€ftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden-und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Buuouuden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂŒter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂŒter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hĂ€ngt von dem
Marktwert seiner TĂ€tigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂŒter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhĂ€lt durch den
Mechanismus eine GĂŒterquantitĂ€t und alle diese GĂŒterquantitĂ€ten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂŒrde,
in zwei MĂ€rkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragenden, die Konsumenten Anbietende, auf dem GenussgĂŒter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂŒter. Die Kuuouunsumenten des GenussgĂŒtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂŒtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂŒglich ihrer eigenen Leistung den
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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂŒglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂŒtermarkt
beizuzĂ€hlen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂŒgung als korporativnauf dem GenussgĂŒtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.""
Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite
wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂŒter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂŒssel, der uns die Pforten
zum Kuuouusum öffnet, den finden wir im Einkommen.Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂŒr jegliche Produktion, fĂŒr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂŒberhaupt. Er ist immer das primĂ€re Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhĂ€ngig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme derenWare, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.
Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis
einer frĂŒheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemĂ€se vorauserwartetem heutigen Kuuoouunsum vor-
geschrieben wurde. mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂŒter frĂŒherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass
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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂŒ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Kuuouunsumtion in gewissen Guuruunzen sich die Wage halten mĂŒssen.Zwang-
los finden wir hier die ErklĂ€rung mancher Krise:nĂ€mlich dann,
wenn wir aus der MuuĂŒuundung mehr KuuouunsumgĂŒter erwarten, als diese uns
fĂŒr den Augenblick zufĂŒhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen spĂ€teren Kuuouunsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂŒr diese dahin zielende, sich aber erst spĂ€ter realisierende TĂ€tigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bankund beson-
ders der Diskontopolitik.
Wir stellen fĂŒr unsere Untersuchung der modernen Wirt-
schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂŒcken zwar keinen Auf-
schluss ĂŒber deren absolute Werte, wohl aber ĂŒber das gegenseitige
VerhĂ€ltnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂŒssen, ohne
indes an dem Kern des Wertbegriffes rĂŒtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen AbwĂ€gens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulĂ€sst. Wenn nicht grundle-
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gende ProduktionsĂ€nderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben. Die Werteinheit hat die
Bedeutung, – das sei hier wiederholt – uns nur relative Werte
aufzuzeigen.Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂŒrlich fĂŒr jedes andere Gut und alle GĂŒter, fĂŒr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂŒberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂŒter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.
Die Kalkulation ist nicht weiter, als eine Addition von 
aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂŒssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂŒndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂŒr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondeere fĂŒr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂŒgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂŒter, alle Einkommen in sich enthalten mĂŒssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gute besteht, fĂŒr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-
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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂŒglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂŒgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, dem realen Wert seines Anteils,
den er iirgendeinem Gute zugefĂŒhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in 
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kosten des anderen seinen Vorteil zu erringen suchen.
Zum Realeinkommen, zum KonsumgĂŒtermarkt ist und das Nomi-
naleinkommen das Â«Sesam, öffne dich». Mittels dessen mĂŒssen wir
wieder den Anschluss an die GĂŒterwelt finden, von der wir uns in 
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, – gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der QuantitĂ€tstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass diesenEndzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zungen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.
Wir können sagen:
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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt, Index ) P ist
gleich Normaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂŒltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmĂ€ssig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂŒcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relation eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem(Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂŒgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂŒcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Konsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinehit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine Ă€ltere Er-
scheinung nd hat doch ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂŒber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.
In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und
addieren damit die darin ausgedrĂŒckten ArbeitsaufwĂ€nde. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kostenfaktor aller Einkommen.
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Die ParalellitĂ€t in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist 
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂŒter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wĂ€nde und damit die Einkommen sich sammeln, StĂŒcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂŒgen; ja es fĂŒhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.
Wir sehen, dass in ordnungsmĂ€ssigem Gang der Wirtschaft
die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitĂ€tstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂŒterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise Ă€ndert sich allge-
mein meist nicht spr
i[ergĂ€nzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in VerhĂ€ltnismĂ€ssigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefĂ€hr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhĂ€ngige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂŒterpreise,
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das andere Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂŒssen. Der Konsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen objektiven WertschĂ€tzungen einerseits und den objektiven
BeschaffungswiderstĂ€nden andererseits werden diese oder jene GĂŒter
herangezogen werden. Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der IntensitĂ€t
und der QualitĂ€t der Produktion beeinflusst und geĂ€ndert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
ProduktionsverhĂ€ltnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten VerhĂ€ltnis zu einander stehen mĂŒssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauern, Beamter und freie Berufe nicht willkĂŒrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂŒssen. Neben
dem PreisgebĂ€ude oder besser mit dem PreisgebĂ€ude ist auch das
EinkommensgebĂ€ude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wĂ€re, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.
Der Kreislauf der Wirtschaft wĂŒrde bei uns in dem Pro-
blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle EinkommensempfĂ€nger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als wĂ€hrend der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂŒr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂŒssen sich
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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂŒterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂŒr alle Einkommen.
In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die
Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:
1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂŒter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, HĂ€ndler, Zins-,
Renten- Gehalts- und LohnempfĂ€nger. Sie stellen die primĂ€re Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.
2.) Die an der Erschaffung des festen «volkswirtschaftlichen
Kapitals» arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂŒcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂŒbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )
3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂŒnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂŒbrigen ihren Anteil geltend
machen können .
4.) Die Beamten im Ă¶ffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkrĂ€ftig werden.
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Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein
muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂŒrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂŒssen wir auch
hier berĂŒcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergĂ€nzt handschriftlich: l]ellitĂ€t von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂŒr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkrĂ€ftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und HĂ€ndler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12, 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂŒtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundĂ€ren
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂŒsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂŒr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; – privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergĂ€nzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.
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Halbfabrikate gelten als GenussgĂŒter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂŒr den in der voraus-
gegangenen Produktion EinzelarbeitsaufwÀnde entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und HĂ€nd-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂŒr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂŒckbehalten, dafĂŒr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
lÀufen ausgleichen.
Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse
der erzeugten GĂŒter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufĂ€lliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien VerhĂ€ltniszahlen zwischen den einzelnen GĂŒterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂŒltig austauschbar wer-
den, so mĂŒssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Speigelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als VerhĂ€ltniszahlen zwischen Real- und Nominal-
einkommen bezeichnen. Das wir den Preisen die primĂ€re Rolle ein-
rĂ€umen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn
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Ă€usserlich treten tatsĂ€chlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂŒber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂŒngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.
Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des
Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befĂ€higt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂŒr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂŒnglich nur Stoff-
quantitĂ€ten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfall wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat.
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂŒter direkt als
Einkommen zu erhalten, wĂ€hrend also Real. und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂŒssen, weil es nur verschiedene AusdrĂŒcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3.Aus-
drucksform dafĂŒr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂŒter auszutauschen, die eine FĂŒlle von Relationen
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darstellen;– wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂŒter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklĂ€ren, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂŒhrung kann es keine Frage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂŒterproduktion zur Schöpfung bringen mĂŒssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nĂ€chsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.
Im Gelde, dem ReprĂ€sentanten unseres Nominaleinkommens
haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, wĂ€hrend wir --i
unsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gut bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂŒr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in HĂ€nden hĂ€lt. In diesem Wechsel
sind aber, da viele HĂ€nde dem Unternehmer dienstbar waren, das 
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂŒg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten, in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer
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Unternehmer [sic] geltend machen mĂŒssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entĂ€ussern wir uns unserer vergegenstĂ€nd-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem 
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Im privaten Verkehr konnten nur
privaten Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger AbhĂ€ngigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂŒr einen und einer fĂŒr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein Ă¶ffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂŒhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Konsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in 
der Wirkung das Forderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.
Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes
in der Wirtschaft gegenĂŒbertritt, beruht auf einer TĂ€uschung.
In Wahrheit entsteht es tĂ€glich mit der Leistung und vergeht mit
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der Konsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂŒckfallen, verursacht wird.
Es könnte hier natĂŒrlich nicht unsere Aufgabe sein, die
Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die ZusammenhĂ€nge, sowiet sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂŒssen. Zur Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die HauteinwĂ€nde betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfĂ€hige Konsum-
gĂŒter reprĂ€sentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂŒberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Unmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂŒrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂŒr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf GlĂ€ubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nucht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂŒbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂŒbrigen
können aus dem Umlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.
Doch zurĂŒck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,
die wir mit dem gesamten erzeugten GĂŒtervorrat gegenĂŒber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung
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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂŒssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen aus[ergĂ€nzt handschriftl.]fgerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Grenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverĂ€n. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tĂ€tig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen FĂ€llen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primĂ€ren Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂŒr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat 
niederschlagen mĂŒssen, das uf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂŒtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung der heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZusammenfĂŒgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂŒter vergleichbar und teilbar werden lĂ€sst.
Die Werteinheit schafft Preise und lĂ€sst durch sie den GĂŒter-
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