II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und GĂĽterverteilung.


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D e r K r e i s l a u f d e r W i r t s c h a f t .


So lose auch bei nachlässigerer Betrachtung eine
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Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufs mit der Wertein-
heit zusammenhängen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur
Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befähigt
ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich,
losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirt-
schaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der
Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn fĂĽr unsere Untersu-
chung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie
nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt
sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe
Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mählich
entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die Ă¤usseren
Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann
so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt
und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers ver-
spĂĽrt haben, dann mĂĽssen wir mit dem wissenschaftlichen RĂĽstzeug
die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Wert-
einheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschälen.

So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tausch-
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gutes war, den zufälligen Austausch von Waren zwischen Einzelper-
sonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver-


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kehr innerhalb einer Wirtschaftgemeinschaft zu verwirklichen,
wie in allen Stufen und in jeder Phase der Wirtschaft stets noch
die Werteinheit den Körper, d.i. die Technik annahm, die vonnöten
war, sollte von dieser Seite die Entwicklung nicht gehemmt werden,
so wird auch der schon hieraus erkennbare Geist der Werteinheit
gleich in welcherlei Gestalt er uns in der Geldform begegnen mag,
auch in der modernsten arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dazu be-
rufen sein, um Produktion, Distribution und Konsumtion ein alles
verbindendes Band zu schlingen, mit anderen Worten, dem ganzen
wirtschaftlichen Leben, das jetzt scharf getrennt in diesen deut-
lich unterscheidbaren drei Begriffen aufgehen muss, zu einer flĂĽs-
sigen Abwicklung zu verhelfen. Wir sprechen in jener Zeit von Welt-
wirtschaft und sagen damit, dass die einzelnen Glieder derselben
nur um so fester verbundene, geschlossenere Gebilde darstellen mĂĽs-
sen, die den anderen gegenĂĽber als eine solidarisch haftende Ein-
heit in die Erscheinung tritt. Und jede dieser Einheiten hat wieder-
um ihre eigene Wirtschaftsordnung, ihre eigene Wert-oder Rechnungs-
einheit, lebt ihr eigenes Leben und muss die Kräfte dazu aus sich
selbst schöpfen. Diese Kräfte so in Bewegung zu setzen, dass ein
relatives Maximum an GĂĽtern erzeugt, dieser Vorrat wiederum nach
einem, alle beteiligten Faktoren gleich wertenden SchlĂĽssel ver-
teilt und dabei noch das notwendige " volkwirtschaftliche Kapital "
erĂĽbrigt wird, diesen Mechanismus insgesamt wollen wir den Kreis-
lauf der Wirtschaft nenn. So kam man dazu, je nachdem wohin man
das wesentliche Moment und den Nachdruck verlegte, von einer Geld-
wirtschaft, von einer Kreditwirtschaft und schliesslich doch auch


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noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letz-
terer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der
Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiederein-
lösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine
Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als
einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwert-
losen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei
zwei stofflichen GĂĽtern obwalten; bei der Betrachtung der Wirt-
schaft mĂĽssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb
einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche,
zum Konsum drängt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das
Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht.
Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaft-
lichen Perspektive aus gesehen alle GĂĽter die verzehrt oder doch
nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können.
Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich
beschränkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen
Ewiges darstellt und immer auf's neue gegen GenussgĂĽter zu tau-
schen bereit ist, auch dann wird, natĂĽrlich immer nur periodisch
gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn
die ĂĽber den Eigenbedarf verfĂĽgungsfreien Waren gegen andere
ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhan-
denen Möglichkeiten der grösste Sättigungsgrad des Konsums er-
reicht ist. Von diesem Augenblick an ist das Geld begrifflich
nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie
irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol-


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lendetem Austausch seine ĂĽberschĂĽssigen Produkte in andere Konsum-
gĂĽter mittels jenes Geldes doch immer wieder gleich gross sein
mĂĽsste. Varianten mögen wohl im Einzelfall, nie aber in der Gesamt-
heit möglich sein. In anderen Falle, wo das Geld in einem stoffwert-
losen Material vergegenständlicht ist, und das ganz besonders bei
dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde,
das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet
wird, bei dem akann von einem definitiven Tausch zwischen Geld und
Ware, wenn ĂĽberhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gespro-
chen werden.

Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaft-
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liche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem ge-
schlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genom-
men als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der
Aeuquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch
Machtverhältnisse getrĂĽbt bis schrill gestört werden, aber hier
bei der Betrachtung des Kreislaufs kann es nur darauf ankommen,
innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser
Störung plus und minus sich aufhebt und der GĂĽterausgleich auf
dieser Grundlage sich hat vollziehen können.

Wir mĂĽnden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes
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ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen,
wie weit im einzelnen jenes plus oder minus ĂĽber das durchschnitt-
liche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion «der
Gesellschaft der Gleichen» hinaus schwingt oder zurĂĽckbleibt. Wir
sahen_nur, dass solche Möglichkeit besteht, wenn der Arbeitende


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nicht mehr das Werk seiner Arbeit verfĂĽgungsbereit in Händen
hat, dass die Spanne eine immer grössere zu werden vermag, je
entfernter der Wirtschaftende einer fertigen Ware insbesondere
den Produktionsmitteln steht, je weiter die Abhängigkeit reicht,
ohne aber, was wesentlich ist, der Ă¤usserlichen Freiheit verlustig
zu gehen. Wenn, wie wir gesehen haben, ein Gut sich eddefinitiv nur 
gegen ein anderes austauschen kann, so ist das natĂĽrlich fĂĽr die
ganze GĂĽterwelt von GĂĽltigkeit und in der Volkswirtschaft kompen-
sieren sich im Endzustande zwei gleiche GĂĽterkomplexe. Die Schwie-
rigkeit, das plastisch zu erkennen, mĂĽssen wir hier im besonderen
darin suchen, dass in der modernen Wirtschaft, wohl Nutzungen und
selbständige Dienste, die in keinerlei konnexer Beziehung zu deren
Warenwelt stehen, ihrerseits doch an der GĂĽterentnahme aus der
Wirtschaft, am Konsum beteiligt sind und im allgemeinen noch darin,
dass die Tauschhandlungen aus einander gerissen und erst durch
den Kredit wieder verbunden werden, ferner dass der Schleier des
Geldes ĂĽber den gĂĽterwirtschaftlichen wesentlichen Vorgängen
gebreitet liegt. Wir bestreiten zudem nicht, dass alle Vorgänge
hier nicht ihre Wurzeln haben, wollen aber im Ferneren ein Bild geben, das
, ohne das Gesagte zu negieren, den modernen Erscheinungen doch eher
gerecht und uns allgemein verständlicher wird.

Vorher aber wollen wir noch die Auffassung Schumpeters
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wiedergeben, der etwa folgendermaassen ausfĂĽhrt:

«Wirtschaft ist der Kreislauf von produktiven Aufwen-
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dungen und konsumtiven Verwendungen innerhalb einer Periode und
und zwar realiesieren sich Produktion und Verteilung durch den


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Austausch von produktiven Leistungen sachlicher und persönlicher
Natur gegen GenussgĂĽter. FĂĽr letztere allein gelte der Ausdruck
Sozialprodukt. Die Produktion ist wirtschaftlich nichts anderes
als ein Kombinieren von Produktionsmitteln und damit realisiert
sie in den Geschäftsakten, im Eigentum von Produktionsmitteln
gegen GenussgĂĽter auch zugleich die Verteilung. Die Unternehmer
tauschen das Sozialprodukt gegen Boden- und Arbeitsleistungen und
gegen produzierte Produktionsmittel. Mit letzteren produzieren
sie wieder GenussgĂĽter u.s.f. Die Produzenten von produzierten
Produktionsmitteln tauschen gegen GenussgĂĽter und diese wieder
aus gegen Produktionsmittel, mittels deren sie wieder neu zu pro-
duzieren imstande sind. Der Anteil des einzelnen hängt von dem
Marktwert seiner Tätigkeit ab. Jedes Subjekt wirft in den gĂĽter-
wirtschaftlichen Automaten seinen Beitrag und erhält durch den
Mechanismus eine GĂĽterquantität und alle diese GĂĽterquantitäten
die Einkommen, erschöpfen das Sozialprodukt. Das Geld nun zerreisst
die Volkswirtschaft, die sonst einen grossen Markt bilden wĂĽrde,
in zwei Märkte. Auf dem Produktionsmittelmarkt sind die Unterneh-
mer Nachfragenden, die Konsumenten Anbietende, auf dem GenussgĂĽter-
markt umgekehrt und so vollzieht sich dann der Austausch von
Geld gegen GenussgĂĽter. Die Konsumenten des GenussgĂĽtermarktes
sind dieselben, die auf dem Produktionsmittelmarkt als Anbietende
auftreten und können auf dem GenussgĂĽtermarkt dasselbe Geld aus-
geben, das sie auf dem Produktionsmittelmarkt eingenommen haben,
wobei die Unternehmer bezĂĽglich ihrer eigenen Leistung den


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Anbietenden auf dem Produktionssmittelmarkt und bezĂĽglich ihrer
eigenen Konsumtion den Nachfragenden auf dem GenussgĂĽtermarkt
beizuzählen sind. Auf dem Produktionsmittelmarkt steht wiederum
nur soviel zur VerfĂĽgung als korporativnauf dem GenussgĂĽtermarkt
ausgegeben wurde und durch Vermittlung der Unternehmer auf den
ersteren gelangt ist.""

Soweit Schumpeter.
Wir mögen die Wirtschaft beleuchten, von welcher Seite
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wir auch immer wollen, das Zentralproblem werden wir in der GĂĽter-
verteilung zu suchen haben und der SchlĂĽssel, der uns die Pforten
zum Konsum öffnet, den finden wir im Einkommen. Der Konsumtrieb
ist das Schwungrad fĂĽr jegliche Produktion, fĂĽr jegliche Bewegung
im Wirtschaftskörper ĂĽberhaupt. Er ist immer das primäre Moment
und er allein diktiert die Produktion, mag er auch wieder in seiner
möglichen Höhe an die Grösse der derzeitigen Produktion eng ge-
bunden sein. Eine Vorauseskomptierung des wahrscheinlichen Konsums
ist in der Wirklichkeit denn doch immer vom wirklichen Konsum
abhängig und folgt ihr der nicht, so entsteht mangels Abnahme der
Ware, wenn auch möglicherweise nur ganz lokal, so doch immerhin
dem Wesen nach eine Krise.

Was wir heute verzehren wollen, muss wohl das Erzeugnis
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einer frĂĽheren Produktion gewesen sein, aber eben einer solchen
die vom erfahrungsgemäss vorauserwartetem heutigen Konsum vor-
geschrieben wurde. Mit dem Einkommen, das wir heute ausgeben, kau-
fen wir die GĂĽter frĂĽherer Produktionsepochen. Dazu ist nötig, dass


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die Wirtschaft stets von einem konstinuierlich fortlaufenden GĂĽ-
terstrom durchflutet ist, in dem Ein-und Abfluss, Produktion und
Konsumtion in gewissen Grenzen sich die Wage halten mĂĽssen. Zwang-
los finden wir hier die Erklärung mancher Krise: nämlich dann,
wenn wir aus der MĂĽndung mehr KonsumgĂĽter erwarten, als diese uns
fĂĽr den Augenblick zufĂĽhren kann, oder in anderer Variation, wenn
wir einen späteren Konsum gewaltsam und stossweise hinaufzuschrau-
ben versuchen und fĂĽr diese dahin zielende, sich aber erst später
realisierende Tätigkeit heute schon konsumreife Equivalente ver-
langen. Hier der wirtschaftlichen Entwicklung keine Fesseln anzu-
legen und ihr auf der anderen Seite doch auch wieder schwere
Krisen zu ersparen, hier eine wahre Formel zu entdecken, das sind die
Sorgen und zugleich die Streitpunkte der Geldpolitik in bezug
auf die Geldschöpfung als auch hinsichtlich der Bank-- und beson-
ders der Diskontopolitik.

Wir stellen fĂĽr unsere Untersuchung der modernen Wirt-
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schaft fest, dass wir in ihr mit dem Faktum von Geldpreisen zu
rechnen haben, die uns in ihren ZahlenausdrĂĽcken zwar keinen Auf-
schluss ĂĽber deren absolute Werte, wohl aber ĂĽber das gegenseitige
Verhältnis ihrer absoluten Werte geben. Wir wissen, dass diese Preise
einmal historischoaus dem direkten Tauschverkehr, dann aber als
eine gesellschaftliche Erscheinung begriffen werden mĂĽssen, ohne
indes an dem Kern des Wertgebriffes rĂĽtteln zu wollen, der als
Maass des gegenseitigen Abwägens nur die wirtschaftlich notwen-
dige, wertvolle und anerkannte Arbeit zulässt. Wenn nicht grundle-



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gende Produktionsänderungen eintreten und besonders dann, wenn
wir in einen Weltmarkt verflochten sind, werden wir in den Preisen
mit gegebenen Grössen zu rechnen haben. Die Werteinheit hat die
Bedeutung, – das sei hier wiederholt – uns nur relative Werte
aufzuzeigen. Wohl aber muss jedes Gut seinen absoluten Wert aus
dem oben besagten Arbeitsfaktor ableiten und wie das im einzelnen,
so gilt es natĂĽrlich fĂĽr jedes andere Gut und alle GĂĽter, fĂĽr die
ganze Produktion der Volkswirtschaft ĂĽberhaupt. Die wirtschaftlich
wertvolle und anerkannte Arbeit, das sind in der modernen Wirtschaft
die Produktionskosten der GĂĽter und diese Aufwende insgesamt das
ist das Einkommen der Nation.

Die Kalkulation ist nichts weiter, als eine Addition von 
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aufzuwendenden Produktionskosten, die eben die Einkommensanteile dar-
stellen. Wie sich dann wieder die verschiedenen Einkommenskategorien
in die Preise aufteilen, denn meist mĂĽssen wir praktisch bei ihnen
mit der starren oberen Grenze rechnen, das ist eine Machtfrage, die
uns in diesem Falle nicht interessieren kann, insofern als wir nicht
die Störungen, die in der Wirtschaftsordnung begrĂĽndet sind, im ein-
zelnen zu untersuchen haben. FĂĽr die Betrachtung des Kreislaufes
der Wirtschaft und insbesondere fĂĽr das Erkennen des Wesens der
Werteinheit genĂĽgt es festgestellt zu haben, dass alle erzeugten
GĂĽter, alle Einkommen in sich enthalten mĂĽssen, dass aber der Zu-
griff zum Realeinkommen, das meist nur aus einer gar nicht mess-
baren Teilbarkeit an einem Gute besteht, fĂĽr den einzelnen gar
nicht möglich ist und als ein Charakteristikum der arbeitsteili-




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gen Verkehrswirtschaft auch gar nicht möglich sein kann. FĂĽglich
muss jeder sein Einkommen in einer Form zur VerfĂĽgung gestellt
haben, die es ihm dennoch ermöglicht, den realen Wert seines Anteils,
den er irgendeinem Gute zugefĂĽhrt hat, in anderen gleichen Werten
auf dem Markte zu erreichen. Wir haben alle unsere Arbeitskraft in 
einen Einheitsstrom von Arbeit zusammen getan, in dem alles Per-
sönliche und Individuelle untertaucht, wo aber dennoch jeder gerade
in dem Verbundensein eine Bereicherung der Gesamtheit wie auch des
einzelnen erwartet. Der ganze Arbeitsstrom findet sein Equivalent
im ganzen Arbeitsprodukt, mag auch im einzelnen wiederum der eine
auf Kosten des anderen seinen Vorteil zu erringen suchen.

Zum Realeinkommen, zum KonsumgĂĽtermarkt ist uns das Nomi-
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naleinkommen das Â«Sesam, öffne dich». Mittels dessen mĂĽssen wir
wieder den Anschluss an die GĂĽterwelt finden, von der wir uns in 
der arbeitsteiligen Wirtschaft mehr und mehr entfernt haben; das
Nominaleinkommen muss insgesamt das Realeinkommen vom Markte wie-
der mobil machen. So ist es uns, – gleich in welcher rechnerischen
Grösse, -die Anweisung auf den Konsumtionsfond und unter Anerken-
nung der Quantitätstheorie muss der Ausgleich von Einkommens-und
Preishöhe auf dem Markt sich vollziehen. Betonen wollen wir gleich,
dass dieser* Endzustand zwar in jeder Wirtschaft erreicht sein muss,
dass aber keine dauernden Preisrevolutionen notwendig sind, die
Zungen der Wirtschaftswage, Nominaleinkommenshöhe und Preisstand zu
equilibrieren.

Wir können sagen:


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Realeinkommen R mal Preis (im Durchschnitt, Index ) P ist
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gleich Normaleinkommen N und können diesem Satz sogar allgemeine
GĂĽltigkeit zuerkennen. Vorher aber haben wir schon gesehen, dass
ehedem der Begriff des Normaleinkommens noch möglich war, doch das
System der Preise, d.h. zahlenmässig differenzierte Werteinheits-
ausdrĂĽcke sich im Verkehr herauskristallisiert hatten. Wenn nun
dieser nicht mehr imstande ist seine Arbeiter oder Mitglieder in
einem Gute zu entlohnen, das auf Grund seines Stoffwertes in jene
Relationen eingezogen werden kann, so muss er an Stelle von Gleich-
wertigem (Tauschgut ) doch Gleichnamiges, Tauschmittel oder Anweisung
auf das Sozialprodukt den Leistenden zur VerfĂĽgung stellen. In
jedem Falle muss die BrĂĽcke geschlagen werden zwischen Einkommen
und Konsumtionsmöglichkeit und in der modernen Wirtschaft ist es
das Vorherrschen der Werteinheit, die in Geld oder der Wirkung
nach geldgleicher Form das Nominaleinkommen, eine, isoliert betrachtet
abstrakte Grösse mit etwas durchaus Realem, dem Produkt der ganzen
Gemeinschaft verbindet. Doch ist die Werteinheit eine ältere Er-
scheinung und hat dort ihren Ursprung, wo wir erstmals von Preisen
sprechen; die Funktion, die wir ihr hier zuerkennen, das Bindeglied
des zerrissenen und gespaltenen Tausches zu sein, ist dem gegenĂĽber
eine abgeleitete und setzt die erstere voraus.

In der Kalkulation bedienen wir uns der Werteinheit und
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addieren damit die darin ausgedrĂĽckten Arbeitsaufwände. Der daraus
sich ergebende Preis ist dann der Kostenfaktor aller Einkommen.



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Die Paralellität in der Höhe der Werteinheit zwischen dem Nominal-
einkommen und den Preisen insgesamt: N ist gleich R mal P, ist 
uns damit nichts Verwunderliches. Wir können auf die Wagschale
der GĂĽter nichts legen, ohne auf der anderen, wo die Arbeitsauf-
wände und damit die Einkommen sich sammeln, StĂĽcke gleichen Ge-
wichtes, gleiche Mengen von Werteinheiten hinzuzufĂĽgen; ja es fĂĽhrt
kein anderer Weg zur Produktion als durch Aufwendungen von Arbeit
und damit von Einkommen. Der nominelle Preis eines Produktes wird
zerlegt in die prozentualen nominellen Anteile der verschiedenen
Erzeuger und sie erhalten so ihr Nominaleinkommen, prozentuale
Anteile am gesamten Produktionsfond.

Wir sehen, dass in ordnungsmässigem Gang der Wirtschaft
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die Bindungen so starke sind, dass von einem quantitätstheoreti-
schem Ausschwingen zwischen Einkommen und Preisen praktisch gar
nicht mehr gesprochen werden kann; beides sind eigentlich eines
und dasselbe. Die GĂĽterpreise finden wir in gewissen Grenzen als
gegebene Grössen vor, denn die Produktionsweise ändert sich allge-
mein meist nicht spri[ergänzt: handschriftl. u]nghaft und auch alle anderen neuerzeugten
Produkte ordnen sich in Verhältnismässigkeit schon ehedem sie
auf den Markt gelangen diesem Netz von Relationen ungefähr ein.
Mit der Grösse der Produktion und den Preisen wird als abhängige
Grösse das Nominaleinkommen in absolut gleicher Höhe geschaffen.
Preiskampf und Preisrevolution kann begrifflich nicht möglich
sein, wenn beide Faktoren jeweils das gleiche bedeuten, wenn sie
nur verschieden aufgeteilt, das eine Mal in nominelle GĂĽterpreise,



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– 32 –

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das andre Mal in nominelle Einkommen, gegeneinander gestellt aber
doch sich gegenseitig aufheben mĂĽssen. Der Konsum bestimmt nicht
nur die Höhe, sondern auch die Auswahl der Produktion und je nach
seinen subjektiven Wertschätzungen einerseits und den objektiven
Beschaffungswiderständen andererseits werden diese oder jene Güter
herangezogen werden. Was aber in diesem Zusammenhang mitbestimmt
das sind die Einkommen, die nicht nur allein von der Form als einer
gesellschaftlichen Einrichtung, sondern auch von der Intensität
und der Qualität der Produktion beeinflusst und geändert werden.
Wir deuten damit an, dass in einem gegebenen Land unter gegebenen
Produktionsverhältnissen alle Einkommenskategorien in einem bestimm-
ten Verhältnis zu einander stehen mĂĽssen; dass Unternehmer und Ar-
beiter, Bauer, Beamter und freie Berufe nicht willkĂĽrlich nebenein-
ander bestehen, sondern von einer wirtschaftlichen Notwendigkeit
gezwungen sich zu einem harmonischen Ganzen vereinen mĂĽssen. Neben
dem Preisgebände oder besser mit dem Preisgebände ist auch das
Einkommensgebäude geschaffen und gebunden, nicht so dass bei beiden
eine absolute Starrheit erreicht wäre, aber doch ein innerer Zusam-
menhang zu konstatieren ist.

Der Kreislauf der Wirtschaft wĂĽrde bei uns in dem Pro-
[28]

blem gipfeln, die Einkommen, die das Sozialprodukt aufheben sollen,
so zu ordnen und so unter alle Einkommensempfänger zu verteilen,
das insgesamt nicht mehr nominelles Einkommens auf dem Markte er-
scheinen kann, als während der Produktion gleichnamige Einheiten
fĂĽr die erstellten Produkte verausgabt wurden. Darin mĂĽssen sich



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– 33 –

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aller, aber auch alle Berufsgruppen teilen. In den GĂĽterkalkulati-
onen finden wir die Substanz fĂĽr alle Einkommen.

In einem Schema wollen wir aufzeigen, wie wir uns die
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Abwicklung vorstellen und werden zu diesem Behufe vier Arten
von Einkommen zu unterscheiden haben:


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1.) Die an der Produktion und an der Zumarktebringung der Genuss-
gĂĽter unmittelbar Beteiligten, also die Produzenten, Händler, Zins-,
Renten- Gehalts- und Lohnempfänger. Sie stellen die primäre Haupt-
einkommensform dar und verkörpern das gesamte Einkommen der Gesell-
schaft. Alle weiteren Einkommen werden aus dieser Masse gespeist.


[32]

2.) Die an der Erschaffung des festen «volkswirtschaftlichen
Kapitals» arbeitenden Berufskreise (Bauarbeiter und -unternehmer,
BrĂĽcken-, Eisenbahnbauer usw.); sie schöpfen ihr Einkommen aus
den Ersparnissen aller ĂĽbrigen Gruppen ( 1 ; 3 ; 4 . )


[33]

3.) Die freien Berufe, wie Aerzte, Schriftsteller, KĂĽnstler usw., die
aus den freiwilligen Abgaben aller ĂĽbrigen ihren Anteil geltend
machen können.


[34]

4.) Die Beamten im Ă¶ffentlichen Dienst, die mittels Steuern jeg-
licher Art durch den Fiskus kaufkräftig werden.



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[36]


Was an jeder bildlichen Darstellung fehlerhaft sein
[37]

muss, ist das stossweise Geschehen der Akte, die sich in Wirklich-
keit natĂĽrlich im organischen Flusse befinden. Das mĂĽssen wir auch
hier berĂĽcksichtigen, wenn wir eine Periode in ein einmaliges Ge-
schehen zusammenpressen. Was uns deutlich werden soll, ist die
Para[ergänzt handschriftlich: l]ellität von Nominaleinkommen mit der Preishöhe der Gesamtpro-
duktion. Wenn nach unserer Zeichnung in der Kalkulation das Produkt
einen Preis von 100 erzielt, so darf fĂĽr jenes Produkt auch nicht
mehr wie 100 Einheiten auf dem Markte kaufkräftig werden. Arbeiter,
Angestellte, Produzenten und Händler (Gruppe I) geben insgesamt ab
an Beamte durch Steuern und Abgaben 4 mal 3 ist 12, an freie
Berufe 4 mal 2 ist 8, an die Kapitalerstellenden 4 mal 3 ist 12;
treten also von ihren Einkommen ab 12, 8 und 12 ist 32 und es
bleiben ihnen folglich 68 und diese 68 und 32 zusammen auf dem
KonsumgĂĽtermarkt ausgegeben, heben das Produkt von 100 auf.
Weiter ist im Bilde angenommen, dass die verschiedenen sekundären
Einkommenszweige sich gegenseitig ZuschĂĽsse leisten, der Einfach-
heit halber hier immer das gleiche. Was an die kapitalerzeugenden
Berufe hingegeben wurde, bedeutet zwar fĂĽr die Abtretenden privat-
wirtschaftliches Kapital ; – privatwirtschaftliches Kapital aber,
das sich in sog. volkswirtschaftlichem Kapital niedergeschlagen
hat in dem Werk derjenigen, welche die Konsummöglichkeit von den
Sparenden erhielten. Diese haben dann, sofern es sich nicht um
direkten Eigenbesitz mit Eigenverantwortung handelt [ergänzt handschriftlich:, ] einen obligato-
rischen oder schliesslich auch dinglichen Anspruch.



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[38]

Halbfabrikate gelten als GenussgĂĽter, denn es ist leicht zu ersehen,
dass diese in der weiterverarbeitenden Produktion in deren Kalku-
lationen als ein fertiger Posten erschienen, fĂĽr den in der voraus-
gegangenen Produktion Einzelarbeitsaufwände entlohnt werden muss-
ten. Zins und Rente wurde ohne weiteres dem Produzenten- und Händ-
leranteil zugerechnet. Des weiteren sind die Posten fĂĽr Abschrei-
bung und Abnutzung weggelassen, denn ob von der Gesamtheit aus ge-
sehen 20 mal 5 zurĂĽckbehalten, dafĂĽr dann einmal 100 aufgewendet
wurde, ist belanglos und muss sich zum mindesten in grösseren Zeit-
läufen ausgleichen.

Das Realeinkommen der Gemeinschaft besteht in der Masse
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der erzeugten GĂĽter, das Nominaleinkommen in der Summe ihrer Geld-
preise. Das ist nichts zufälliges, sondern die notwendige Folge des
Gleichlaufs von Produktion und sie begleitender Einkommensbildung .
Wenn wir sagen, die Preise und in ihnen die Idee der Werteinheit
seien Verhältniszahlen zwischen den einzelnen GĂĽterwerten, so dass
diese vergleichbar und gesellschaftlich gĂĽltig austauschbar wer-
den, so mĂĽssen wir auch bekennen, dass innerhalb der Einkommen
selbst der gleiche Geist wie bei den Preisen vorherrscht; auch sie
werden, ohne dass die absolute Leistung mehr erkenntlich ist, doch
nach gesellschaftlicher Wertung geschieden und vergleichbar. Die
Nominaleinkommen sind das Spiegelbild der Preise und so können wir
die letzteren auch als Verhältniszahlen zwischen Real-und Nominal-
einkommen bezeichnen. Dass wir den Preisen die primäre Rolle ein-
räumen, könnte als gegen die Tatsachen verstossend erschienen, denn



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äusserlich treten tatsächlich zuerst die Einkommen in Erscheinung
und nehmen möglichst an dem Preise im einzelnen die letzte Kor-
rektur vor; aber die Preise sind nicht nur historisch gegenĂĽber
dem Nominaleinkommen das UrsprĂĽngliche, sondern selbst in der von
uns geschilderten Ordnung bilden sie sich nur in strenger Anlehnung
an einen wirtschaftlichen bereits fixierten, oder wenigstens voraus-
kalkulierten Preis.

Was aber nachzuholen wichtig ist, das ist der Begriff des
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Nominaleinkommens, den wir bisher als etwas Gegebenes hingestellt
haben. Wir konnten das tun, nachdem wir im ersten Abschnitt vom
Gelde gesprochen und in ihm das technische Mittel erkannt haben,
das die Verkehrswirtschaft zu funktionieren befähigt. Aber wir
sahen auch, Voraussetzung fĂĽr das Geld ist wiederum das Vorhanden-
und Wirksamsein der Preisidee, wenn auch ursprĂĽnglich nur Stoff-
quantitäten zum Vergleich gelangen. Das Nominaleinkommen ist nun,
(wenigsten teilweise) dieses Geldeinkommen. Wie weit die beiden
Begriffe sich decken, ist in jedem Einzelfalle wohl verschieden;
sie können das völlig tun, wenn das ganze Einkommen in Geld erstat-
tet ist, d.h., wenn keine Möglichkeit besteht, reale GĂĽter direkt als
Einkommen zu erhalten. Während also Real- und Nominaleinkommen sich
stets decken mĂĽssen, weil es nur verschiedene AusdrĂĽcke gleicher
Sache sind, ist das Geldeinkommen nicht ohne weiteres eine 3. Aus-
drucksform dafĂĽr; wird oftmals nur ein Tel [sic] der erstgenannten Be-
griffe sein und kann nur in der Ausschliesslichkeit des Einkom-
mensempfanges in dieser Form zum gleichen Werte werden. Das Geld
lebt, um die GĂĽter auszutauschen, die eine FĂĽlle von Relationen



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darstellen;– wenn es heute nun den Kauf vermittelt durch Hingabe
von Nominaleinkommen gegen GĂĽter, so ist das durch den Schleier
gesehen der gleiche witschaftliche Vorgang. Diese letzte Karte
decken wir auf, wenn wir den Mechanismus kurz erklären, wie das
Nominaleinkommen, das Geldeinkommen entsteht. Nach unserer ganzen
AusfĂĽhrung kann es keine Frage sein, dass wir es in engster Anleh-
nung an die GĂĽterproduktion zur Schöpfung bringen mĂĽssen. Stellen
wir dabei die Geldkreation auf Grund des akzeptierten Warenwech-
sels als die der Vollendung am nächsten kommende Einrichtung hin,
so handeln wir nur folgerichtig unserer bisher beschriebenen Auf-
fassung.

Im Gelde, dem Repräsentanten unseres Nominaleinkommens
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haben wir einen Anspruch an die Allgemeinheit, während wir unsere
wertvollen Dienste der privaten Produktion liehen und auch hier-
her die Quelle unseres Einkommens verlegten. Jede Hingabe von Dienst
Nutzung oder Gut bewirkt zuerst einmal ein privates Forderungs-
recht, das wir irgendwann einmal zum Eigengebrauch lebendig wer-
den lassen wollen. Eine solche private Forderung ist die Buchfor-
derung und es ist der Warenwechsel, den der Fabrikant fĂĽr eine wirt-
schaftlich abgenommene Leistung in Händen hält. In diesem Wechsel
sind aber, da viele Hände dem Unternehmer dienstbar waren, das 
Produkt zu vollenden, auch alle deren Arbeitsleistungen und fĂĽg-
lich deren Einkommen eingeschlossen und hier erlöst uns die Geld-
schöpfung vor weiteren privaten, in's kleinste zu zerlegenden
Forderungsrechten, welche die Arbeiter wiederum ihren Unternehmer



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Unternehmer geltend machen mĂĽssten. Die starre Berufsgliederung
zeugt davon, dass wir das Vertrauen zur Gemeinschaft, zu der Wirt-
schaft haben, und darum entäussern wir uns unserer vergegenständ-
lichten Arbeit, weil wir erwarten und wissen, dass wir auf dem 
Markte auch ohne dieses Gut oder Teilgut selbst doch der Equi-
valente habhaft werden können. Im privaten Verkehr konnten nur
private Forderungen entstehen. Die private Produktion aber ist
so enge mit einander verbunden und in solch' grosser gegensei-
tiger Abhängigkeit, dass wir in der Marktwirtschaft, wo alles
in einander greift, wo alle fĂĽr einen und einer fĂĽr alle zusammen
stehen, dass wir dort jedes derartige private Forderungsrecht
in ein Ă¶ffentliches umwandeln und als das Symbol der Forderung
an die Allgemeinheit das Geld der Gemeinschaft, das staatliche
Geld ansehen. Die Reichsbank fĂĽhrt hier nur eine Funktion des
Marktes zu Ende. Jede Forderung ist von der anderen Seite gesehen
aber eine Schuld, also hier eine Schuld, die von der Gesamtheit
getilgt werden muss. Praktisch geschieht das, indem wir bei der
Konsumtion Teile dieser Forderung fortgeben, bis unser ganzes
Forderungsrecht, eben unser Einkommen sich aufgelöst hat und in 
der Wirkung das Forderungsrecht und das Geld aus der Wirtschaft
entfernt ist. Wir haben konsumiert. Mit der letzten Konsumtion
und der letzten Wechseleinlösung ist der Kreislauf beendet.

Dass das Geld uns als etwas anscheinend ewig Bleibendes
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in der Wirtschaft gegenĂĽbertritt, beruht auf einer Täuschung.
In Wahrheit entsteht es täglich mit der Leistung und vergeht mit



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der Konsumtion, gleich wie uns ein grosses Feuerwerk eine dauernde
Helle vorspiegelt, die durch tausende von Raketen, die nacheinander
aufsteigen und wieder in's Nichts zurĂĽckfallen, verursacht wird.

Es könnte hier natĂĽrlich nicht unsere Aufgabe sein, die
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Technik genau auseinander zu setzen; was wir vielmehr schildern
wollen, das sind die Zusammenhänge, soweit sie das gezeichnete Bild
vollenden mĂĽssen. Zur Verteidigung des Wechsels wollen wir aber
doch die Hauteinwände betrachten. Seine Sicherheit und seine Eig-
nung zur Geldschöpfung, d.h., ob er wirklich absatzfähige Konsum-
gĂĽter repräsentiert, das können wir ruhig xxx dem viel bekritelten
Profitstreben der Privatwirtschaft ĂĽberlassen. Sie hat selbst
das denkbar grösste Interesse daran, Gnade vor den Augen ihrer
Mitmenschen zu finden. Die grösste Sicherheit liegt nicht etwa
in den geforderten prima Unterschriften, sondern in der wirt-
schaftlichen Unmöglichkeit, dass auch nur eine nennenswerte Anzahl
von Wechseln notleidend wĂĽrde. Die Gefahr auch, dass mehrere Wech-
sel fĂĽr ein und dieselbe Ware im Umlaufe sind, ist nicht so hoch
zu bewerten, denn der erste Wechselschuldner, der darauf Gläubiger
wird, kann den diskontierten Wechselbetrag nicht als Einkommen
geltend werden lassen, d.h. konsumieren; muss er doch sein Accept
wieder einlösen. Im ĂĽbrigen gelangt immer nur ein Prozentsatz
von Wechseln bis zum obersten Organ der Reichsbank, die ĂĽbrigen
können aus dem Umlaufe der gerade freien Gelder gespeist werden.

Doch zurĂĽck zu unserer Betrachtung: Die Einkommensgrösse,
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die wir mit dem gesamten erzeugten GĂĽtervorrat gegenĂĽber stellen,
eben in dem Sinne, dass beide nur neben einander zur Entstehung



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kommen können, kann uns nur eine gedanklich mögliche Grösse
sein. Wenn wir das Geldeinkommen mit Nominaleinkommen gleich
setzen und es in Paralelle stellen zum gesamten Realeinkommen,
dann mĂĽssten wir fordern, dass jegliche Einkommen in neu geschöpf-
ter Geldform zur Verteilung gelangen. In Wahrheit wird aber Pro-
duktion in Natura verteilt, es wird mit noch umlaufendem Gelde
bezahlt, es werden Gegenforderungen aus[ergänzt handschriftl. f]gerechnet, Wechsel dienen
als Zahlungsmittel, Giroguthaben ersetzen neues Geld und so kommt
es, dass wir in diesem ganzen Konglomerat die Einkommensgrösse zu
suchen haben. Was das Geld anlangt, so ist in der Grösse der
Produktion wohl eine obere Grenze geschaffen. nach unten aber ist
der Verkehr souverän. Denken wir nun daran, dass das gleiche Geld
teilweise als blosses Rechengeld z.B. an den Quartalsterminen
aufzutreten pflegt, des weiteren auch mit tätig ist, den Kapital-
markt zu speisen. In diesen Fällen steht das Geld fern seiner
eigentlichen primären Funktion. Das Geld ist auf der einen Seite
Bescheinigung fĂĽr unsere Leistung, die sich in realem Gute hat 
niederschlagen mĂĽssen, das auf dem Markte erscheinen wird, auf der
anderen Seite ist es eine Anweisung auf wieder ein reales Gut ;
verbunden also, vermittelt uns das Geld den Austausch zwischen
den realen GĂĽtern. Das Nominaleinkommen schiebt sich nur dazwischen
als eine Folgeerscheinung des [sic] heutigen Produktionsweise. Diesen
Dienst vermag das Geld, das haben wir bereits im ersten Abschnitt
gesehen, zu leisten, weil es im ZusammenfĂĽgen und Teilen von Wert-
einheiten auch die GĂĽter vergleichbar und teilbar werden lässt.
Die Werteinheit schafft Preise und lässt durch sie den GĂĽter-



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austausch möglich werden. Das erste und letzte Glied des modernen
wirtschaftlichen Kreislaufes betrachtet. – die Distribution
scheiden wir aus, – bietet uns wieder das gleiche ursprĂĽngliche
Bild.


Die Wirtschaft erschöpft sich im Austausch von realen
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GĂĽtern, und die Werteinheit ist das Instrument, auch dort, wo der 
Tausch dem Bereiche des Zufälligen entwächst und sich zu einer
gesellschaftlichswirtschaftlichen Erscheinung erhebt und verdichtet,
auch dort den Gesetzen des Realtausches die freie Bahn zu bereiten.





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