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Kaum beachtet von der Weltöffentlichkeit, bahnt sich der erste internationale Strafprozess gegen die Verantwortlichen und Strippenzieher der Corona‑P(l)andemie an. Denn beim Internationalem Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag wurde im Namen des britischen Volkes eine Klage wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gegen hochrangige und namhafte Eliten eingebracht. Corona-Impfung: Anklage vor Internationalem Strafgerichtshof wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit! – UPDATE


Libera Nos A Malo (Deliver us from evil)


Corona Transition

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Feed Titel: Transition News


Gegen die Kriegstreiber in London, Paris, Berlin und BrĂŒssel!

Der niederlĂ€ndische NATO-GeneralsekretĂ€r Mark Rutte «warnte» am 11. Dezember in Berlin vor Russland und meinte, man mĂŒsse sich auf einen Krieg einstellen wie jene, die «unsere Großeltern und Urgroßeltern erlebt haben». Im Klartext haben wir hier die AnkĂŒndigung eines dritten Weltkrieges, auf den sich die europĂ€ische Bevölkerung schon mal einstellen soll.

Derselbe Rutte ist fĂŒr diese militĂ€rische Auseinandersetzung offensichtlich optimistisch. Er meinte jedenfalls erst im Oktober anlĂ€sslich einer Tagung, «die NATO sei Russland militĂ€risch unendlich ĂŒberlegen und wirtschaftlich 25 Mal grĂ¶ĂŸer». Dass der Mann nicht versteht, dass ein Krieg mit Russland erneut VerwĂŒstungen und Tod wie im 2. Weltkrieg und darĂŒberhinaus ein atomares Armageddon bedeuten wĂŒrde, ist ziemlich auszuschließen. Also nimmt er das in Kauf. Er und seinesgleichen hoffen wohl darauf, dass sie und ihre Familien selbst der Katastrophe in Europa entgehen können.

Dass in Westeuropa kriegstreiberische VerrĂŒckte an wesentlichen Machtpositionen sitzen, demonstrierten zuletzt auch zwei fĂŒhrende GenerĂ€le. Fabien Mandon, Generalstabschef der französischen Armee, sagte bezĂŒglich einer Involvierung in der Ukraine und der nötigen Kampfbereitschaft: «Wir mĂŒssen akzeptieren, unsere Kinder zu verlieren». Und Christian Freuding, der oberste Vorgesetzte des deutschen Heeres behauptete, man sei bereit fĂŒr den «fight tonight», mĂŒsse aber noch kriegstĂŒchtiger werden.

Kriegsgrund als Friedensbedingung

In Berlin gab es nun eine gemeinsame ErklĂ€rung Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Polens, Finnlands, Norwegens, Schwedens, der Niederlande sowie der Spitzen der EU-Institutionen, in der eine «multinationale» Truppe europĂ€ischer NATO-Staaten, gefĂŒhrt von Europa, unterstĂŒtzt von den USA, gefordert wird. Sie solle die ukrainischen StreitkrĂ€fte unterstĂŒtzen sowie die Sicherheit des Luftraums und der Meere gewĂ€hrleisten - dies solle «auch durch Operationen innerhalb der Ukraine» geschehen.

Dieser Vorschlag bedeutet nichts anderes als eine Stationierung westlicher Truppen auf ukrainischem Boden. Damit wird von den europĂ€ischen FĂŒhrern der Kriegsgrund (der geplante NATO-Beitritt und die NATO-Truppen in der Ukraine) zu einem Kernpunkt eines angeblichen «Friedensplanes» gemacht.

Dass das mit Russland nicht zu machen sein wird, wird sogar den europĂ€ischen FĂŒhrern klar sein. Und die russische Ablehnung kam auch prompt – durch den stellvertretenden russischen Außenminister Sergej Rjabkow. Klar ist: Wer einen «Friedensplan» vorlegt, der den Gegner provoziert, will nicht das Ende des Krieges, sondern seine Eskalation.

Keir Starmer, Emmanuel Macron und Friedrich Merz hatten ja auch schon zuvor den US-Plan abgelehnt und «GegenvorschlĂ€ge» prĂ€sentiert. Im Kern sind es vier entscheidende Änderungen zum US-Entwurf: Erstens soll sich die Ukraine nicht aus den noch von ihr gehaltenen Gebieten von Donezk zurĂŒckziehen mĂŒssen. Zweitens sollen der Anschluss von Donezk, Lugansk, Saprischschja und Cherson an Russland nicht international anerkannt werden. Drittens soll der Ukraine die Option eines NATO-Beitritts offenbleiben. Viertens sollen «vorĂŒbergehend» westliche Truppen in der Ukraine stationiert werden (französische Kriegstreiber fabulieren ja schon seit langem von einer Landung in Odessa wie nach dem 1. Weltkrieg).

Das war und ist wertloser MĂŒll und gleichbedeutend mit einer ErklĂ€rung zur Fortsetzung des Krieges. Denn der mögliche NATO-Beitritt der Ukraine und die drohende Stationierung westlicher Truppen im Land waren fĂŒr Russland wie gesagt der entscheidende Kriegsgrund. Wenn das nicht ausgeschlossen wird, wird Russland einer Waffenruhe oder einem Friedensvertrag nicht zustimmen.

Und Wladimir Putin hat zu den westeuropĂ€ischen Proklamationen auch erklĂ€rt, dass Russland den Rest von Donezk erobern werde, wenn sich die Ukraine nicht freiwillig daraus zurĂŒckziehe. Nach so vielen Opfern wird Russland nicht (wie noch im April 2022) auf Teile des Donbass verzichten.

EingestÀndnis von Bidens Beraterin

Amanda Sloat ist ehemalige «Special Assistant to the President» und «Senior Director for Europe» im National Security Council unter Joe Biden. Sie hat unlĂ€ngst in einem Interview nebenbei eingestanden, was fĂŒr kritische Menschen immer klar war, der westliche Mainstream aber stets geleugnet hat: Der russische Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 hĂ€tte verhindert werden können, wenn die Ukraine auf NeutralitĂ€t gesetzt und den NATO-Beitritt aufgegeben hĂ€tte.

Sloat rĂ€umte ein, dass eine solche Entscheidung vor Kriegsbeginn oder in den Istanbuler Verhandlungen im April 2022 die Zerstörungen und den Verlust unzĂ€hliger Leben abgewendet hĂ€tte. Aber die Biden-Administration hĂ€tte sich damit «unwohl gefĂŒhlt», Russland eine EinflusssphĂ€re zuzugestehen. Unwohl also!

Die damals von Biden gefĂŒhrte NATO sabotierte die Chance auf Frieden und nun wiederholen BrĂŒssel, Berlin, Paris und London (mittlerweile ohne und gegen die USA) denselben «Fehler». Denn der nach den jĂŒngsten «FriedensgesprĂ€chen» in Berlin prĂ€sentierte Plan der europĂ€ischen Spitzen ist gleichbedeutend mit der Fortsetzung oder gar Eskalation des Krieges gegen Russland. Angesichts von Sloats EingestĂ€ndnis, der Krieg wĂ€re leicht vermeidbar gewesen, muss man sich fragen: Warum riskieren die europĂ€ischen Eliten diese Katastrophe?

Der erste Grund ist ein politischer: Die Herrschenden in London, Paris, Berlin und BrĂŒssel haben sich politisch an den Krieg gebunden. So wie der politisch verblichene Joe Biden haben sie jahrelang als antirussische Scharfmacher agiert, vor KriegsmĂŒdigkeit gewarnt, immer neue Sanktionen und Waffenlieferungen durchgesetzt – und Kampf «bis zum Sieg» ĂŒber Russland beworben.

WĂŒrden sie nun Trumps Plan zustimmen, wĂ€re das eine offene politische BankrotterklĂ€rung. Da Keir Starmer, Emanuel Macron und Friedrich Merz allesamt innenpolitisch angeschlagen sind, könnte dieser Bankrott ihren Abgang beschleunigen. Deshalb wollen sie wohl die außenpolitische Konfrontation aufrechterhalten oder sogar eskalieren.

Ohne den «Àußeren Feind» Russland droht der Zusammenbruch des europĂ€ischen Narrativs von der von außen aufgezwungenen Krise. «Eine Friedenslösung birgt das Risiko von EnthĂŒllungen ĂŒber eine tief verwurzelte Korruption, eine Abrechnung mit all den katastrophalen Fehlern, die die Regierenden gemacht haben. Denn deren Entscheidungen in der Corona-, Klima-, Migrations- und inzwischen auch der Ukrainepolitik haben Europa an den Abgrund gefĂŒhrt.»

Handfeste Interessen am Krieg

Außerdem hat das EU-Establishment lĂ€ngst auch ökonomische und politische Eigeninteressen am Krieg in der Ukraine. Neue Ukraine-Fonds und Vergabestrukturen haben eine BĂŒrokratie geschaffen, die davon «lebt». Außerdem bietet der Ukraine-Krieg die Möglichkeit, mit riesigen RĂŒstungsprogrammen eine kĂŒnstliche Konjunktur zu schaffen, eine Kriegskonjunktur. Die seit 2021 um 50 Prozent gestiegenen Verteidigungsausgaben der EU-LĂ€nder sind auch ein ökonomisches StĂŒtzungsinstrument fĂŒr die niedergehende EU-Wirtschaft.

Und tatsĂ€chlich ist der Aktienkurs des fĂŒhrenden deutschen RĂŒstungsunternehmen Rheinmetall nach Bekanntgabe des US-28-Punkte-Plans gleich mal ordentlich eingebrochen. 2022 kostete die Rheinmetall-Aktie 93 Euro. Mithilfe der deutschen Kriegspolitik stieg sie auf 1.840 Euro. Als Reaktion auf Trumps Friedensplan rutschte sie auf 1.519 Euro ab. Sollte tatsĂ€chlich in der Ukraine der Frieden ausbrechen oder gar eine europĂ€ische Friedensarchitektur zustande kommen, haben die Aktien von Rheinmetall und Ă€hnlichen Konzernen noch viel Luft nach unten. Dementsprechend groß ist die Friedensangst der westeuropĂ€ischen Eliten.

Die globalistische FĂŒhrung von Großbritannien und EU, angefĂŒhrt von Figuren wie Ursula von der Leyen, die selbst nie direkt gewĂ€hlt wurde, treibt Europa daher in die Kriegswirtschaft, in den möglichst lang anhaltenden Konflikt mit Russland. Dazu gehören immer mehr zentrale RĂŒstungskĂ€ufe, der Diebstahl russischen Vermögens und immer autoritĂ€rere Maßnahmen in Richtung der Ausrufung des EU-Notstands.

All das dient nicht der Verteidigung, sondern der Konsolidierung von politischer Macht und dem unkontrollierten Zugriff auf die europĂ€ischen Steuergelder. Es sind schließlich – wie schon wĂ€hrend des Corona-Regimes – ungeheure Summen, die im Windschatten des Krieges ohne jegliche Kontrolle verschoben werden.

Perspektiven

WĂ€hrend die USA realistische VorschlĂ€ge fĂŒr einen Frieden machen, blocken London und BrĂŒssel ab. Die europĂ€ischen Eliten wollen offenkundig keinen Frieden. «Sie wollen den ewigen Krieg, um ihren Einfluss zu sichern. Auf Kosten von hunderttausenden Toten und der Zukunft Europas. Zu Beginn des Krieges ging es um ein â€čUnwohlseinâ€ș der Biden-Administration beim Gedanken daran, Russland Einfluss zuzugestehen. Inzwischen geht es um den Dritten Weltkrieg, gefĂŒhrt auf europĂ€ischem Boden.»

Zu hoffen ist, dass die westeuropĂ€ischen Politiker und GenerĂ€le nicht viel zu sagen haben. Zuletzt haben sie die offene Enteignung des russischen Vermögens in Westeuropa doch nicht gewagt. Nach dem Widerstand von Belgien und etlichen anderen LĂ€ndern, die realisieren, was das fĂŒr den Finanzplatz Europa bedeuten wĂŒrde, hat man sich auf eine Fortsetzung der Beschlagnahmung und einen neuerlichen Kredit an Kiew beschrĂ€nkt.

Fakt ist jedenfalls, dass Russland nur bei einem Ausschluss eines ukrainischen NATO-Beitritts und einem RĂŒckzug aus Donezk zustimmen wird. Im anderen Fall wird der Krieg weitergehen. Das Momentum liegt auf russischer Seite. Russland kann mit Verhandlungen zuwarten und weiter vorrĂŒcken. Die Ukraine wird in diesen beiden Kernpunkten nachgeben mĂŒssen. Die etwa 70 Prozent der ukrainischen Bevölkerung, die gegen eine Fortsetzung des Krieges sind, dĂŒrften das auch verstehen.

Wie lange sich das Regime in Kiew noch mit westeuropĂ€ischer UnterstĂŒtzung an den Kriegskurs klammern will, ist fraglich. Ebenso wie die Frage, ob sich die politischen und militĂ€rischen Maulhelden in Westeuropa ohne die USA tatsĂ€chlich auf eine Eskalation mit Russland einlassen wĂŒrden. Entscheidend wird letztlich sein, ob die US-Regierung ihren realistischen Kurs nun endlich konsequent durchziehen wird.

Hoffnung gibt jedenfalls die neue Nationale Sicherheitsstrategie der USA. Ihre Kernpunkte sind die Anerkennung einer multipolaren Welt, die Konzentration auf den amerikanischen Doppelkontinent, die Re-Industrialisierung der USA, eine AnnĂ€herung mit Russland, Deeskalation mit China – und scharfe Kritik an den kriegstreiberischen europĂ€ischen Eliten, die unterm Strich zur Gefahr fĂŒr die Interessen der USA und zu Feinden der europĂ€ischen Völker erklĂ€rt werden.

EU-Parlament befĂŒrwortet Schaffung einer «militĂ€rischen Schengen-Zone» fĂŒr den Fall eines russischen Angriffs

Schon Ende November hatten wir darĂŒber berichtet, dass sich die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen auf den «Krisenfall» vorbereitet. MilitĂ€rkonvois sollen kĂŒnftig ungehindert quer durch Europa rollen dĂŒrfen. Jetzt hat das EU-Parlament einen entsprechenden Beschluss zur «militĂ€rischen MobilitĂ€t» abgesegnet (hier und hier). 493 Abgeordnete stimmten fĂŒr den Antrag, 127 dagegen, 38 enthielten sich.

Die Abgeordneten in den AusschĂŒssen fĂŒr Verkehr und Verteidigung werden nun mit ihrer legislativen Arbeit an dem Maßnahmenpaket zur militĂ€rischen MobilitĂ€t beginnen, das die EuropĂ€ische Kommission im November vorgelegt hat. Darin ist die Schaffung einer «militĂ€rischen Schengen-Zone» fĂŒr den Fall eines möglichen russischen Angriffs festgelegt, um «den dringenden Bedarf, den schnellen grenzĂŒberschreitenden Transport von Truppen und AusrĂŒstung zu erleichtern». Interne EU-Grenzen fĂŒr die Verlegung von Truppen und AusrĂŒstung sollen somit abgeschafft, der Ausbau von Eisenbahnstrecken, Straßen, Tunnel und BrĂŒcken forciert werden.

Die militĂ€rische MobilitĂ€t sei «ein wesentlicher Faktor fĂŒr die gemeinsame europĂ€ische Sicherheits- und Verteidigungspolitik, aber auch ein entscheidendes Element fĂŒr die Sicherheit der Ostflanke, insbesondere der baltischen Staaten und Polens», propagiert der Beschluss. Die EU-Kommission will den Etat fĂŒr militĂ€rische MobilitĂ€t im nĂ€chsten mehrjĂ€hrigen Finanzrahmen deshalb auf ĂŒber 17 Milliarden Euro erhöhen.

Die EU-Mitgliedstaaten wurden aufgefordert, diesen Vorschlag nicht zu kĂŒrzen, wie es im Haushalt 2021–2027 geschehen sei, als die vorgeschlagenen Mittel um 75 Prozent reduziert wurden. Denn die Beseitigung von 500 infrastrukturellen «EngpĂ€ssen» wie BrĂŒcken oder Tunnel wĂŒrden mindestens 100 Milliarden Euro erfordern. Die EU-Kommission mĂŒsse jetzt die Verfahren zur Beantragung von Fördermitteln fĂŒr Dual-Use-Projekte vereinfachen.

Dual-Use beschreibt die prinzipielle Verwendbarkeit von Technologien oder GĂŒtern sowohl zu zivilen als auch zu militĂ€rischen Zwecken. Zwar gebe es erhebliche Fortschritte bei der Verbesserung der militĂ€rischen MobilitĂ€t, es bestĂŒnden jedoch weiterhin erhebliche administrative und finanzielle Hindernisse sowie Defizite auf der Infrastrukturebene. Dies fĂŒhre dazu, dass es in manchen FĂ€llen mehr als einen Monat dauere, militĂ€rische AusrĂŒstung innerhalb der EU zu verlegen.

Die EU-Mitgliedstaaten und die Kommission werden vom Parlament nun dazu gedrĂ€ngt, «stĂ€rker in relevante Infrastruktur zu investieren, insbesondere entlang der vier militĂ€rischen MobilitĂ€tskorridore der EU». Außerdem werden «eine breitere Umsetzung digitaler Lösungen sowie eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren fĂŒr grenzĂŒberschreitende Bewegungen durch die Einrichtung von One-Stop-Shop-Diensten» gefordert.

Als One-Stop-Shop wird in der Wirtschaft wie auch in der öffentlichen Verwaltung die Möglichkeit bezeichnet, alle notwendigen bĂŒrokratischen Schritte, die zur Erreichung eines Zieles fĂŒhren, an einer einzigen Stelle durchzufĂŒhren, verrĂ€t Wikipedia. Im Rahmen der europĂ€ischen Fusionskontrolle bedeutet One-Stop-Shop, dass lediglich die EU-Kommission ein PrĂŒfungsrecht hat und der Zusammenschluss nicht von Mitgliedsstaaten ĂŒberprĂŒft werden kann.

DarĂŒber hinaus ist das Parlament der Meinung, dass die EU auf die Schaffung eines «militĂ€rischen Schengen-Raums» hinarbeiten sollte, auf der Grundlage eines Fahrplans, den die Kommission vorlegen soll. UnterstĂŒtzt durch eine spezielle Arbeitsgruppe fĂŒr militĂ€rische MobilitĂ€t und einen EU-Koordinator, um die Umsetzung der verschiedenen Initiativen zu straffen.

Das Parlament unterstreicht, dass militĂ€rische MobilitĂ€t «eine PrioritĂ€t der EU-NATO-Zusammenarbeit sei und entscheidend dafĂŒr, die Verlegung verbĂŒndeter StreitkrĂ€fte in Zeiten des Friedens, in Krisen oder im Krieg zu erleichtern». Zudem wurden regelmĂ€ĂŸige gemeinsame Übungen und Belastungstests gefordert, um Hindernisse zu identifizieren und zu beseitigen.

Die EU mĂŒsse dem Beispiel der NATO folgen und sicherstellen, dass schnelle EingreifkrĂ€fte unter normalen UmstĂ€nden die internen Grenzen der Union innerhalb von drei Tagen und in einer Krisensituation innerhalb von 24 Stunden ĂŒberschreiten könnten. Der Co-Berichterstatter des EuropĂ€ischen Parlaments, Petras AuĆĄtrevičius (Renew/Litauen), erklĂ€rte:

«Damit Europa seine StĂ€rke und seine FĂ€higkeit zur Abschreckung von Angriffen bewahren kann, mĂŒssen wir unsere Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen. Dazu gehört die FĂ€higkeit, Truppen und AusrĂŒstung rasch innerhalb der EU zu verlegen. Der Abbau administrativer HĂŒrden sowie der Ausbau von Dual-Use-FĂ€higkeiten und -Infrastruktur sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Das Parlament macht deutlich, welche Arbeit noch erforderlich ist, um einen echten militĂ€rischen Schengen-Raum zu schaffen – und dies muss so schnell wie möglich abgeschlossen werden.»

Die PrÀsidentin des EU-Parlaments Roberta Metsola will nun am Freitag Athen besuchen. In diesem Zusammenhang erklÀrte ein weiterer Ko-Berichterstatter des Parlaments, Roberts Zīle (ECR/Lettland):

«Derzeit gibt es zu viele Hindernisse fĂŒr die militĂ€rische MobilitĂ€t, die schnell und ohne erheblichen Ressourceneinsatz beseitigt werden könnten. Angesichts des aggressiven Krieges Russlands gegen die Ukraine ist militĂ€rische MobilitĂ€t noch dringlicher geworden. Es gibt keine Zeit zu verlieren – wir mĂŒssen das Momentum aufrechterhalten und die sofort verfĂŒgbaren Lösungen nutzen.»

Hoffnung auf Frieden? – Seymour Hersh ĂŒber US-Sicht auf Ukraine-Verhandlungen

Einen erneuten interessanten Einblick in die US-amerikanische Sicht auf die Verhandlungen um eine Friedenslösung des Konfliktes um die Ukraine gibt der US-Journalist Seymour Hersh (88) in seinem jĂŒngsten Text. Aus seiner Sicht geben die jĂŒngsten Verhandlungen, wie unlĂ€ngst in Berlin, Anlass fĂŒr Hoffnung auf ein Kriegsende. Allerdings stĂŒtzt er sich nur auf US-Aussagen und lĂ€sst russische EinschĂ€tzungen völlig außer Acht.

Es gebe noch viel zu verhandeln, so Hersh, aber es gibt aus seiner Sicht «sechs wichtige Punkte in den laufenden GesprÀchen zwischen Vertretern des russischen PrÀsidenten Wladimir Putin und des ukrainischen PrÀsidenten Wolodymyr Selenskyj». Beide bezeichnet er als «angeschlagene Staatschefs, die endlich verstanden haben, dass ihre jeweilige Zukunft vom Ende des Krieges abhÀngt.»

Hersh meint auch, beide Nationen wĂŒrden «kurz vor dem wirtschaftlichen und militĂ€rischen Zusammenbruch» stehen, aber weiter kĂ€mpfen. Er begrĂŒndet das nicht weiter und gibt bis auf US-amerikanische GesprĂ€chspartner keine weiteren Quellen dafĂŒr an. So schreibt er, Russlands PrĂ€sident Wladimir Putin «steht unter wirtschaftlichem, politischem, militĂ€rischem und öffentlichem Druck, obwohl unklar ist, ob außer ihm noch jemand in Russland ein Mitspracherecht bei den Verhandlungen mit der Ukraine hat».

Der US-Journalist sieht «DurchbrĂŒche in den GesprĂ€chen», obwohl es in Berlin zuletzt nur VorschlĂ€ge von den westlichen VerbĂŒndeten Kiews gab, die keinen Weg zum Frieden aufzeigen. Laut Hersh sind die von ihm gesehenen Verhandlungserfolge nicht auf US-PrĂ€sident Donald Trump, sondern «auf die harte Arbeit der politischen Planungsstab des Außenministeriums, unterstĂŒtzt durch den wenig bekannten Armeeminister Daniel Driscoll», zurĂŒckzufĂŒhren. Driscoll gelte bereits als sicherer Kandidat fĂŒr die Nachfolge des inkompetenten US-Kriegsministers Pete Hegseth.

Hersh macht auf die wirtschaftlichen Interessen von Steve Witkoff, Trumps diplomatischem Gesandten, und Jared Kushner, Schwiegersohn des PrĂ€sidenten, aufmerksam. Beide, sonst GeschĂ€ftsmĂ€nner, hatten sich Anfang Dezember zu stundenlangen GesprĂ€chen mit Putin in Moskau getroffen. Ihre Beteiligung zeige, dass jede Vereinbarung fĂŒr ein Kriegsende Provisionen fĂŒr die Freigabe von mehr als 250 Milliarden Dollar an russischen Vermögenswerten beinhalten wird, die seit 2022 im Westen eingefroren wurden.

Hersh hat nach eigenen Angaben erfahren, dass Witkoff und Kushner darauf bestehen, dass die USA 50 Prozent der Gewinne aller Unternehmen erhalten, die sich am Wiederaufbau der Ukraine unter der US-FĂŒhrung beteiligen. Eine neue Behörde unter der Leitung von Witkoff und Kushner wĂ€re fĂŒr die Auswahl der Auftragnehmer und die Auszahlung der Gelder zustĂ€ndig. Die Details der Auszahlungen werden demnach noch verhandelt, aber keines der Wiederaufbaugelder wĂŒrde an Russland gehen.

Der US-Journalist beruft sich auf an den Verhandlungen beteiligte US-Beamte, denen zufolge Putin sich in Moskau «mit zunehmendem politischem, wirtschaftlichem und militĂ€rischem Widerstand konfrontiert» sieht. Die russischen Hypothekenzinsen wĂŒrden rasant steigen und das russische MilitĂ€r sich «in einer schweren Krise» befinden.

Deshalb habe Putin erkannt, dass er den Krieg beenden mĂŒsse. Einer der beteiligten US-Beamten habe ihm gesagt, Putin habe Ende des Sommers erkannt, dass er «nicht mehr allein handeln kann. (...) Er braucht Geld und muss das, was er bereits erreicht hat», in der Ukraine konsolidieren.

Hersh zufolge gibt es «sechs wesentliche Elemente der vorlÀufigen Einigung», denen nach Angaben seiner GesprÀchspartner «Russland im Wesentlichen zugestimmt hat», und die «wahrscheinlich nicht wesentlich geÀndert werden».

-* «Laut einem noch nicht unterzeichneten Vertragsentwurf umfassen diese:

  • 1. Die Ukraine darf eine stehende Armee von 800.000 Soldaten aufbauen und unterhalten, was weit ĂŒber dem ursprĂŒnglichen Vorschlag Russlands liegt. Der vorherige Vorschlag sah eine stehende ukrainische Armee von 600.000 Soldaten vor.
  • 2. Die Einhaltung des Abkommens durch Russland wird von EuropĂ€ern vor Ort ĂŒberwacht und durch amerikanische SatellitenaufklĂ€rung unterstĂŒtzt.
  • 3. Russland wird keine Truppen innerhalb von 150 Meilen Entfernung zur Grenze der Ukraine stationieren.
  • 4. Russland hat zugestimmt, dass die Ukraine bis 2027 PrĂ€sidentschaftswahlen abhalten kann, falls Selenskyj einen Gegenkandidaten hat.
  • 5. Russland besteht außerdem darauf, dass das gesamte Gebiet des Donbass, der östlichsten Region der Ukraine, die grĂ¶ĂŸtenteils unter russischer Kontrolle steht, faktisch an Russland abgetreten wird. Eine derzeit diskutierte Lösung wĂŒrde das Konzept der Oberhoheit beinhalten: eine Beziehung, in der ein mĂ€chtiger Staat die Vorherrschaft ĂŒber einen schwĂ€cheren Staat hat und dessen Außenpolitik und Verteidigung steuert, ihm aber interne Selbstverwaltung gewĂ€hrt.
  • 6. Das Abkommen ermöglicht der Ukraine den Beitritt zur EuropĂ€ischen Union bereits im Januar 2027, ein lang angestrebtes wirtschaftliches Ziel von Selenskyj. Russland lehnt dies zwar weiterhin öffentlich ab, aber die Zusage Washingtons und der EuropĂ€ischen Union, die Ukraine nicht in die NATO aufzunehmen, wird Putin die EU-Mitgliedschaft der Ukraine akzeptabel machen.»

Es gebe «noch viel zu klĂ€ren», aber der Kiewer Machthaber Wolodymyr Selenskyj, «der erneut mit KorruptionsvorwĂŒrfen konfrontiert ist», habe bereits seine Bereitschaft angekĂŒndigt, die BemĂŒhungen um eine NATO-Mitgliedschaft einzustellen. Das sei «ein wichtiges Thema im Vorfeld der Invasion von 2022», schreibt Hersh, der anscheinend nicht weiß, dass das eine der Hauptursachen des zum Krieg ausgeweiteten Konfliktes um die Ukraine ist.

«Die Zukunft der GesprÀche liegt in Putins HÀnden», meint der US-Journalist und verweist auf die zunehmenden russischen Raketen- und Drohnenangriffe auf militÀrische Ziele in der Ukraine. Auch dabei geht er nicht auf die ukrainischen Drohnenangriffe auf Ziele in Russland ein.

Er zitiert einen US-Beamten, der meint, Putin sei sich bewusst, dass er mit der Fortsetzung der Offensive in der Ukraine auf Kosten schwerer Verluste an Menschen und Material «wenig zu gewinnen hat». Die Fortsetzung des Krieges werde das KrÀfteverhÀltnis nicht verÀndern.

Der russische PrĂ€sident stehe unter dem Druck seines MilitĂ€rs und einer Öffentlichkeit in Russland, die von den anhaltenden Kosten erschĂŒttert ist, den Krieg zu beenden. Einige der ranghöchsten russischen GenerĂ€le seien «zwar weiterhin loyal gegenĂŒber Putin, wollen aber dringend, dass sich die erschöpfte russische Armee zurĂŒckzieht».

Putin halte sich ĂŒber Wasser, indem er Geld von russischen Banken leihe, die der Bevölkerung keine Kredite gewĂ€hren dĂŒrfen. Der US-Regierungsmitarbeiter habe erklĂ€rt:

«Der große Durchbruch scheint Putins Bereitschaft zu sein, einzurĂ€umen, dass ein tieferer Vorstoß in das Kernland der Ukraine die Kosten und die Unsicherheit hinsichtlich der langfristigen UnterstĂŒtzung durch die Armee und die Bevölkerung nicht wert ist. (...) [Daher ist] eine Einigung nĂ€her denn je.»

Beide Seiten hĂ€tten endlich erkannt, dass eine Trennung die einzige Lösung ist, weshalb es zur «umstrittensten Scheidung dieses Jahrhunderts» komme. Emotionen wĂŒrden die Logik in diesem Prozess dominieren, so der US-Beamte, der den Konflikt mit einer privaten Scheidung verglich. Es entstĂŒnden Fragen wie «Was passiert mit den Einwohnern und ihrem Vermögen? Wer behĂ€lt die natĂŒrlichen Ressourcen? Dann kommen die trivialen Fragen (...) Wie soll man das Gebiet nennen? Ostukraine oder Westrussland?»

Hershs GesprÀchspartner erklÀrte laut dem Journalisten:

«Wir bleiben standhaft. Die Ukrainer mĂŒssen frei sein und dĂŒrfen keine Vasallen sein, was Putins Grundlage fĂŒr seine Behauptung ist, dass der Kampf die MĂŒhe wert war.»

US-PrĂ€sident Trump wolle verzweifelt ein «Weihnachtsgeschenk des Friedens fĂŒr die Welt», wĂ€hrend Russlands PrĂ€sident Putin eine Rechtfertigung fĂŒr das russische Volk fĂŒr das Jahr 2026 suche. «Das Beste, was wir jedoch erreichen können, ist lediglich eine Vereinbarung, sich zu einigen, und keine Unterschrift», so der US-Beamte laut Hersh.

Unterdessen weisen alle Anzeichen darauf hin, dass die westlichen VerbĂŒndeten der Ukraine keinen Frieden und stattdessen mehr Krieg wollen. Darauf macht unter anderem das außenpolitische Onlineportal german-foreign-policy.com aufmerksam:

«Auf einen Einsatz europĂ€ischer MilitĂ€rs hatten sich die Staats- und Regierungschefs von zehn europĂ€ischen Staaten am Montag geeinigt – in klarer Kenntnis der Tatsache, dass Russland, militĂ€risch auf dem Weg zum Sieg, dies nicht akzeptiert und angekĂŒndigt hat, Soldaten aus NATO-Staaten in der Ukraine als Angriffsziel zu behandeln. Auch der deutsche Plan, die bereits seit vier Jahren laufende enge Kooperation der deutschen und der ukrainischen RĂŒstungsindustrie mĂ€chtig auszubauen, lĂ€uft zentralen russischen Forderungen zuwider und ist geeignet, einen Friedensschluss in der Ukraine weiter zu verzögern.»

Mehr zum Thema:
Martin Armstrong: Warum die EU den Frieden ablehnt

«Merz hĂ€tte lĂ€ngst in Moskau sein mĂŒssen» – Ex-Merkel-Berater Erich Vad

Die deutsche Politik im Konflikt um die Ukraine ist «absolut gegen unsere nationale Interessenlage» – das erklĂ€rte Erich Vad, ehemaliger Bundeswehr-General und frĂŒherer Berater der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin. Die Politik der jetzigen Bundesregierung richte sich auch gegen europĂ€ische Interessen, denn bei einem Scheitern der Diplomatie drohe Europa zum Schlachtfeld eines großen Krieges zu werden.


Dr. Alexander Neu (links) und Brigadegeneral a.D. Erich Vad (alle Fotos: Tilo GrÀser)

Der Ex-General sprach bei einer Veranstaltung im Kulturzentrum «Peter Edel» in Berlin-Weißensee gemeinsam mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Alexander Neu (Ex-Linkspartei) ĂŒber das Thema «Krieg oder Frieden – Deutschland vor der Entscheidung». Er warnte dabei eindrĂŒcklich davor, die bisherige kriegstreiberische Politik fortzusetzen, und sprach sich fĂŒr mehr Diplomatie aus.

WĂ€hrend die USA wieder mit Russland reden, wĂŒrden die europĂ€ischen Regierungen nur Waffen liefern und sich weigern, mit Moskau zu sprechen. Er habe seit langem von Berlin und BrĂŒssel das gefordert, was Washington mit seiner derzeitigen Pendeldiplomatie mache. Doch aus Europa sei bisher keinerlei Friedensinitiative gekommen, sagte Vad an dem Tag, als in Berlin westliche und ukrainische Vertreter verhandelten.

Dabei kam es zu keiner gemeinsamen Lösung. Die westlichen Politiker, allen voran Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), stellten ihre erneuten Forderungen nach einem Waffenstillstand und europĂ€ischen «Friedenstruppen» vor. Das geschah «in klarer Kenntnis der Tatsache, dass Russland, militĂ€risch auf dem Weg zum Sieg, dies nicht akzeptiert und angekĂŒndigt hat, Soldaten aus NATO-Staaten in der Ukraine als Angriffsziel zu behandeln», wie das außenpolitische Onlineportal German Foreign Policy am Donnerstag feststellte. Weiter hieß es:

«Auch der deutsche Plan, die bereits seit vier Jahren laufende enge Kooperation der deutschen und der ukrainischen RĂŒstungsindustrie mĂ€chtig auszubauen, lĂ€uft zentralen russischen Forderungen zuwider und ist geeignet, einen Friedensschluss in der Ukraine weiter zu verzögern.»

Ex-General Vad kritisierte am Montag die «sehr einseitige parteiische Politik fĂŒr die Ukraine». Diese habe dazu gefĂŒhrt, dass die EuropĂ€er und auch die deutsche Regierung bei den Verhandlungen fĂŒr ein Ende des Krieges keine Rolle spielen. Letztere könne höchstens noch die Rolle des Gastgebers fĂŒr Verhandlungen spielen, aber nicht mitreden und -entscheiden.

Das Versagen der Politik

Es sei schon seit langer Zeit absehbar, dass es keine militĂ€rische Lösung gebe und dennoch gebe es in Berlin und BrĂŒssel keine Bereitschaft zu verhandeln. Das sei eine «sehr unkluge, sehr einseitige und nicht an der europĂ€ischen und auch deutschen Interessenlage orientierte Politik», stellt Vad fest.

«Wenn man mit dem anderen nicht mehr redet bei handfesten Problemen, dann kommt man auch nie zu einer Lösung.»

Er forderte den Versuch ein, die andere Seite zu verstehen, und stellte klar: «VerstĂ€ndnis heißt ja nicht Akzeptanz.» Wenn die Bereitschaft fehle, sich in den anderen hineinzuversetzen, «darf man sich nicht wundern, wenn man letztlich diplomatisch und außenpolitisch aus der Kurve fliegt». Kanzler Merz habe da zwar ein «schweres Erbe» von der VorgĂ€ngerregierung ĂŒbernommen, mache aber dennoch nicht, was er machen mĂŒsste.

«Er mĂŒsste wirklich schon lĂ€ngst in Moskau gewesen sein und sich schon lĂ€ngt eingetaktet haben in die US-amerikanischen GesprĂ€che und dann auch den europĂ€ischen Standpunkt dort klar machen.»

Der Ex-Brigadegeneral bedauerte den Abbruch der engen Verbindungen und GesprĂ€chskontakte zwischen Deutschland und Russland durch Berlin. Er zeigte sich skeptisch in Bezug auf eine schnelle Lösung des seit ĂŒber drei Jahre wĂ€hrenden Krieges durch die derzeitigen Verhandlungen und GesprĂ€che. Das liege auch daran, dass die russischen Truppen seit Monaten «viel zu erfolgreich» in der Ukraine seien.

Die derzeit bekannt gewordenen VorschlĂ€ge, wie den einer entmilitarisierten Zone in der Ostukraine, hĂ€lt Vad fĂŒr unrealistisch. Er widersprach auch westlichen VorwĂŒrfen, der Friedensplan von US-PrĂ€sident Donald Trump mit 28 Punkten sei in Moskau entworfen worden. Dazu seien zu viele VorschlĂ€ge enthalten, denen Moskau niemals zustimmen wĂŒrde, so die StĂ€rke der Kiewer Armee oder die US-Sicherheitsgarantien betreffend.

Die EuropĂ€er seien «politisch und außenpolitisch raus aus dem Spiel», sagte er auf eine entsprechende Frage von Neu. FĂŒr den Ex-General ist schon die Bezeichnung «Koalition der Willigen» fragwĂŒrdig, weil es eine solche auch im Krieg gegen den Irak 2003 gab – «der ja auch völkerrechtswidrig war». Das sei «kein gutes Omen», sagte Vad und machte darauf aufmerksam, dass beteiligte LĂ€nder wie Großbritannien, Frankreich und auch Deutschland große wirtschaftliche und politische Probleme haben.

«Wir sind im vierten Jahr einer Rezession und das erklĂ€rt fĂŒr mich so ein StĂŒck weit diesen Fokus auf diese große russische Bedrohung im Osten, die es aus meiner Sicht so nicht gibt.»

Russland gehe es nicht darum, NATO-Europa anzugreifen, sondern um das Verhindern der NATO-Mitgliedschaft der Ukraine – «das haben sie schon erreicht». Das andere Ziel sei das Verhindern der westlichen Waffen und Truppen in der Ukraine – «das haben sie noch nicht erreicht, aber ich bin sicher, das werden sie auch erreichen», so der Ex-General.

«Russland will die NATO nicht angreifen»

Er verglich das russische Vorgehen in seiner Nachbarschaft mit dem der USA beispielsweise in Venezuela. In beiden FĂ€llen gehe es um die jeweiligen direkten strategischen EinflusssphĂ€ren. Der Westen, vor allem die USA mit den VorgĂ€ngerregierungen von Trump hĂ€tten die NATO-Osterweiterung «massiv vorangetrieben» – «mit AufrĂŒstung, mit Wirtschaftskooperation, mit politischer Einflussnahme».

Die UnterstĂŒtzung der Maidan-Proteste 2013/14 habe wie auch der Sturz von Wiktor Janukowitsch im Februar 2014 dazugehört. «Es geht nur darum», betonte Vad und fĂŒgte hinzu:

«Die Russen haben nicht die militÀrischen FÀhigkeiten und auch nicht die politische Absicht, die NATO anzugreifen, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Das ist einfach so nicht richtig.»

Er schĂ€tzte dennoch die Kriegsgefahr angesichts der anhaltenden Spannungen als «sehr hoch» ein, was insbesondere fĂŒr den Ostseeraum gelte. Dort habe es auch im Kalten Krieg «Spionage und Sabotage am laufenden Band» gegeben, aber das sei nicht so politisch aufgebauscht worden wie heute. Vad verwies auf die wichtige Rolle Kaliningrads fĂŒr Russlands Verteidigung und warnte in diesem Zusammenhang vor westlichen Provokationen. Er stellte fest, dass die Ostsee seit der NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands ein «feindliches Meer» fĂŒr Russland geworden sei.

«Es gibt ein ganzes BĂŒndel möglicher exklusiver Hotspots zwischen dem Westen, also vor allen Dingen Europa, und Russland. Und deswegen ist es ja so wichtig, dass wir eine vernĂŒnftige, rationale Politik und Diplomatie mit Russland machen. Das ist im Moment nicht der Fall, jedenfalls nicht auf europĂ€ischer Seite.»

Auf eine entsprechende Frage von Ex-Parlamentarier Neu ging er auch auf die internen Konflikte in der US-Politik ein. Die Administration von Donald Trump beherrsche nicht den politischen Apparat und bekomme «viel Feuer» von ihren politischen Gegnern, auch mit Blick auf die Zwischenwahlen 2026. Der Ausgang sei offen, betonte Vad und forderte, die BemĂŒhungen von Trump fĂŒr einen Ausgleich mit Russland zu unterstĂŒtzen, bevor es in den USA wieder einen Wechsel gebe.

Kriegsgefahr fĂŒr Europa

Die USA haben aus seiner Sicht zwei Optionen: Zum einen die VerstĂ€ndigung mit Russland, um sich auf den Konflikt mit China konzentrieren zu können. Die andere mögliche und «machbare» Option sei ein begrenzter Krieg in Europa, der fĂŒr die Vereinigten Staaten «jede Menge politische, wirtschaftliche und militĂ€rische Vorteile» hĂ€tte. Der Ex-General fĂŒgte hinzu:

«Ich bin sehr froh, dass der jetzige US-PrÀsident den Ausgleich will mit Russland. Das muss nicht so bleiben und deswegen verstehe ich das auch nicht, warum die EuropÀer alles tun, um diesen Interessenausgleich zu boykottieren, allen voran die Deutschen.»

Ein Scheitern der diplomatischen BemĂŒhungen von Trump bringe Europa der Gefahr nĂ€her, zum Schlachtfeld zu werden. Deutschland sei das Aufmarschgebiet und die logistische Drehschabe der NATO, erinnerte der Ex-General und fĂŒgte hinzu:

«Hier wird sehr viel passieren im Falle eines Krieges und wir wĂŒrden, wenn das passiert, unser Land danach nicht wiedererkennen. Ich bin ĂŒberhaupt kein Pazifist, aber ich muss sagen, wenn Politik darauf aus ist oder das in Kauf nimmt, ist es fĂŒr mich keine gute Politik. Weder fĂŒr Deutschland, noch fĂŒr Europa.»

Im GesprĂ€ch mit Neu ging Vad auch auf die neue US-Sicherheitsstrategie ein und zeigte sich sicher, dass die USA sich nicht aus Europa zurĂŒckziehen werden, auch wenn sie ihre Rolle neu definieren. Zugleich sagte er, die USA wĂŒrden die EuropĂ€er gegeneinander ausspielen, die eigentlich als Vermittler zwischen den USA und China agieren mĂŒssten.

Der Ex-General, der gemeinsam mit dem ehemaligen SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi 2025 das Buch «Krieg oder Frieden – Deutschland vor der Entscheidung» veröffentlicht hat, sagte auch mit Blick auf das Problem der Migration: «Wir starren alle auf die Russen und vergessen diese offene SĂŒdflanke, die Europa hat. Und vergessen, dass jedes Jahr eine deutsche Kleinstadt nach Deutschland reinkommt als Asylsuchende.»

Er sei nicht gegen Vielfalt, aber die Migration brauche Grenzen, denn sonst werde Europa so verĂ€ndert, dass es «gar kein Partner der USA mehr sein kann in der Zukunft». Die EuropĂ€er und die Deutschen mĂŒssten sich wie die USA wieder mehr ihren nationalen Interessen widmen und diese auch in den GesprĂ€chen mit Washington einbringen, forderte Vad.

Als Beispiel nannte er die im nÀchsten Jahr geplante Aufstellung neuer US-Mittelstreckenraketen und Hyperschallwaffen in Deutschland. Die werden gegen Russland gerichtet sein, worauf Kritiker aufmerksam machen. Der Ex-General machte klar, dass sich die russische Antwort darauf gegen Deutschland richten werde.

Das Versagen von Kanzler Merz

Im Kalten Krieg sei, anders als heute, trotz WettrĂŒsten noch miteinander verhandelt worden. Die USA seien von einem möglichen Krieg in Europa rund 6.000 Kilometer entfernt, wĂ€hrend ein solcher drohe, wenn die Diplomatie in der Ukraine scheitere. Deutschland bereite sich mit dem «Operationsplan Deutschland» auf den Krieg vor, was aber keine Sicherheitsstrategie sei, kritisierte Vad.

«Wenn der Friedrich Merz Kriegskanzler wird, hat er alles falsch gemacht. Das geht nicht aus deutscher Sicht. Krieg in Europa ist aus deutscher Sicht keine Option. Und man muss alles tun, das zu verhindern, durch eine rationale, interessengeleitete, vernĂŒnftige Politik und nicht durch eine Politik, die sich mehr oder weniger hinter dem ukrainischen PrĂ€sidenten versteckt.»

Vad ging in der Veranstaltung auf weitere Fragen ein, wie die nach der Zukunft der UNO und der Rolle der BRICS. FrĂŒher seien Konflikte mit neuen aufstrebenden MĂ€chten wie derzeit China mit Kriegen ausgefochten worden. Das gehe im Zeitalter der Nuklearwaffen nicht mehr, betonte der ehemalige Merkel-Berater (von 2006 bis 2013). Er verteidigte auch die frĂŒhere Kanzlerin und meinte, diese habe sich sehr wohl fĂŒr friedliche Problemlösungen eingesetzt und 2008 vor einem Ukraine-Beitritt zur NATO gewarnt, weil das Krieg bedeute.

ErwartungsgemĂ€ĂŸ sprach er sich im Zusammenhang mit der neuen deutschen Wehrpflicht fĂŒr eine verteidigungsfĂ€hige Bundeswehr aus, die auch «kriegstĂŒchtig» sein mĂŒsse. Sie diene aber nur dem Verteidigungsauftrag des Grundgesetzes und sei auch dessen Friedensgebot verpflichtet. Das alte Modell der umfassenden Wehrpflicht halte er nicht fĂŒr zeitgemĂ€ĂŸ, erklĂ€rte er, und sprach sich fĂŒr Freiwilligkeit aus.

Auch die NATO mĂŒsse ein VerteidigungsbĂŒndnis bleiben, so der frĂŒhere auch in den USA ausgebildete Berufssoldat. Er sieht zwar den russischen Einmarsch in die Ukraine auch als «völkerrechtswidrigen Angriff» an, machte aber ebenso auf dessen Vorgeschichte aufmerksam. Vad fordere auf die Frage, wer der Aggressor sei, eine differenziertere Antwort als jene, die die westliche Politik darauf gebe.

Er kritisierte in dem Zusammenhang auch deutlich die Medien in Deutschland, die im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg ein «eindimensionales Bild» vermitteln wĂŒrden. Auch Vad wurde bereits fĂŒr seine differenzierten Sichten und Positionen medial ins Visier genommen. Ihm fehle die Vielfalt und die Ausgewogenheit in den Sichten und Darstellungen, sagte er.

Es sei «etwas Wahre dran», wenn sich selbst die US-Politik Sorgen um die Meinungsfreiheit in Europa mache, stellte er fest. Es sei «total wichtig», dass es Dialog gebe und versucht werde, den anderen zu verstehen. Das gelte international wie innenpolitisch, betonte der ehemalige Kanzler-Berater.

Verantwortungslose Politik

Er kritisierte auch die Evangelische Kirche in Deutschland fĂŒr ihre einseitige Parteinahme in ihrer jĂŒngsten «Friedensdenkschrift». Diese klinge nach einer Neuauflage der These vom «gerechten Krieg», den es aber nicht gebe, wie der Ex-Berufssoldat feststellte. Er habe in den letzten Jahren bei Kirchentagen den Eindruck gehabt:

«Da fehlt jetzt nicht mehr viel, bis sie anfangen, die Waffen zu segnen, die in die Ukraine geschickt werden. Das kann doch nicht sein.»

Ebenso wandte er sich ausdrĂŒcklich gegen politische kriegerische Sprache wie die von Kanzler Merz und dessen jĂŒngsten Vergleich des russischen PrĂ€sidenten Wladimir Putin mit Adolf Hilter: «Das geht gar nicht.» Er wundere sich, dass es keine Empörung in Deutschland dagegen gebe.

Vad warnte vor der Verantwortungslosigkeit der kriegstreibenden Politiker, die nicht diejenigen seien, die an die Front gingen. Sie hĂ€tten immer noch nicht verstanden, dass es fĂŒr die Ukraine keine militĂ€rische Lösung gebe. Er gestand ein:

«Also diese Kerle, die wĂŒrde ich am liebsten in die Uniform stecken und da vorne hinstellen.»

Er wisse, dass es auch unter aktiven deutschen MilitĂ€rs solche gebe, die ihm zustimmten und die Politik kritisierten. Aber sie wĂŒrden nicht an die Öffentlichkeit gehen, aus Angst um Job und Karriere, bedauerte der Ex-General, der in Deutschland «sehr viel Konformismus» ausmachte. Deshalb könne der Roman «Der Untertan» von Heinrich Mann wieder aufgelegt werden.

Ihn erschrecke die «UniformitĂ€t im Denken», gestand der ehemalige Berufssoldat den etwa 50 Zuhörern im Kulturzentrum «Peter Edel». Er stimmte der Frage des Journalisten Andreas Peter zur Rolle der transatlantischen Netzwerke in Europa zu. Mit deren Hilfe wĂŒrden die Neokonservativen aus den USA versuchen zu Â«ĂŒberwintern», bis Trump nicht mehr US-PrĂ€sident ist. Zuvor hatte der Ex-General klargestellt:

«Kriege brechen auch nicht aus. Sie werden gemacht, sie werden vorbereitet, sie werden geplant. Sie sind die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln oder mit Einmischung anderer Mittel. Aber der Erzeuger von Krieg ist die Politik. Das stimmt nach wie vor und wir sind aufgefordert, Kriege wirklich zu verhindern.»

Das klang ungewöhnlich fĂŒr einen ehemaligen hochrangigen MilitĂ€r. Der stellte aber außerdem klar: «Wenn man dahinter schaut und die beteiligten Interessen auch betrachtet, worum es wirklich geht, dann bekommt man eben oft ein ganz anderes Bild».

«Und deswegen sind Kriege auch zu Àchten. Ich sage das auch als ehemaliger Soldat, als Ex-General und als einer der mit MilitÀr und Krieg und Frieden beruflich viel zu tun hatte. Sie sind kein gerechtfertigtes Mittel der Politik.»

CEPI spendiert Moderna 54,3 Millionen Dollar fĂŒr Vogelgrippe-Impfstoff

Moderna hat bekannt gegeben, dass das Unternehmen bis zu 54,3 Millionen Dollar von «einer globalen Impfstoffpartnerschaft» erhalten wird, um seine laufende Forschung an einem potenziellen mRNA-«Impfstoff» gegen die Vogelgrippe zu finanzieren. Damit soll ein Teil der Mittel ausgeglichen werden, die weggefallen sind, nachdem die Trump-Regierung VertrÀge im Wert von Hunderten Millionen Dollar strich.

So hatte die Biden-Regierung im Januar 2025 zwar einen Vertrag mit Moderna im Wert von 590 Millionen Dollar angekĂŒndigt, um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Vogelgrippe zu unterstĂŒtzen, doch im Mai wurde dieser von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. gekĂŒndigt.

Bei der spendierfreudigen «Impfstoffpartnerschaft», die Moderna jetzt unterstĂŒtzen will, handelt es sich um die CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations), eine öffentlich-private Partnerschaft aus Regierungen und philanthropischen Organisationen, die angeblich kĂŒnftige «Pandemien» verhindern will. Sie wird Moderna jetzt dabei helfen, seinen Vogelgrippe-Impfstoffkandidaten bis zur Zulassung zu bringen.

«Wir sind stolz auf die UnterstĂŒtzung durch die CEPI bei der Weiterentwicklung unseres Pandemie-Influenza-Impfstoffkandidaten – eine Forschung, die fĂŒr unser Engagement in der Pandemievorbereitung von entscheidender Bedeutung ist. Die mRNA-Technologie kann eine zentrale Rolle dabei spielen, neu auftretende Gesundheitsbedrohungen schnell und wirksam anzugehen. Und wir freuen uns darauf, unsere Partnerschaft mit CEPI fortzusetzen, wĂ€hrend wir unser Portfolio zur Gesundheits­sicherheit ausbauen und parallel die 100-Tage-Mission vorantreiben», sagte Moderna-CEO StĂ©phane Bancel in einer ErklĂ€rung.

Hintergrundinformationen: Die CEPI wurde 2016 auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) ins Leben gerufen und wird vor allem von der Gates-Stiftung, dem Wellcome Trust und den Regierungen von Deutschland, Norwegen, Indien und Japan sowie sechs der grĂ¶ĂŸten Pharmaunternehmen der Welt unterstĂŒtzt.

Und wĂ€hrend Kritiker warnen, dass die experimentellen mRNA-PrĂ€parate viele Gesundheitsrisiken bergen, lobt die CEPI sie in höchsten Tönen. Die AktivitĂ€ten der CEPI sind eng mit einigen Hauptakteuren der «Corona-Pandemie» verknĂŒpft.

2023 ging die Koalition zum Beispiel eine Partnerschaft mit BioNTech fĂŒr die Entwicklung eines Mpox-mRNA-Impfstoffs ein. Und Anfang 2025 wurde das deutsche Biotechnologie-Startup Ethris, das enge Verbindungen zur Gates-Stiftung pflegt, mit fĂŒnf Millionen Dollar fĂŒr die Entwicklung eines nasalen mRNA-«Impfstoffs» bedacht.

Auch gehört die CEPI zum Club derjenigen, die gemeinsam mit der EU-Kommission die «Pandemie»-Industrie in Afrika ankurbeln wollen. Dort war der Absatz an experimentellen Corona-«Impfstoffen» eher dĂŒrftig, allerdings bietet der Kontinent ein riesiges GeschĂ€ftspotenzial.

Gerade im Oktober hat Ursula von der Leyen angekĂŒndigt, dass sie angeblich Gutes tun – und die Herstellung und den Zugang zu Impfstoffen, Arzneimitteln und Gesundheitstechnologien in Afrika fördern will (wir berichteten).

Kurz darauf hatte die Pharmaindustrie mehr klinische Studien zu Impfstoffen und Medikamenten in Afrika gefordert. Als Argumente wurden angefĂŒhrt, dass Studien in den USA nicht immer «ihre Rekrutierungsziele rechtzeitig erreichen», die Kosten «rasant steigen» und Afrika Â«ĂŒber eine schnell wachsende junge Bevölkerung verfĂŒgt». FĂŒr globale Sponsoren sei der Kontinent entscheidend, «um die heutigen EngpĂ€sse in klinischen Studien zu lösen».

Wer wird dabei helfen? Akteure, die schon bei Corona gezeigt haben, dass sie keine Skrupel kennen: Die WHO, die Gates-Stiftung, die EuropĂ€ische Arzneimittelagentur, die US-Regulierungsbehörde FDA, das kanadische Gesundheitsministerium Health Canada – und natĂŒrlich die CEPI.


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Feed Titel: Verfassungsblog


Schöne, friedliche Tage

Was soll man sagen ĂŒber dieses Jahr 2025? Je weniger, desto besser. Die ganzen grimmigen Höhepunkte des Jahres zu rekapitulieren, wie man es sonst von einem Jahresend-Editorial erwarten wĂŒrde, erscheint mir unangemessen. Nicht weil ich das alles nicht mehr ertragen und meine Ruhe haben und Ihnen das Gleiche unterstellen will. Sondern weil ein mĂ€chtiger und gefĂ€hrlicher Sog ausgeht von dem fortdauernden Doom and Gloom, den ununterbrochenen Schreckenspro- und -diagnosen, die so unerbittlich die NachrichtenkanĂ€le und Social-Media-Timelines gefĂŒllt haben in diesem Jahr. Nichts wird besser, wenn wir alle gemĂŒtskrank werden.

„Last summer in peace“: Dieser Spruch war, wie ich gelernt habe, im Sommer 2025 unter polnischen und baltischen Studierenden populĂ€r. Mir erscheint er weder zynisch noch fatalistisch, sondern erfrischend lebensfroh, gerade in und wegen seiner Illusionslosigkeit. Das beste Mittel gegen die Verzweiflung ist immer noch ein klarer, offener und schonungsloser Blick auf das, was uns umgibt und was auf uns zukommt.

Wir haben in diesem Jahr das Justiz-Projekt umgesetzt. Wir haben in Dutzenden von GesprĂ€chen ermittelt, was Menschen im Justizdienst einfĂ€llt, wenn sie anfangen, sich mit dieser Frage zu beschĂ€ftigen: Was kommt da auf uns zu? Wir haben Szenarien ermittelt, wie es aussehen könnte, wenn autoritĂ€re Populisten ihre Strategie umsetzen und die unabhĂ€ngige Justiz in die Zange nehmen. Mein tiefer Respekt und Dank gilt Friedrich Zillessen, Anna-Mira Brandau, Lennart Laude, Juliana Talg, Etienne Hanelt, Emma Bruhn, Janos Richter, Jakob Weickert, Sophie Sendrowski, Jonathan Schramm, Annika Perlebach, Zita Nogrady und Vincent KĂŒhler, die dieses Projekt (und die meisten von ihnen davor schon das ThĂŒringen-Projekt) umgesetzt haben. Sie alle, so mein Eindruck, gehen gestĂ€rkt aus dieser Erfahrung hervor. Genau wie ihre GesprĂ€chspartner*innen in der Justiz.

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Research Fellow in Rule of Law, Accession and European Security


The Bingham Centre for the Rule of Law at BIICL is seeking a skilled and motivated Research Fellow to contribute to a strategic programme exploring the relationship between rule of law standards, European Union (EU) accession processes, and the evolving security challenges in Europe.


For full details of the role, person specification and application process, please visit our recruitment portal at: https://hr.breathehr.com/v/research-fellow-in-rule-of-law-44353 .
It is expected that interviews will take place in late January 2026.

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Mein Dank gilt genauso all den Menschen und Institutionen, die mit ihren Spenden dieses Projekt und ĂŒberhaupt die Arbeit des Verfassungsblogs möglich gemacht haben. Wir haben uns als Organisation enorm weiterentwickelt (danke, Schmid-Stiftung und Robert-Bosch-Stiftung!), in der GeschĂ€ftsfĂŒhrung, im Personal-, Finanz- und Kommunikationsmanagement, in der EigentĂŒmerstruktur. Wir sind professioneller, effektiver und effizienter geworden. Wir haben unsere Reichweite massiv ausgeweitet: 3,5 Millionen Besuche hatten wir auf unserer Website, fast eine Million mehr als im letzten Jahr (und manche davon vom Internationalen Gerichtshof). Wir haben unsere Blog-Symposien weiterentwickelt und zwölf Verfassungsbooks publiziert, viele davon mit großer Resonanz in der Wissenschaft und der Öffentlichkeit. Mein besonderer Dank gilt meiner WeggefĂ€hrtin Evin Dalkilic, die den Verfassungsblog als Verlag und wichtigen Player in der Open-Access-Landschaft maßgeblich aufgebaut hat und jetzt, nach sieben aufregenden, abenteuerlichen und anstrengenden Jahren Verfassungsblog, zu neuen Ufern aufbricht.

Wir gehen stĂ€rker, robuster und, ja, auch zuversichtlicher ins neue Jahr als letztes Jahr um diese Zeit. Wir werden weiter öffentlich machen, was gewusst wird und gewusst werden muss ĂŒber Zustand und Zukunft von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten. Text fĂŒr Text – und bald auch in neuem Design, auf einer aufgerĂ€umteren, funktionaleren, moderneren Website (endlich!). Wir werden weiter investieren in die Ermittlung von Szenarien und in die Vorbereitung auf die Strategien des Institutionenmissbrauchs, mit denen der autoritĂ€re Populismus scheinbar unaufhaltsam immer mehr an Macht gewinnt. Wir werden uns als nĂ€chstes die Wissensinstitutionen anschauen, die Hochschulen, die Medien und ihre jeweiligen Verwundbarkeiten. Wir werden uns auf die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern vorbereiten und auf die Möglichkeit, dass dort bald die AfD Exekutivmacht ausĂŒbt. Wir werden uns nicht unterkriegen lassen. Wir werden weder der Versuchung nachgeben, uns in identitĂ€re, rĂŒckwĂ€rtsgewandte Scheinidyllen, in Weltflucht, Wahrnehmungsverweigerung, Ab- und Ausgrenzung und Hass zu flĂŒchten, noch dem Sog der Depression. Wir werden sie weiter an uns heranlassen, diese Welt und alles, was in ihr passiert, all ihre Schrecken –  auch die von unserem Land, unserer Regierung, uns selbst mitverursachten – eingeschlossen. Wir werden uns weiter anschauen, was da los ist, was es damit auf sich hat und was davon zu halten ist. Wir werden die Augen offen halten und den RĂŒcken gerade.

In diesem Sinne: frohe Feiertage! Genießen wir die Zeit, die auf uns zukommt. I mean it.

P.S.: Das geht natĂŒrlich alles nicht ohne Ihre Spenden. Bitte hier entlang!

P.P.S.: Das Editorial geht hiermit in die Feiertagspause. Wir sehen uns am 9. Januar wieder!

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Unsere Texte des Jahres 2025

Langeweile ist eine knappe Ressource. Wir freuen uns schon auf die Tage, in denen wir nach ein, zwei GlĂŒhwein einfach nur stundenlang dem Kaminfeuer beim Brennen zuschauen können. Doch wie bei jeder Ressource macht auch bei der Langeweile die Dosis das Gift. Um Sie in unserer Weihnachtspause vor einer Überdosis zu bewahren, haben wir unsere Lieblingstexte des Jahres fĂŒr Sie zusammengestellt.

MAXIM BÖNNEMANN

Bei uns geht es viel ums Recht. Um Texte, Normen und die Kraft des besseren Arguments. Das ist zwar sehr vernĂŒnftig, verstellt bisweilen aber den Blick darauf, dass politische Gemeinschaften ihren Sinn auch in Quellen außerhalb von Vernunft und rationalem Diskurs suchen. PAUL W. KAHN schreibt seit Jahrzehnten ĂŒber diese Leerstellen liberaler Theorie. Dieses Jahr hatte er mit einem Text ĂŒber Glauben und Gewalt in den Vereinigten Staaten sein DebĂŒt auf dem Verfassungsblog. Auch das sĂ€kulare US-amerikanische Verfassungsprojekt sei schon immer ein politisch-theologisches Projekt gewesen. Doch wĂ€hrend dessen Anziehungskraft schwinde, rĂŒckten nun christliche Nationalisten in das Zentrum der Politik. Ihre Botschaft sei keine der Liebe, sondern eine der Gewalt: „America’s civil wars are not yet done.“ DĂŒstere LektĂŒre – aber wer autoritĂ€ren Heilsversprechen etwas entgegensetzen möchte, muss sie zuerst verstehen.

EVA MARIA BREDLER

Was tun, wenn das Recht in unseren HĂ€nden zerbröselt? Die Frage treibt uns schon lange um, aber dieses Jahr besonders. Ich erspare Ihnen den deprimierenden JahresrĂŒckblick, Sie waren ja dabei. Viel lieber möchte ich Ihnen die Antwort von ITAMAR MANN ans Herz legen. Auch wenn der Titel nicht besonders erbaulich klingt: Mann gelingt es, „auf dem Friedhof des Völkerrechts“ einen Totentanz der Tiere aufzufĂŒhren, der mich an die Auferstehung des Rechts glauben lĂ€sst. DafĂŒr braucht es Strauße (die ihren Kopf tief in den völkerrechtlichen Sand stecken), Eulen (die altersweise die Probleme erkennen und von einem besseren Recht trĂ€umen) und – wichtig – Oktopusse (die ernsthaft, aber verspielt das Recht ganz anders anwenden). Welches Tier sind Sie?

CHARLOTTE HERBERT

In meinem Jahr als Redakteurin fĂŒr Digitales habe ich viel gelesen und gelernt ĂŒber transatlantische AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnisse – „digitale SouverĂ€nitĂ€t“ ist 2025 zum omniprĂ€senten Lieblingsschlagwort geworden: Ihrem Fehlen werden beinah alle technischen, digitalen und geopolitischen Übel der Gegenwart zugeschrieben. Staubiges Europa trifft auf prosperierende Privatunternehmen, allen voran Starlink.

In meinem Lieblingstext des Jahres entwirrt ALINA UTRATA die FĂ€den zwischen staatlichen Bestrebungen nach digitaler UnabhĂ€ngigkeit, wachsender politischer Macht privater Unternehmen und privater Kontrolle kritischer Infrastrukturen. Sie beleuchtet dabei die historische KontinuitĂ€t von staatlicher KonzernabhĂ€ngigkeit – von imperialen Handelsgesellschaften bis hin zu modernen Cloud-Anbietern – und das, ohne den hier unbedingt erforderlichen, dunklen, englischen Sarkasmus zu verlieren.

Wenig beschönigend, aber dennoch unterhaltsam, fordert sie, Privatunternehmen endlich als politische Akteure zu begreifen – und nicht weniger als ihre Demokratisierung. CEOs dĂŒrfen ihre Firmen nicht lĂ€nger wie kleine Monarchen fĂŒhren!

JASPER NEBEL

Lesekreise sind ja so eine Sache – der eine vergisst zu lesen, die andere findet das Buch schlecht, und schon ist der Lesekreis auch wieder Geschichte. Nun stellen Sie sich vor, dass ausnahmsweise alles super lĂ€uft, aber dann der Verfassungsschutz kommt und sagt: Nix da, euer Lesekreis ist verfassungswidrig.

So geschehen in Hamburg: Der dortige Verfassungsschutz hatte in seinem Verfassungsschutzbericht einen marxistischen Lesekreis als verfassungswidrig aufgefĂŒhrt. Und auch das VG Hamburg zweifelt in seinem Urteil an der Verfassungstreue von Karl Marx. BRUNO LEIPOLD hat sich das Ganze genauer angeschaut – und nimmt das Urteil nach allen Regeln der Kunst auseinander. Akribisch knöpft sich Leipold jeden Satz des Urteils vor, deckt eklatante MissverstĂ€ndnisse auf, weist auf die Nicht-Vielfalt der Quellen hin (das VG zitierte – wenn ĂŒberhaupt – eine Quelle) und kommt zu dem wenig ĂŒberraschenden Schluss: „Ironisch ist, dass die Richter des Hamburger Verwaltungsgerichtes von einem Marx-Lesekreis profitieren wĂŒrden, um an einer solchen Debatte besser teilnehmen zu können.“

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We are delighted to announce that our next Max Planck Masterclass with Dr. Ana Bobić is now open for applications (deadline 22 March).
The Masterclass on “Hegel and EU law” will take place on 26 – 29 Mai 2026 at the Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law in Heidelberg, Germany.
More information can be found here.

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MAXIMILIAN STEINBEIS

Wissenschaftler*innen, die ihre AutoritĂ€t und Expertise zum Protest gegen autoritĂ€re und illiberale Politik einsetzen, kompromittieren sich als Wissenschaftler*innen? „Scholactivism“ ist das Stichwort, unter dem diese Debatte gefĂŒhrt wird. Einer von denen, die sich besonders vehement gegen aktivistische Wissenschaft ausgesprochen haben, ist der Prager Europarechtler (und Verfassungsblog-Autor seit 2012) JAN KOMÁREK. Als er sich im FrĂŒhjahr auf ein Fellowship an der NYU vorbereitete, sah er die Zeit fĂŒr eine Geste des Widerstands gekommen: In seinem Editorial vom 4. April gab er explizit und öffentlich zu Protokoll, was er von Donald Trump und der US-Politik gegenĂŒber Israel und Ghaza hĂ€lt – als Inspiration fĂŒr andere Wissenschaftler*innen, die sich versucht sehen, sich aus Angst um ihr Einreisevisum selbst zu zensieren, und um seine „eigene WĂŒrde (zu) bewahren, denn vielleicht fehlt mir der Mut, diese Dinge auszusprechen, sollte ich im Herbst in die USA einreise. 
 Sollte mein Antrag abgelehnt werden, weiß ich warum. Doch ich werde mich nicht an dem Akt der Unterwerfung beteiligen, den Trump und seine AnhĂ€nger von all jenen verlangen, die in die Vereinigten Staaten reisen wollen – in das Land, wie wir es kannten, bevor dieser verfassungswidrige Putsch begann.“

JANA TRAPP

Es gibt Texte, die treffen beim Lesen so prĂ€zise ins eigene Unbehagen, dass die Klarheit einen fast schon unangenehm ĂŒberfĂ€llt: Plötzlich ist sortiert, was diffus war, und benannt, was vorher nur vage gespĂŒrt wurde. Dieser gehört dazu: Messerscharf und mit geduldigem Unfug-Detektor legt CHRISTINE MORGENSTERN eine Kriminalpolitik offen, in der der Staat seinen „Gewaltschutz“ verdĂ€chtig strafrechtlich konstruiert. Der Text zeigt, wie feministische Kriminalwissenschaft zwischen Carceral Feminism, Migrationspolitik und autoritĂ€ren Versuchungen balanciert. Und dass Differenzierung kein Luxus verwöhnter Liberaler ist, sondern demokratische Notwendigkeit: um die Not zu wenden. FĂŒr mich ist dieser Beitrag ein Kompass inmitten kriminalpolitischer Sturmhöhen, der statt Parolen pointierte PrĂ€zision bietet.

JAKOB GAĆ PERIN WISCHHOFF

Die umfassende Invasion der Ukraine durch Russland in den vergangenen fast vier Jahren hat zu politischen Verschiebungen und VerĂ€nderungen in Europa und darĂŒber hinaus gefĂŒhrt. Die NATO-FĂ€higkeiten in Europa, angespannte transatlantische Allianzen mit unfreundlichen Zöllen sowie ein erneuertes Bewusstsein fĂŒr die Notwendigkeit einer starken und unabhĂ€ngigen europĂ€ischen Außen- und Sicherheitspolitik sind allesamt Konsequenzen der Anforderungen dieser neuen RealitĂ€ten. Eines der Themen, das nach wie vor europĂ€ische Politiker:innen und EU-Institutionen beschĂ€ftigt, sind die eingefrorenen russischen Gelder. ANTON MOISEIENKO stellt in einem meiner LieblingsbeitrĂ€ge dieses Jahres die Thematik nĂŒchtern aus rechtlicher und politischer Perspektive dar – klar und nachvollziehbar.

*

Editor’s Pick

von CHARLOTTE HERBERT

Weiße Weihnachten sind in Deutschland ein rares PhĂ€nomen – ein Wunschszenario, dessen Eintritt inzwischen unwahrscheinlicher scheint als eine Auslandsreise von Friedrich Merz ohne Eklat. Auf der Zugspitze, dem höchsten Berg des Landes, werden heute sieben Grad erwartet; ich habe meinen Mantel gegen eine Jeansjacke getauscht, und wenn man genau hinsieht, erkennt man bereits die ersten Babykrokusse, die sich durch den Asphalt schieben.

In dieser unweihnachtlichen Stimmung, der selbst mehrere (zu) heiße GlĂŒhweine wenig entgegensetzen können, habe ich kĂŒrzlich wieder zu meinem liebsten (Winter-)Buch gegriffen: In eisigen Höhen von Jon Krakauer. Darin schildert er, wie er 1996 als Journalist mit einer kleinen Gruppe aufbrach, um den Mount Everest zu besteigen (damals noch eine recht exklusive Erfahrung). Die Expedition – wie Krakauer gleich auf der ersten Seite vorwegnimmt – gerĂ€t in ein heftiges Unwetter, das nicht alle ĂŒberleben werden. Krakauer, der auf dem Gipfel selbst zunehmend unter KĂ€lte und Sauerstoffmangel den Verstand verliert, beschreibt mit einzigartiger IntensitĂ€t das Chaos, das die Unbarmherzigkeit der Natur dort oben entfesselt – aber auch die AbsurditĂ€t und den GrĂ¶ĂŸenwahn, dem Menschen verfallen, wenn sie glauben, sie könnten die Natur bezwingen.

Eine absolute Leseempfehlung fĂŒr alle, die sich ĂŒber die Feiertage einkuscheln möchten, die ihre eben noch verhassten fĂŒnf Grad Nieselregen zu schĂ€tzen lernen wollen – oder einfach eine LektĂŒre brauchen, die zuverlĂ€ssig von den Strapazen familiĂ€rer Weihnachtlichkeiten ablenkt.

*

Die Woche auf dem Verfassungsblog

zusammengefasst von EVA MARIA BREDLER

Als Kind war das Jahresende eine Zeit der „DezembertrĂ€ume“. Inzwischen herrscht eher Dezemberfieber, quite literally – wir in der Redaktion wechseln uns ab mit dem Kranksein. Aber auch metaphorisch: GefĂŒhlt wollen alle auf die letzten Meter noch schnell die Jahresziele erreichen; sie arbeiten, machen Burpees und schreiben die NĂ€chte durch – ein vorweihnachtlicher Arbeitsschlauch fĂŒr uns, aber ein Lesefeuerwerk fĂŒr Sie. Los geht’s:

Wochenlang wurde diskutiert, ob sie eingefrorenes Staatsvermögen Russlands fĂŒr einen Kredit fĂŒr die Ukraine nutzen soll. Heute hat sie sich auf einen 90-Milliarden-Kredit geeinigt – vorerst ohne direkte Nutzung der eingefrorenen russischen Gelder. Doch die Frage bleibt auch fĂŒr die Zukunft interessant. SIMON GEIERSBACH (DE) hĂ€lt die Gelder auch eingefroren fĂŒr nutzbar und zeigt, warum ein solches EU-Reparationsdarlehen an die Ukraine rechtlich und finanzpolitisch tragfĂ€hig sein kann.

Diese Woche hat die EU auch einen weiteren Streitpunkt vorweihnachtlich aufgelöst: Am Dienstag verabschiedete das EuropĂ€ische Parlament das umstrittene Omnibus I-Paket, das die CSDDD – und damit indirekt auch das deutsche LkSG – neu gestaltet. DANIEL SCHÖNFELDER und MICHAELA STREIBELT (EN) fassen die fĂŒr Unternehmen wichtigsten praktischen Änderungen zusammen, vor allem fĂŒr Berichts- und Transparenzpflichten.

Um Transparenz ging es der EU auch mit dem Digital Services Act. Dessen Artikel 40 öffnet Plattformdaten fĂŒr Forschende – doch fĂŒr wen genau? DAPHNE KELLER (EN) hĂ€lt die Auslegung von „öffentlich zugĂ€nglichen“ Daten fĂŒr maßgeblich und plĂ€diert fĂŒr eine weite Auslegung, um die Transparenzziele des DSA zu erreichen.

Anfang Dezember erließ die EuropĂ€ische Kommission ihre erste DSA-Entscheidung und beanstandete darin Xs blaues HĂ€kchen als angeblich irrefĂŒhrend. FĂŒr MARC ANDRÉ BOVERMANN (EN) verkennt die EuropĂ€ische Kommission damit die strukturellen Probleme der Plattform und trĂ€gt nur wenig zur Vertrauensbildung bei.

Apropos Vertrauensbildung: TOMMASO PAVONE, SILJE SYNNØVE LYDER HERMANSEN und LOUISA BOULAZIZ (EN) untersuchen anhand eines neuen Datensatzes mit fast 7.000 Urteilen von 1962 bis 2016, ob der EuGH die Schwachen oder die MĂ€chtigen hĂ€ufiger schĂŒtzt. Ihr Ergebnis: Individualpersonen gewinnen hĂ€ufiger als Unternehmen, unter anderem weil der EuGH Ressourcenungleichheiten ausgleicht.

Um Machtverschiebungen ging es auch im Egenberger-Urteil des BVerfG. FĂŒr HEIKO SAUER (DE) markierte das Urteil einen Kurswechsel im Europaverfassungsrecht. BENEDIKT RIEDL (DE) hĂ€lt dagegen: Karlsruhe hat diesmal zwar nicht den Konflikt mit dem EuGH gesucht, die Ultra-vires-Kontrolle bleibt aber trotzdem unerlĂ€sslich.

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BeschĂ€ftigt hat das BVerfG zudem die Pressefreiheit: Der SPIEGEL durfte in der Berichterstattung ĂŒber Wirecard die VerdĂ€chtigen namentlich nennen, wie das Gericht nun entschied. LIAM DRAF und GUNNAR DUTTGE (DE) warnen: Dies schwĂ€cht Persönlichkeitsrechte und setzt Betroffene dem Risiko öffentlicher Vorverurteilung aus.

Eine buchstĂ€bliche öffentliche Vorverurteilung beobachtet KAI AMBOS (DE) mit Besorgnis in den USA. Die US-Regierung sanktionierte den damaligen ChefanklĂ€ger des Internationalen Strafgerichtshofs und IStGH-Richter, weil diese Strafverfahren gegen Trumps Parteifreunde betrieben haben: „Die US-Sanktionspolitik gegen den Internationalen Strafgerichtshof ist nicht nur ein Angriff auf den IStGH, sondern auf das Recht schlechthin.“ Ambos erklĂ€rt die gravierende Wirkung der Sanktionen – und warum die EuropĂ€ische Union jetzt reagieren muss.

Auch in RumĂ€nien ist die richterliche UnabhĂ€ngigkeit in Gefahr. Am Montag entschied nun der EGMR im Fall Danileț, dass Richter*innen grundsĂ€tzlich nicht dafĂŒr diszipliniert werden können, öffentlich den Rechtsstaat zu verteidigen. IURIE PATRICHEEV (EN) begrĂŒĂŸt das als wichtige Intervention zum richtigen Zeitpunkt und erklĂ€rt, was das Urteil fĂŒr RumĂ€niens belastete Justiz bedeutet.

Leider ist inzwischen auch der EGMR selbst in Gefahr: Immer mehr Mitgliedstaaten drohen damit, die EMRK zu verlassen – vor allem aus migrationspolitischen GrĂŒnden. Letzte Woche trafen sich die Minister*innen des Europarats, um zu diskutieren, wie sich Migrationsfragen unter der EMRK potenziell neu ausrichten lassen. JASPER KROMMENDIJK und LINA SOPHIE MÖLLER (EN) analysieren das Dezember-Treffen, die inneren Spannungen unter den Staaten und die Folgen fĂŒr den EGMR.

Auch Polen erwĂ€gt den EMRK-Austritt – und das unter dem frĂŒher proeuropĂ€ischen Premierminister Donald Tusk. Dessen politische Rhetorik lĂ€sst sich inzwischen fast mit der von Viktor OrbĂĄn verwechseln, nachdem Polen als HoffnungstrĂ€ger fĂŒr rechtsstaatliche Widerstands- und ErholungsfĂ€higkeit galt. WOJCIECH ZOMERSKI (EN) warnt: Keine politische Kraft ist gegen die Versuchungen des Populismus immun – auch jene nicht, die vorgibt, uns vor dem Populismus zu retten.

Rettung vor dem Populismus versprechen sich viele in Deutschland von einem Parteiverbot der AfD. JOHANNES MAURER und NIKLAS SPAHR (DE) zeigen eine Alternative auf: Nach Art. 21 Abs. 3 GG können auch große Parteien wie die AfD von der staatlichen Finanzierung ausgeschlossen werden.

Mit dem Ausschluss von staatlicher Finanzierung muss das Land Berlin dagegen kĂŒnftig vorsichtiger sein: Laut Bundesverfassungsgericht hat Berlin viele seiner Beamt*innen zu niedrig alimentiert. Warum uns das Problem auch ĂŒber Berlin hinaus noch weiter beschĂ€ftigen wird, erklĂ€rt SINAN KURT (DE).

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Kurz vor Jahresende haben wir noch zwei Symposien gestartet.

Wir fragen uns: „Wem gehört die Wissenschaft?“ – und wem sollte sie gehören? Obwohl Wissen als öffentliches Gut prinzipiell unbegrenzt teilbar ist, wird der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und Infrastrukturen durch ökonomische und rechtliche Strukturen beschrĂ€nkt. Zwischen kommerziellen Verlagsmodellen, staatlicher Finanzierung und Community-getragenen Open-Access-Initiativen stellen sich grundlegende Fragen nach Eigentum, Verantwortung und UnabhĂ€ngigkeit wissenschaftlicher Arbeit. Das Symposium ist ein Ergebnis des vom Bundesministerium fĂŒr Forschung, Technik und Raumfahrt geförderten Projekts „Erwerbungslogik als Diamond-Open-Access-Hindernis“. EVIN DALKILIC eröffnet die Debatte mit der Beobachtung, dass die „Open-Access-Revolution“ ihre Versprechen nicht eingelöst habe, doch noch sei nicht alles verloren. Wieso wir auf Amateure setzen sollten und was Sputnik 1 mit der Zeitschriftenkrise zu tun hat, zeigt ihr Beitrag. Dabei sind Vergangenheit und Gegenwart geprĂ€gt von staatlicher Informationskontrolle, Zensur und Desinformation. FĂŒr nationalistische Regierungen verstĂ€rke das Internet ihre FĂ€higkeit, Minderheiten und politische Gegner zu marginalisieren und zu entmenschlichen, schreibt PAUL T. JAEGER.

Das zweite Symposium „In Good Faith: Freedom of Religion under Article 10 of the EU Charter“ beleuchtet die jĂŒngsten Entwicklungen zwischen Religionsfreiheit, Diskriminierungsverbot und Selbstbestimmung der Kirchen aus unionsrechtlicher Perspektive. JAKOB GASPERIN WISCHHOFF und TILL STADTBÄUMER fĂŒhren in das Symposium ein. ERICA HOWARD argumentiert, dass der Ansatz des EuGH in den Kopftuchentscheidungen die NeutralitĂ€t ĂŒberbetone und die intersektionale Dimension dieser FĂ€lle vernachlĂ€ssige. Angesichts der engen Auslegung der Religionsfreiheit durch den EuGH warnt ANDREA PIN, dass der Gerichtshof im Namen von NeutralitĂ€t und Antidiskriminierung die Religionsfreiheit – insbesondere von muslimischen Minderheiten – zu untergraben drohe und dabei die Vielfalt innerhalb Europas aus dem Blick verliere. Dagegen hĂ€lt RONAN McCREA den zurĂŒckhaltenden Ansatz des Gerichtshofs in arbeitsrechtlichen DiskriminierungsfĂ€llen fĂŒr klug, gerade vor dem Hintergrund des raschen religiösen Wandels in Europa. Nachdem Österreich (erneut) ein Kopftuchverbot an Schulen fĂŒr MĂ€dchen unter 14 Jahren eingefĂŒhrt hat, zeigt MICHAEL LYSANDER FREMUTH, wie ein solches Verbot die Autonomie der MĂ€dchen schĂŒtzen, Segregation verhindern sowie Integration und Geschlechtergleichstellung fördern könnte. Dagegen erzeugt fĂŒr PETER BUSSJÄGER das Kopftuchverbot selbst Stigmatisierung.

Bei beiden Symposien erwarten Sie noch einige spannende BeitrĂ€ge, versprochen. Nur leider werden Sie diese selbst erstöbern mĂŒssen, bis wir am 9. Januar aus der Weihnachtspause zurĂŒckkehren. Sehen Sie es als verlĂ€ngerten Adventskalender, dessen TĂŒrchen Sie Tag fĂŒr Tag selbst öffnen dĂŒrfen. Ein bisschen wie bei Rolf Zuckowski: „Weihnachten, was war das noch? Denk schnell noch einmal nach. Bestimmt wird die Erinnerung in deinem Herzen wieder wach.“ Hach, DezembertrĂ€ume.

In diesem Sinne: Fröhliche Feiertage und merry everything!

*

Mit den besten WĂŒnschen,

Ihr

Verfassungsblog-Team

Wenn Sie das wöchentliche Editorial als E-Mail zugesandt bekommen wollen, können Sie es hier bestellen.

The post Schöne, friedliche Tage appeared first on Verfassungsblog.

Nice, Peaceful Days

What is there to say about 2025? The less, the better. To recapitulate all the grim highlights of this year, as one would normally expect of an end-of-year editorial, feels inappropriate to me. Not because I can’t take it anymore and just want some peace and quiet, assuming the same of you. But because there is a powerful and dangerous pull exerted by the relentless doom and gloom – the endless predictions and diagnoses of disaster that have relentlessly filled news outlets and social-media feeds all year. Nothing gets better if we all end up mentally unwell.

“Last summer in peace”: I’ve learned that this phrase circulated among Polish and Baltic students in the summer of 2025. To me, it sounds neither cynical nor fatalistic, but refreshingly alive – precisely because it harbours no illusions. The best antidote to despair is still a clear, open and unsparing look at the world around us and at what may be coming.

This year, we carried out the Judicial Resilience Project. In dozens of conversations, we asked officials working in the judiciary what comes to mind when they start thinking seriously about the question: what happens if they are coming for us? We developed scenarios of what it might look like if authoritarian populists were to put their strategy into practice and close in on the independent judiciary. My deep respect and thanks go to Friedrich Zillessen, Anna-Mira Brandau, Lennart Laude, Juliana Talg, Etienne Hanelt, Emma Bruhn, Janos Richter, Jakob Weickert, Sophie Sendrowski, Jonathan Schramm, Annika Perlebach, Zita Nogrady and Vincent KĂŒhler, who made this project happen (and most of whom had already worked on the Thuringia Project before). My sense is that all of them emerged stronger from this experience – just like the people in the judiciary they spoke with.

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Research Fellow in Rule of Law, Accession and European Security

The Bingham Centre for the Rule of Law at BIICL is seeking a skilled and motivated Research Fellow to contribute to a strategic programme exploring the relationship between rule of law standards, European Union (EU) accession processes, and the evolving security challenges in Europe.

For full details of the role, person specification and application process, please visit our recruitment portal at: https://hr.breathehr.com/v/research-fellow-in-rule-of-law-44353 .
It is expected that interviews will take place in late January 2026.

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I am equally grateful to all the individuals and institutions whose donations made this project, and indeed the work of Verfassungsblog as a whole, possible. As an organisation, we have taken a huge step forward (thank you, Schmid Foundation and Robert Bosch Foundation!) – in management, HR, finance and communications, and in our ownership structure. We are more professional, more effective and more efficient than before. Our reach has grown dramatically: 3.5 million visits to our website, almost a million more than last year (and some of them from the International Court of Justice). We further developed our blog symposia and published twelve Verfassungsbooks, many of which sparked strong responses both in academia and beyond. My special thanks go to my long-time companion Evin Dalkilic, who played a crucial role in building Verfassungsblog as a publisher and as a voice in the open-access landscape – and who is now, after seven intense, adventurous and exhausting years, setting off for new horizons.

We are heading into the new year stronger, more resilient and – yes – more hopeful than we were a year ago. We will continue to make public what is known, and what needs to be known, about the state and future of democracy, the rule of law and human rights. Text by text – and soon also in a new design, on a cleaner, more functional and more modern website (finally!). We will continue to invest in developing scenarios and preparing for the strategies of institutional abuse through which authoritarian populism seems to be gaining power at an alarming pace. Next, we will turn our attention to knowledge institutions – universities and the media – and to their specific vulnerabilities. We will prepare for the state elections in Saxony-Anhalt and Mecklenburg-Western Pomerania, and for the possibility that the AfD may soon exercise executive power in those states. We will not be intimidated. We will resist the temptation to retreat into comforting fictions, identitarian nostalgia, escapism, denial, exclusion and hatred. We will equally resist the pull of despair. We will stay with this world and everything that happens in it: its beauty and its violence, including the harms for which our own country, our own government, and we ourselves bear responsibility. We will keep looking, keep asking, keep thinking. Eyes open, backs straight.

In that spirit: happy holidays! Let’s enjoy the time ahead. I mean it.

P.S.: None of this would be possible without your donations, of course. Please follow this link.
P.P.S.: The editorial now pauses for the holidays. We’ll be back on 9 January.

*

Our Favourite Pieces of 2025

Boredom is a scarce resource. We’re already looking forward to the days when, after one mulled wine (or two), we can simply watch the fire in the fireplace burn for hours on end. But, as with any resource, overdosing is never a good idea. To spare you an intoxication during our Christmas break, we’ve put together our favourite texts of the year for you.

MAXIM BÖNNEMANN

Much of what we do revolves around law: texts, norms, and the force of the better argument. This focus is very reasonable, but it can also obscure the fact that political communities often seek meaning beyond reason and rational discourse. For decades, PAUL W. KAHN has written about these blind spots in liberal theory. This year, he made his debut on Verfassungsblog with a piece on faith and violence in the United States. The secular US constitutional project, he argues, has always been a political-theological one. But as its appeal wanes, Christian nationalists are now moving to the centre of politics. Their message is not one of love, but of violence: “America’s civil wars are not yet done.” Dark reading – but anyone who wants to counter the promises of authoritarianism must first understand their appeal.

EVA MARIA BREDLER

What do we do when the law is crumbling in our hands? It’s a question we’ve all been grappling with for years, but this year it’s been particularly acute. I’ll spare you the depressing annual review – you’ve witnessed it all. Instead, let me invite you to read ITAMAR MANN’s answer. Even if the title doesn’t sound particularly uplifting, he manages to choreograph a dance of animals “in the graveyard of international law” that makes me believe, once again, in its resurrection. For a successful performance, we need ostriches (who keep their heads deep in the international legal sand), owls (who, wise with age, recognise the problems and dream of a better law) – and, crucially, octopuses (who, serious yet playful, imagine and apply the law in entirely different ways). Which one(s) are you?

CHARLOTTE HERBERT

In my year as a digital editor, I have read and learned a great deal about transatlantic dependencies – by 2025, “digital sovereignty” had become an omnipresent buzzword: its absence is blamed for almost all of today’s technical, digital, and geopolitical ills. Dusty Europe meets thriving private companies, foremost among them Starlink.

In my favourite text of the year, Alina Utrata untangles the threads between state efforts toward digital independence, the growing political power of private companies, and private control over critical infrastructure. She examines the historical continuity of dependency between states and corporations – from imperial trading companies to modern cloud providers – all without losing the necessary dark, English-style sarcasm.

Frank but entertainingly, she argues that private companies must finally be recognised as political actors – and calls for nothing less than their democratisation: “CEOs should no longer be allowed to run their companies as petit-monarchs.”

JASPER NEBEL

Reading groups can be tricky – one person forgets to read, another doesn’t like the book, and before you know it, the reading group is a thing of the past. Now imagine that, for once, everything is going great – until the intelligence agency shows up and says: “Nope, your reading group is unconstitutional.”

That’s what happened in Hamburg. The intelligence agency office in Hamburg listed a Marxist reading group as unconstitutional in its annual report. And in its ruling, the Hamburg Administrative Court likewise casts doubt on Karl Marx’s loyalty to the constitution. BRUNO LEIPOLD took a closer look at the whole affair – and dismantles the ruling with scholarly precision. Meticulously, Leipold examines every sentence of the judgment, uncovers blatant misunderstandings, points out the non-diversity of sources (the court cited – if at all – only a single source), and arrives at the unsurprising conclusion: “Ironically, the judges of the Hamburg Administrative Court would benefit from a Marx reading group to better participate in just such a debate.”

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We are delighted to announce that our next Max Planck Masterclass with Dr. Ana Bobić is now open for applications (deadline 22 March).
The Masterclass on “Hegel and EU law” will take place on 26 – 29 Mai 2026 at the Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law in Heidelberg, Germany.
More information can be found here.

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MAXIMILIAN STEINBEIS

Are scholars who use their authority and expert status to protest against authoritarian and illiberal politics compromising their scholarship? “Scholactivism” is the keyword under which this debate is being conducted. One of those who have spoken out particularly vehemently against activist scholarship is the Prague-based EU law scholar (and contributor to Verfassungsblog since 2012) JAN KOMÁREK. In the spring, while he was preparing for a fellowship at NYU, he felt the time had come for a gesture of resistance: in his VB Editorial of 4 April, he explicitly and publicly went on record with his views on Donald Trump and US policy towards Israel and Gaza – as an inspiration for other scholars who feel tempted to censor themselves out of fear for their entry visa, and as “an act of self-protection of my own dignity, since I may not have the courage to say these things when (and if) I enter the U.S. in the fall. 
 I have yet to apply for my J1 visa. If I am denied, I will know why. But I will not participate in the act of submission that Trump and his people demand of all of us who wish to come to the United States as we knew it before their unconstitutional coup.”

JANA TRAPP

There are texts that strike so precisely at one’s unease that their clarity almost startles: suddenly, what was blurred comes into focus, and what was only dimly felt finds its words. This is one of them. With surgical precision and an unfailing radar for self-serving nonsense, CHRISTINE MORGENSTERN lays bare a criminal policy in which the state’s “protection against violence” is framed in tellingly punitive terms. Her analysis shows how feminist criminology treads the fine line between carceral feminism, migration policy, and authoritarian temptation — and reminds us that nuance is not the luxury of coddled liberals but a democratic necessity: a way to redeem clarity from confusion. For me, this piece is a compass amid the tempests of criminal policy — offering precision where others trade in slogans.

JAKOB GAĆ PERIN WISCHHOFF

The full-scale invasion of Ukraine by Russia over the past nearly four years has shaped political shifts and changes in Europe and beyond. NATO capabilities in Europe, strained transatlantic alliances with unfriendly tariffs, and a renewed awareness of the need for strong and independent European foreign and security policy are all consequences of the requirements of these new realities. One of the issues still occupying European politicians and EU institutions is the frozen Russian funds. ANTON MOISEIENKO, in one of my favourite pieces this year, soberly situates the issue within a legal and political perspective – clear and straightforward.

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Editor’s Pick

by CHARLOTTE HERBERT

White Christmas is a rare phenomenon in Germany – a wishful scenario which now seems even less likely than Friedrich Merz managing an international trip without a scandal. On the Zugspitze, Germany’s highest mountain, temperatures are expected to reach seven degrees today; I’ve traded my coat for a denim jacket, and if you look closely, you can already spot the first baby crocuses pushing their way through the asphalt.

In this decidedly un-Christmassy mood, even several overly hot mulled wines offer little resistance, so I recently returned to my favourite (winter) book: Into Thin Air. Jon Krakauer recounts how, in 1996, he set off as a journalist with a small group to climb Mount Everest – an experience still relatively exclusive at the time. As Krakauer reveals right at the beginning of the book, the expedition is caught in a fierce storm which not all of them will survive. Krakauer himself gradually loses his grasp on reality at the summit due to the cold and lack of oxygen. With remarkable intensity, he captures both the chaos unleashed by nature’s ruthlessness and the absurdity and hubris of those who convince themselves they can master it.

An absolute reading recommendation for anyone looking to curl up over the holidays, to learn to appreciate those five degrees of drizzle they had been cursing just moments before – or simply in need of a book that reliably distracts from the strains of family Christmas.

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The Week on Verfassungsblog

summarised by EVA MARIA BREDLER

As a child, the end of the year was a time of “DezembertrĂ€ume”. These days, it feels more like December fever –quite literally. Here in the editorial team, we’re taking turns being ill. But also metaphorically: everyone seems determined to reach their 2025 goals within the last few weeks, giving it all, doing burpees, working through the night. A pre-Christmas pressure cooker for us – but a reading feast for you. Here we go:

For weeks, the debate revolved around whether frozen Russian state assets could be used to secure a loan for Ukraine. Today, an agreement has been reached on a €90 billion loan – for now without directly tapping those frozen Russian funds. Still, the question remains relevant for the future. SIMON GEIERSBACH (GER) argues that even frozen assets can be used, and explains why an EU reparations loan to Ukraine could be both legally and fiscally sound.

This week, the EU also wrapped up another contentious issue just in time for Christmas. On Tuesday, the European Parliament adopted the controversial Omnibus I package, reshaping the CSDDD – and, by extension, Germany’s Supply Chain Act. DANIEL SCHÖNFELDER and MICHAELA STREIBELT (ENG) summarise the most important practical changes for companies, particularly with regard to reporting and transparency obligations.

Transparency was also at the heart of the EU’s Digital Services Act. Article 40 opens up platform data for researchers – but for whom exactly? DAPHNE KELLER (ENG) argues that everything hinges on how “publicly accessible” data are interpreted, and makes the case for a broad reading to fulfil the DSA’s transparency goals.

In early December, the European Commission issued its first DSA decision, criticising X’s blue tick as allegedly misleading. For MARC ANDRÉ BOVERMANN (ENG), this misses the platform’s deeper structural problems and does little to rebuild trust.

Speaking of trust: TOMMASO PAVONE, SILJE SYNNØVE LYDER HERMANSEN and LOUISA BOULAZIZ (ENG) draw on a new dataset of almost 7,000 ECJ rulings from 1962 to 2016 to analyse whether the Court protects the weak or the powerful more often. Their finding: individuals win more frequently than companies – in part because the ECJ actively offsets resource asymmetries.

Questions of power shifts also lay at the heart of the German Federal Constitutional Court’s Egenberger judgment. For HEIKO SAUER (GER), it marked a turning point in European constitutional law. BENEDIKT RIEDL (GER) disagrees: even if Karlsruhe avoided open conflict with the ECJ this time, ultra vires review remains indispensable.

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The Federal Constitutional Court also dealt with press freedom: Der Spiegel was allowed to name suspects in its reporting on Wirecard, as the Court has now confirmed. LIAM DRAF and GUNNAR DUTTGE (GER) warn that this weakens personality rights and exposes those concerned to the risk of public pre-judgment.

A very literal form of public pre-judgment is currently unfolding in the United States, KAI AMBOS (ENG) observes with concern. The US government has sanctioned the (then) Chief Prosecutor of the International Criminal Court and ICC judges for pursuing proceedings against Trump allies. “The US sanctions policy thus proves to be not only an attack on the ICC, but an attack on the law itself.” Ambos explains the far-reaching effects of these sanctions – and why the EU must now respond.

Judicial independence is also under threat in Romania. On Monday, the ECtHR ruled in Danileț that judges cannot, in principle, be disciplined for publicly defending the rule of law. IURIE PATRICHEEV (ENG) welcomes the judgment as a timely intervention and explains what it means for Romania’s strained judiciary.

Unfortunately, the ECtHR itself is increasingly under pressure. More and more member states are threatening to withdraw from the ECHR – particularly over migration policy. Last week, Council of Europe ministers met to discuss how migration-related issues under the Convention might be recalibrated. JASPER KROMMENDIJK and LINA SOPHIE MÖLLER (ENG) analyse the December meeting, internal divisions among states, and the implications for the Court.

Poland, too, is now flirting with an ECHR exit – under none other than former pro-European Prime Minister Donald Tusk. His rhetoric increasingly echoes that of Viktor Orbán, even though Poland was once seen as a beacon of democratic resilience and recovery. WOJCIECH ZOMERSKI (ENG) sounds a warning: no political force is immune to the temptations of populism – not even those that claim to save us from it.

In Germany, many hope to fend off populism by banning the AfD. JOHANNES MAURER and NIKLAS SPAHR (GER) point to an alternative: under Article 21(3) of the Basic Law, even large parties like the AfD can be excluded from state funding.

Berlin, meanwhile, will have to tread more carefully when it comes to cutting off public funding: according to the Federal Constitutional Court, the city has underpaid many of its civil servants. SINAN KURT (GER) explains why this issue will continue to matter far beyond Berlin.

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Just before the year draws to a close, we launched two new symposia.

The first asks: “Who owns science?” –and who should? Although knowledge is, in principle, a public good, access to academic publications and infrastructures is constrained by economic and legal structures. Between commercial publishing models, public funding, and community-driven open-access initiatives, fundamental questions arise about ownership, responsibility, and academic independence. The symposium emerged from the project “Acquisition Logic as a Barrier to Diamond Open Access”, funded by the German Federal Ministry of Research, Technology and Space. EVIN DALKILIC (ENG) opens the debate by arguing that the “open access revolution” has failed to deliver on its promises –but that all is not lost. Why we should rely on amateurs, and what Sputnik 1 has to do with the journal crisis, she explains in her contribution. Against this backdrop, the past and present are marked by state information control, censorship, and disinformation. For nationalist governments, PAUL T. JAEGER (ENG) writes, the internet amplifies their ability to marginalise and dehumanise minorities and political opponents.

Our second symposium, “In Good Faith: Freedom of Religion under Article 10 of the EU Charter” (ENG), examines the latest significant developments from an EU perspective, placing freedom of religion at the centre of analysis and critically assessing its operationalisation and interpretation in light of the EU Charter. JAKOB GASPERIN WISCHHOFF and TILL STADTBÄUMER kick off the debate. ERICA HOWARD argues that the CJEU’s approach in the headscarf cases overemphasises neutrality and neglects the intersectional dimension of the headscarf cases. Given the CJEU‘s narrow reading of religious freedom, ANDREA PIN warns that the CJEU, in the name of neutrality and anti-discrimination, risks undermining religious freedom – especially for Muslim minorities – while ignoring diversity across Europe. Conversely, RONAN McCREA argues that the Court’s deferential approach in workplace discrimination cases is wise in light of rapid religious change in Europe. Now that Austria has banned headscarves in schools for girls under 14 (again!), MICHAEL LYSANDER FREMUTH highlights how this may protect the girls‘ autonomy, prevent segregation, and promote integration and gender equality. For PETER BUSSJÄGER, however, the headscarf ban itself produces stigmatisation.

There are more great pieces to come in both symposia. For now, though, you’ll have to explore them on your own until we return from the Christmas break on 9 January. Think of it as an extended Advent calendar, with a new door to open every day. A bit like Rolf Zuckowski: “Christmas – what was that again? Think quickly, think it through. The memory will surely come alive again in your heart.” Ah, December dreams.

And with that: happy holidays – and merry everything!

*

That’s it for this week. Take care and all the best!

Yours,

the Verfassungsblog Team

 

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Rechnungshof statt Redaktionsschluss

Am Palindromtag 23.5.23 geschah, womit vermutlich nur Insider gerechnet hatten: Unter dem Titel „Die Gefahren beim wissenschaftlichen Publizieren“ veröffentlichte der Rat der EuropĂ€ischen Union in seiner 3949. Sitzung seine Schlussfolgerungen zum wissenschaftlichen Publikationswesen. Das klingt erstmal nach trockenem Lesestoff. Denn welche Gefahren könnten schon beim Publizieren wissenschaftlicher Texte lauern? Dass man sich den Finger an einer Papierkante schneidet? Eher unwahrscheinlich – das analoge Zeitalter ist ja lĂ€ngst passĂ©. Offensichtlich aber doch nicht lange genug, um alle Altlasten daraus zu entsorgen.

Zum Beispiel gibt es immer noch kommerzielle Verlage – jene Relikte aus der Ära der Papierjournale – an die das BedĂŒrfnis der Wissenschaft nach Veröffentlichung ausgelagert wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg erkannte ein gewisser Robert Maxwell das unternehmerische Potenzial dieser Nischenbranche und hĂ€ufte mit Macmillan und Pergamon Press (heute: Elsevier) ein betrĂ€chtliches Vermögen an. Seine Tochter – Ghislaine Maxwell, verurteilte SexualstraftĂ€terin – verdankt ihren Zugang zu Magnat Jeffrey Epstein also zum Teil den großzĂŒgigen Überweisungen wissenschaftlicher Institutionen an wissenschaftliche Verlage.

Profit over merit

Mit Gewinnmargen von bis zu 40 Prozent zĂ€hlt das wissenschaftliche Verlagswesen zu den profitabelsten legalen GeschĂ€ftszweigen ĂŒberhaupt. Der Rat der EU benennt auch einen der GrĂŒnde fĂŒr diese RentabilitĂ€t: „Die PublikationskanĂ€le fĂŒr Forschende befinden sich hĂ€ufig in den HĂ€nden privater Unternehmen, die nicht selten die Kontrolle ĂŒber die Rechte des geistigen Eigentums an den Artikeln ĂŒbernehmen.“ Da jeder wissenschaftliche Artikel naturgemĂ€ĂŸ nur einmal publiziert wird, verfĂŒgen die Verlage ĂŒber ein strukturelles Monopol. Ohne Konkurrenz lassen sich Preise verlangen, die gerade noch so in die Etats öffentlicher Kassen passen – oder meist sogar etwas darĂŒber hinaus. Gleichzeitig sind mit der Digitalisierung klassische Kostenfaktoren wie Druck und Vertrieb weggefallen – was es den Verlagen ermöglicht, mittlerweile Preise bis zum Zehnfachen der eigentlichen Produktionskosten aus den ohnehin schon notleidenden Bibliotheken herauszupressen.

Angesichts dieses radikalen Fokus auf Gewinnmaximierung ĂŒberrascht es vermutlich wenig, dass die Verlage in den letzten Jahrzehnten weder in QualitĂ€tssicherung noch in FunktionalitĂ€t nennenswert investiert haben. Ausgerechnet die teuersten Journale publizieren heute die unzuverlĂ€ssigsten Studien. Immer mehr Stimmen sprechen von einer „Reproduktionskrise“, zuletzt sogar Donald Trump in seinem Erlass „Restoring Gold Standard Science“ vom 23. Mai 2025. FĂŒr Autor*Innen hat sich seit der EinfĂŒhrung der E-Mail-basierten Einreichung in den frĂŒhen 1990ern kaum etwas verbessert. Auch Gutachtende arbeiten weitgehend ohne nennenswerte UnterstĂŒtzung durch die Verlage, und das Endprodukt „wissenschaftlicher Artikel“ hat in etwa die digitalen FunktionalitĂ€ten eines abfotografierten Grabsteins.

Wenn die Verlage also mit ihren Auspressmethoden das Zehnfache ihrer Kosten einnehmen – warum machen sie dann „nur“ 40 Prozent Gewinn und nicht 90? Zum einen mĂŒssen selbstverstĂ€ndlich ein paar Privatjets und Luxusyachten fĂŒr die C-Suite angeschafft werden. Zum anderen investieren die Konzerne seit Jahren massiv in digitale Überwachungstechnik. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft setzte bereits 2021 eine Kommission ein, die zu dem Schluss kam, dass derart „unreguliertes bzw. unerkanntes Datentracking eine Verletzung der Wissenschaftsfreiheit und der Freiheit von Forschung und Lehre bedeuten“ könne.

Die Überwachung der Wissenschaft ist auch ein Grund, warum ich gemeinsam mit der Gesellschaft fĂŒr Freiheitsrechte beim Landesbeauftragten fĂŒr Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-WĂŒrttemberg eine Datenschutzbeschwerde gegen die rechtswidrige Datenverarbeitung auf Verlagswebseiten eingereicht habe.

Die EU wagt den Ausbruch

Warum konnten die Verlage – inzwischen zu globalen Databroker-Konzernen gewachsen – die Wissenschaft ĂŒber all die Jahrzehnte so hemmungslos parasitieren? Die zumeist prekĂ€r beschĂ€ftigten Autor*Innen mĂŒssen in etablierten Journalen publizieren, um ihre Chance auf eine feste Stelle zu wahren – von ihnen ist also keine Revolution zu erwarten. Die Bibliotheken wiederum bezahlen die Journale, in denen die Forschenden publizieren und die sie lesen mĂŒssen. Die Wissenschaft steckt in einem strukturellen AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnis mit monopolistischen Großkonzernen. Der Rat der EU nennt das nĂŒchtern: „lock-in“ – eingesperrt.

Derart eingesperrt werden vornehmlich jene Forschenden berufen und finanziell gefördert, die in den teuersten – pardon, renommiertesten – Journalen publizieren. Und diese Berufenen teilen ihr Erfolgsrezept natĂŒrlich bereitwillig mit ihren Studierenden. Dumm nur, dass ausgerechnet in diesen Journalen die unzuverlĂ€ssigste Wissenschaft erscheint. Man muss keine Expert*in fĂŒr Evolutionsbiologie sein, um zu begreifen, wie es dazu kommen konnte, dass etwa in der Krebsforschung heute nur noch rund zwölf Prozent der Fachliteratur reproduzierbar sind. Der Selektionsdruck wissenschaftlicher Karrierepfade wirkt eben nicht auf die QualitĂ€t, sondern auf den Preis des Sichtbarwerdens.

Mit den „Gefahren beim wissenschaftlichen Publizieren“ meint der Rat der EU also nicht etwa die Gefahr, sich bei zu vielen Fußnoten den Verstand zu verrenken. Gemeint ist: die Verschwendung öffentlicher Gelder durch ein Preismodell, das fĂŒr eine Leistung das Zehnfache der eigentlichen Kosten verlangt. Gemeint ist: die grundrechtsverletzende Praxis des Datentrackings durch globale Databroker. Gemeint ist: die systematische Belohnung von unverlĂ€sslicher Wissenschaft und die gleichzeitige strukturelle Bestrafung von VerlĂ€sslichkeit. Und gemeint ist: ein AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnis, das es der Wissenschaft unmöglich macht, sich aus dem WĂŒrgegriff dieser Konzerne selbst zu befreien.

Was also schlĂ€gt der Rat der EU als Gegenmaßnahme vor?

Unter anderem ermutigt er die Mitgliedstaaten und die Kommission, „interoperable gemeinnĂŒtzige Infrastrukturen, mittels derer auf der Grundlage quelloffener Software und offener Standards publiziert werden kann, zu fördern und in diese zu investieren, um eine AbhĂ€ngigkeit von Diensteanbietern und proprietĂ€ren Systemen zu vermeiden, und diese Infrastrukturen mit der EuropĂ€ischen Cloud fĂŒr offene Wissenschaft zu verbinden“. Im Klartext: Die kommerziellen Journale sollen durch eine öffentliche Infrastruktur ersetzt werden – eine, die sich nicht nur um Artikel, sondern auch um Forschungsdaten, Software und Code kĂŒmmert. Und bei der es nicht um Profit geht, sondern um QualitĂ€tssicherung, FunktionalitĂ€t und ZugĂ€nglichkeit.

Seit 2023 sind erste Umsetzungen bereits RealitĂ€t. In der bislang nur EU-geförderten Autor*Innen offenstehenden Open Access Publikationsplattform „Open Research Europe“ (ORE) können ab 2026 alle Autor*Innen aus teilnehmenden LĂ€ndern ohne GebĂŒhren publizieren. Der Umbau der Plattform auf Open-Source-Software ist in vollem Gange. An einer dezentralen Erweiterung wird ebenfalls gearbeitet – mit dem Ziel, dass alle wissenschaftlichen Institutionen zum Aufbau beitragen können. In nur zwei Jahren hat die EU ihre AnkĂŒndigungen in konkrete Maßnahmen gegossen und ist damit auf bestem Wege, etwas zu schaffen, das alles ĂŒbertrifft, was die kommerziellen Anbieter in den letzten Jahrzehnten zustande gebracht haben.

Wenn man die Konsequenzen dieses Weges zu Ende denkt, wird deutlich: Hier wird nicht weniger versucht als die Zerschlagung der Monopole – durch den vollstĂ€ndigen Ersatz der Journale, wie wir sie seit 1665 kennen, mit einer dezentralen Infrastruktur. Angesichts der beschriebenen MissstĂ€nde erscheint diese Maßnahme nicht nur als sinnvoll, sondern als ĂŒberfĂ€llig. Schon vor Veröffentlichung der Schlussfolgerungen des Rates der EU war in der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Ruf nach einem modernen, wissenschaftsgeleiteten Ersatz immer lauter geworden, unter anderem von einer Gruppe von Expert*Innen der auch ich angehöre. Die BeschlĂŒsse des Rates sind daher ein Paradebeispiel fĂŒr evidenzbasierte Politik und können gar nicht hoch genug gelobt werden. In einer Lage, in der die Wissenschaft alleine handlungsunfĂ€hig geworden ist, reicht ihr die EuropĂ€ische Kommission die Hand – und unterstĂŒtzt sie im Kampf gegen die globalen Überwachungskonzerne.

Es werden vermutlich jedoch noch weitere Hilfestellungen nötig sein, um die Wissenschaft vollstĂ€ndig aus den Klauen der Konzerne zu befreien. Denn ein Ersatz bedeutet noch nicht, dass er auch tatsĂ€chlich genutzt wird – schon gar nicht bevorzugt. Denn Autor*innen sind eben nicht frei in der Wahl ihres Publikationsortes.

Merit over exclusivity

Zwei zusĂ€tzliche Schritte könnten hier unterstĂŒtzend beitragen:

Zum einen könnten Forschungsförderer die UnterstĂŒtzung von ORE – und die lokale Implementierung der zugehörigen Infrastruktur – zur Voraussetzung fĂŒr ihre Förderentscheidungen machen. Das wĂ€re kein radikaler Paradigmenwechsel: Alle solche Förderer stellen bereits analoge Anforderungen und mĂŒssten sie nur um eine entsprechende digitale Anforderung erweitern.

Zum anderen könnten Rechnungshöfe ihren Teil dazu beitragen, den Geldstrom von den Konzernen zu den geforderten „interoperablen gemeinnĂŒtzigen Infrastrukturen“ umzuleiten. Bis heute wird in vielen FĂ€llen noch immer einzeln mit den alten Verlagen verhandelt. FrĂŒher war das noch rechtlich zulĂ€ssig: Wenn Verlage als einzige Bezugsquelle galten, durften VertrĂ€ge mit ihnen auch ohne Ausschreibung abgeschlossen werden – im Vergaberecht spricht man von einem „Verhandlungsverfahren ohne Bekanntmachung“ (vgl. § 17 V VgV). In der Praxis entsprach das einer Art faktischer Monopolausnahme.

Zumeist geht es heute jedoch lĂ€ngst nicht mehr um den Zugang zu exklusiven Inhalten, sondern um Publikationsdienstleistungen. Und diese können – Überraschung – nicht nur große Verlage erbringen. TatsĂ€chlich sind alle Anbieter auf dem Markt technisch in der Lage, solche Leistungen bereitzustellen. Die meisten von ihnen halten sich sogar an den sogenannten JATS-Standard: Die aus Manuskripten generierten Dateien – ob PDF, XML oder HTML – sind also nicht nur im gleichen Format, sondern auch noch standardisiert. Bessere Voraussetzungen fĂŒr die Substituierbarkeit von Dienstleistungen gibt es kaum – und genau diese Substituierbarkeit ist die rechtliche Voraussetzung fĂŒr Ausschreibungen.

Folglich sollten die Rechnungshöfe wissenschaftliche Einrichtungen dazu anhalten, Publikationsdienstleistungen nicht lĂ€nger exklusiv zu verhandeln, sondern auszuschreiben – so wie sie es auch beim Einkauf von Hardware, bei Reinigungsdienstleistungen oder bei allem anderen tun mĂŒssen.

Auch hier hat die EuropĂ€ische Kommission eindrucksvoll vorgemacht, wie das aussehen kann. Als öffentliche Einrichtung hatte sie – ganz analog zu jeder UniversitĂ€t – einen Bedarf an Publikationsdienstleistungen fĂŒr die von ihr geförderten Forschenden. Anders als viele andere Institutionen hat sie diesen Bedarf jedoch nicht im Hinterzimmer mit Elsevier & Co. verhandelt, sondern sauber und kompetitiv ausgeschrieben. Das Ergebnis hieß: ORE.

Wenn sich die Rechnungshöfe dieses Themas annÀhmen, wÀren die wissenschaftlichen Einrichtungen gezwungen, ihre Publikationsbedarfe ebenso transparent und wettbewerblich zu behandeln wie alle anderen Beschaffungsprozesse.

Nun mag man einwenden, die Wissenschaftsfreiheit umfasse auch die freie Wahl des Publikationsortes. Doch dem lĂ€sst sich gleich doppelt widersprechen: Zum einen haben Autor*innen de facto ohnehin keine echte Wahl – sie mĂŒssen schon jetzt dort publizieren, wo es ihre Karriere verlangt. Zum anderen ist die Wissenschaftsfreiheit primĂ€r ein Abwehrrecht gegenĂŒber staatlicher Einflussnahme – sie begrĂŒndet aber keinen Anspruch auf Finanzierung jeder individuell bevorzugten Publikationsform. Erst recht nicht, wenn diese Bevorzugung in eine Struktur fĂŒhrt, die Steuermittel verschwendet, Grundrechte verletzt, unzuverlĂ€ssige Wissenschaft belohnt – und die wissenschaftliche Praxis insgesamt in Geiselhaft nimmt.

Wer heute dennoch in den alten Journalen veröffentlichen möchte, sollte in der Tat sĂ€mtliche damit verbundenen Kosten selbst tragen – sowohl die finanziellen als auch alle anderen. Wenn, wie man hoffen kann, bei mehr als nur adĂ€quatem Ersatz nur noch ein Bruchteil der bisherigen Autor*Innen dazu bereit ist, wĂŒrde es bald auch keine Journale mehr geben, in denen irgendjemand eine Publikation fordern kann.

Ein nĂ€chster Schritt fĂŒr die EU könnte nun sein, außerhalb Europas nach Partnern zu suchen, die bereit sind, Ă€hnliche Wege zu gehen und mit ihnen das dezentrale Netz „interoperabler gemeinnĂŒtziger Infrastrukturen“ weiter auszubauen. Wenn erst alle europĂ€ischen Institutionen ihren Teil zu dieser neuen Infrastruktur beitragen, werden andere wissenschaftliche Einrichtungen weltweit nicht lange zögern, ebenfalls Teil dieses globalen Netzwerks zu werden – ganz so, wie sie in den 1990ern alle Teil des Internets werden wollten.

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