| 582 |
- 83 - |
| 583 |
|
| 584 |
des, wir dann nicht berücksichtigen den wohl grössten Teil des |
| 585 |
wirtschaftlich wirksamen, wenn auch nicht chartalen Geldes, das |
| 586 |
Kaufkräfte in eminenten Maasse vergegenwärtigt. Das wurde im |
| 587 |
Kreislauf der Wirtschaft dargetan, dass die Quantitätstheorie |
| 588 |
nur in jenem weiten Sinne verstanden werden muss. Als Einzelgrös- |
| 589 |
se sagt das chartale Geld gar nichts und das " Geld " in der |
| 590 |
Gesamtgrösse der gesamten Einkommen ist uns nicht bekannt und |
| 591 |
tritt uns, wenn wir die Kaufkraft als Resultat des Tauschens an- |
| 592 |
sehen wollen, immer nur erst dann gegenüber, wenn diese wirt- |
| 593 |
schaftlichen Handlungen der Vergangenheit angehören und ihrer- |
| 594 |
seits vom Resultat ja nicht mehr beeinflusst werden können. Da- |
| 595 |
mit wollen wir sagen, dass wir das Geld als Wertmaass scheinbar |
| 596 |
benützen können, aber eben nur im Hinblick darauf, dass die Geld- |
| 597 |
politik bestrebt ist, das Geld in der nominellen Höhe mit der |
| 598 |
Güterproduktion und deren Preishöhe zu verknüpfen. Darum aber |
| 599 |
kann auch die [übertippt P]reishöhe keine Grösse sein, die durch Abschätzung |
| 600 |
am Golde gewonnen wird, sondern die, die wir aus Zvvuvvsammenfügen von |
| 601 |
Arbeitswertgrössen gewinnen, wie sie uns historisch einmal im |
| 602 |
Gelde, dann in der Wirtschaft mannigfaltig und somit auch in un- |
| 603 |
serer Vvvovvrstellung gegeben sind. In der Erklärung, ein bestimmtes |
| 604 |
Gut sei drei Mark wert, ist in gewissem Sinne doch auch ein ob- |
| 605 |
jektiver Wert ausgedrückt, da wir uns jederzeit den Warengehalt, |
| 606 |
wie Arbeitsenergie zur Evvrvvstattung des dritten Teil eines solchen |
| 607 |
G[übertippt u]tes, die Arbeitsmenge, die wir eine Mark nennen, vorstellen können |
| 608 |
Wissen wir noch dazu, dass dies und jenes auch eine Mark kostet, |
| 616 |
- 84 - |
| 617 |
|
| 618 |
dann wird in uns das Gefüh[übertippt ö mit l] der Wertgrösse von einer Mark so |
| 619 |
gefestigt, dass wir Auspendelungen meist sofort erkennen und für |
| 620 |
Korrektur Sorge tragen. Auf solche Art wird uns deutlich, ob ein |
| 621 |
Preis hoch oder niedrig sei, denn im Verhältnis der Preise zu ein- |
| 622 |
ander ist uns auch mittelbar Aufschluss über deren absolute Höhen |
| 623 |
gegeben. Das Problem erhält seine Spitze in der Frage, ob zur Ein- |
| 624 |
reihung eines Gutes in das Netz der Relationen das Geld als Wert- |
| 625 |
maass notwendig ist oder nicht. Dass ursprünglich ein Gut als |
| 626 |
Mittelpunkt der Beziehungen zu deren Gewinnung nötig war, ist von |
| 627 |
jeder Richtung anerkannt. Wir betrachten hier den besonderen Fall |
| 628 |
der stabilen Papiergeld-Monopolwährung. Sei das neue Produkt ein |
| 629 |
Erzeugnis der Metall- oder der Textilbranche; zuerst muss es sich |
| 630 |
einmal anlehnen an die vorhandenen gleichartigen Erzeugnisse der |
| 631 |
Konkurrenz, und der Preisspielraum ist dadurch schon bedeutend |
| 632 |
eingeschränkt. Der Produzent muss zu Grunde legen seine Herstel- |
| 633 |
lungskosten, und die Gvvrvvrenze wird um ein weiteres enger werden. Im |
| 634 |
ganzen können wir sagen, dass da zu einem Vergleich und Abschätzen |
| 635 |
am Gelde wenig Rvvavvum mehr bleiben dürfte und das, wie wir gesehen |
| 636 |
haben darum, weil die Bindungen an die übrigen Güter und die wirt- |
| 637 |
schaftliche Verpflichtung in der Fvvrvvage des Arbeitslohnes, der |
| 638 |
Steuern, der Versicherungen usw. so enge sind, dass sie den Preis, |
| 639 |
die Relation zu den anderen Gütern gebieterisch vorschreiben. |
| 640 |
Ivvnvv allen anderen Gütern verkörpert sich in jedem Falle eine be- |
| 641 |
stimmte Arbeitswertmenge, und diese bleibt auch das Wertmaass und |
| 642 |
ergibt den Preis für alle neu hinzutretenden Güter. Das Geld kann |
| 650 |
- 85 - |
| 651 |
|
| 652 |
nur scheinbar Wert-und Preismaass werden, wenn wir, immer nur die |
| 653 |
entwickelte Wirtschaft betrachtet, die Reflexerscheinung, die die |
| 654 |
Güterwerte uns im Gelde zeigt und eine iegene [sic] Grösse daraus formt, |
| 655 |
als das Primäre hinnehmen. Wir gehen dann scheinbar unseren Weg |
| 656 |
von Bekanntem zu Uvvnvvbekanntem, während wir in Wahrheit nur bereits |
| 657 |
alte Pfade zum Ursprung zurückverfolgen. Sind wir zu der Ueberzeu- |
| 658 |
gung gelangt, dass jedes neue Gut, - die alten haben ihre Relationen |
| 659 |
in historischer Entwicklung erhalten, -in das Netz der Relationen |
| 660 |
eingefügt wurde, noch ehedem es als Ganzes zum Gelde in Beziehung |
| 661 |
gebracht wurde, dann dürften wir auch nach der Ansicht der Waren- |
| 662 |
werttheoretiker sogar die rein abstrakte Werteinheit gelten las- |
| 663 |
sen; für uns aber ist die Werteinheit sogar etwas Gebundenes, nicht |
| 664 |
nur einmal, sondern unendlich mal und bedeutet in dieser Vielheit |
| 665 |
der Bindungen doch immer nur ein und dieselbe Grösse, nämlich eine |
| 666 |
bestimmte Arbeitsmenge, die wir als Einheit allen Gütern und allen |
| 667 |
Diensten in der Relation auf gegebene, bekannte Dinge als Maass zu |
| 668 |
Grunde legten. Wir sagten schon einmal, dass wir uns mit Schumpeters |
| 669 |
Einkommenseinheit eng berühren, insofern auch wir der Menge des |
| 670 |
chartalen Geldes keine Wichtigkeit zuerkennen gegenüber der wirk- |
| 671 |
lichen und wirksamen Geldsumme, die als Einkommen in der Wirt- |
| 672 |
schaft erscheint. Einkommen entsteht aus Leistungen, Güter setzen |
| 673 |
sich zusammen aus Leistungen; werden Gvvüvvterpreise und Einkommens- |
| 674 |
höhe in ihrer Reduktion auf Arbeitsleistungen verknüpft, so können |
| 675 |
wir der Avvnvvweisungstheorie Svvcvvhumpeters zustimmen. Budge kritisiert |
| 676 |
nun den bekannten Billetvergleich Schumpeters und sagt, dass wir |
| 684 |
- 86 - |
| 685 |
|
| 686 |
beim Billet schon die Gegenleistung in der genauen Menge in der |
| 687 |
Vorstellung schin [sic] fest in Hvvävvnden haben, während beim Gelde erst |
| 688 |
n[übertippt i mit o]ch die Preisbildung in Fvvrvvage kommt. Wir können in Anlehnung |
| 689 |
an all das von uns Gesagte hier ohne weiteres erklären, dass nach |
| 690 |
unserer Auffassung ein Preiskampt kaum mehr zu stande kommen kann, |
| 691 |
und solange wir stabile Währung haben, wir dann auch im Einkommen |
| 692 |
die Gegenleistung aus dargetanen Gründen fest in Händen haben. |
| 693 |
Wenn Budge des weiteren meint, dass wir die Verfügung über einen |
| 694 |
Platz im Theater nicht durch ein Billet, sondern durch die Zahlung |
| 695 |
des Preises erhalten, so können wir das dahin auslegen, dass wir |
| 696 |
die Verfügung über die wirtschaftlichen vvGvvüter auch nicht direkt |
| 697 |
durch das Geld - das Billet - sondern durch die Arbeitsleistung, |
| 698 |
der wir den Billetbesitz verdanken, zugesprochen erhalten. Ist |
| 699 |
beim Billettvergleich der Tausch nicht Billet - Vorstellung; son- |
| 700 |
dern Billettkauf - Vvvovvrstellung, so ist der Tausch wirtschaftlich |
| 701 |
betrachtet auch nicht Geldhingabe - Güterempfang, sondern Gelder- |
| 702 |
werb, d.i.Leistung - Güterempfang. |
| 703 |
Der Vollständigkeit halber wäre noch kurz zu betrachten |
| 704 |
die Evvrvvscheinung der unstabilen Währung, der Zvvuvvstände, wie wir sie |
| 705 |
zu Kriegsausgang und in der Nachkriegszeit kennen lernen mussten. |
| 706 |
Wir wollen kurz fragen: Was [sic: War?] es hier so, dass die Preise zustande |
| 707 |
kamen auf Grund der Schätzung von Gütern gegen Geld? Dazu wäre |
| 708 |
notwendig gewesen, dass wir uns eine klare Vorstellung vom Werte |
| 709 |
des Geldes fast in jedem Augenblicke hätten bilden können und |
| 710 |
hätten neu bilden müssen. Es war eine Vielheit von Beziehungen |
| 718 |
- 87 - |
| 719 |
|
| 720 |
die hier auf die Pvvrvveise wirksam wurden. Wenn wir später von der |
| 721 |
unstabilen Wvvävvhrung sprechen, werden sich diese Punkte im einzelnen |
| 722 |
heruasschälen [sic]. Ovvhvvne weiteres deutlich aber ist uns, dass ein Geld, |
| 723 |
das täglich anderen Wvvevvrt im Sinne veränderter Kaufkraft repräsen- |
| 724 |
tiert, keinen Anspruch als Wertmesser der übrigen Güter erheben |
| 725 |
kann. Solange wir in unserer eigenen Währung der Papiermark rechne- |
| 726 |
ten, hatten wir in ihr keinerlei Anhaltspunkte einer Wertgrösse; |
| 727 |
erst später, da wir uns auf ausländische Währungen bezogen und |
| 728 |
die Papiermark täglich neu un Beziehung zu jenen setzten, sodass |
| 729 |
sie eigentlich nichts anderes mehr bedeutet als eine ausländische |
| 730 |
Währung, erst da konnten wir wieder eine Wertvorstellung mit dem |
| 731 |
Gelde verbinden, die aber von so vielen anderen Momenten, wie Spe- |
| 732 |
kulation usw. durchsetzbar, dass uns der so abgeleitete Wert der |
| 733 |
Papiermark kein auch nur annähernd wirkliches Bild der inneren |
| 734 |
Kaufkraft der Mark, die maassgebend sein müsste, bieten konnte. |
| 735 |
Ivvnvv Wahrheit haben wir unsere Preise doch nicht nach dem Geldwerte |
| 736 |
gesetzt, sondern wiederum in der Beziehung zu anderen Gütern. Wir |
| 737 |
wussten, dass ein Pvvrvvodukt x Svvcvvhweizer Fvvrvvanken kostet und lasen im |
| 738 |
Kursblatte, dass ein Svvcvvhweizer Fvvrvvanken so und so viele Papiermark |
| 739 |
notiere. Wir rechneten täglich um und fixierten den Preis nicht |
| 740 |
in Beziehung zum Geldwerte, sondern zu einem anderen Gut. Die Papier- |
| 741 |
marksumme, die wir errechneten, sagte uns über den Wert auch nicht |
| 742 |
das Geringste aus. |
| 743 |
Uvvnvvd bevor diese Entwicklung statte hatte, etwa zu Ende des |
| 744 |
Krieges, wie war es da? Wir sahen, dass andere Produkte, vor allem |
| 752 |
- 88 - |
| 753 |
|
| 754 |
solche, auf die sich die Nachfrage besonders stürzte, aus diesen |
| 755 |
natürlichen Gründen der erhöhten Nachfrage im Preise stiegen. |
| 756 |
Die Relationen, die meist wie etwas Ewiges in den bleibenden Pro- |
| 757 |
duktionskosten gegeben waren, strebten danach, auch auf der erhöhten |
| 758 |
Grundlage jene alte Verhältnismässigkeit wieder einzunehmen. Diese |
| 759 |
gesunde Tendenz aber wurde auf der Gegenseite durch die Freiheit |
| 760 |
und Uvvnvvgebundenheit der Einkommen gestört. Das war der Grund des |
| 761 |
wahren Wettrennens der Preise. Manches wird im Abschnitt der Infla- |
| 762 |
tion darüber noch zu sagen sein. Hier galt es norläufig [sic] nur zu zei- |
| 763 |
gen, dass niemals das Gold Masstab der Preise sein konnte. |
| 764 |
Das hoffen wir, ist uns in jedem Falle geglückt. Zur weite- |
| 765 |
teren Festigung unserer Avvnvvschauung werden wir im Folgenden staat - |
| 766 |
liche Geldwesen mit den verschiedensten Währungen untersuchen, |
| 767 |
nicht derart, dass eine aus der anderen hervorgeht und in ihr die |
| 768 |
historische Stütze findet, sondern wir wollen jede Währung gewis- |
| 769 |
sermassen neu begründen und aus diese Betrachtung die Möglichkeit |
| 770 |
oder Unmöglichkeit einer Währungsreform zu gewinnen suchen. |