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III. Die Lehrmeinungen; Nominalismus, Metallismus, Warentheorie des Geldes.

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D i e L e h r m e i n u n g e n


Der M e t a l l i s m u s .
Der N o m i n a l i s m u s .


Sind wir dem Wesen des Geldes in funktioneller Hinsicht

bei der vergangenen Betrachtung nĂ€her gekommen und konnten wir
das gewonnene Bild uns formen, ohne dass wir uns mit Entschieden-
het zu einer herrschenden Theorie bekannten, – haben wir dort
nur das tatsĂ€chliche Geschehen kritiklos hingenommen und es ver-
sucht, die einzelnen Daten zu organischem Fluss an einander zu rei-
hen, so mĂŒssen wir jetzt den Geldtheorien unser Ohr leihen, deren je-
de mit Bestimmtheit und seltenem Fanatismus ihren Standpunkt fĂŒr
den allein richtigen vertritt.

Eine eigentliche wissenschaftliche Forschung nach dem 

Wesen des Geldes beginnt naturgemĂ€ss mit dem Metallismus, einer
Geldlehre, deren Inhalt uns noch ganz deutlich werden wird. Dieses
theoretische Besinnen erfĂŒllte darauf denn auch ausnahmslos und
ohne Widerspruch die Geister und heute sogar können wir noch sagen,
dass die alten klassischen Gesetzte jenes orthodoxen Metallismus
ohne nennenswerte Redivierung [sic] im Schwange sind und immer noch
Grundlage auch aller spĂ€teren, selbst der modernsten Entwicklung.

In den AnfĂ€ngen des Geldverkehrs war das Geld und damit

sprechen wir von allen Geldstoff schlechthin, auch wenn er schon
staatlicher PrÀgung unterzogen war, doch eigentlich nichts anderes,
als ein Gut wie eben die ĂŒbrigen GĂŒter alle, das sich nur


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bei Tauschbedarf in das Tauschgut vorĂŒbergehend in " Geld"
wandelte und so jeweils durch das Heraustreten aus dem allgemeinen
GĂŒterkreis in den ihm entgegen stehenden, ihn bewegenden Geld-
kreis automatisch die nötige Geldmenge schuf. Die Warenbewegung
ist das primĂ€re, gegenĂŒber der Geldbewegung und zieht diese nach
sich. Und gleich wie von Wirtschaft zu Wirtschaft so floss das
Gold wechselnd von Gemeinschaft zu Gemeinschaft gewissermaassen
im intervalutaren Verkehr als das allgemein beliebte und gebrĂ€uch-
liche Geldtauschgut, als ein Weltgeld.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts aber bedingte der

natĂŒrliche Mangel an Edelmetallen ein Verlassen oder wenigstens
doch E[ergĂ€nzt handschriftl.]einschrĂ€nken dieses Systems des sich selbst regulierenden
Zu- und Abstroms von Geld, von Gold. Damit ging eine verwandte
Tendenz Hand in Hand, nĂ€mlich ein Bestreben, das ersparte Edelme-
tall in den Tresor der Banken aufzuspeichern und mehr und mehr
den goldersetzenden Banknoten die Hauptrolle im Geldverkehr zu 
ĂŒberlassen. Das schien der herrschenden metallistischen Geldauf-
fassung nicht zu widersprechen, denn selbst der fĂŒrhende National-
ökonom jener Epoche – Ricardo – sagt ĂŒber jene papierenen Umlaufs-
mittel, die wohl gleichartig funktionierend doch nicht Metall –
(Waren) geld waren:" Ein Geldumlauf ist in seinem vollkommensten
Zustand, wenn es gĂ€nzlich in Papiergeld besteht, aber in einem
Papiergeld von gleichem Werte wie das Gold, das es zu vertreten
erklĂ€rt. Der Gebrauch von Papier anstatt von Gold ersetzt das
kostspieligste durch das billigste Material und befĂ€higt das


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Land, ohne irgendjemand zu benachteiligen, alles Gold, das es frĂŒher
zu diesem Zwecke benĂŒtzte gegen Rohstoffe, Werkzeuge und Nahrungs-
mittel einzutauschen, durch deren Gebrauch sein Wohlstand und seine
GenĂŒsse vermehrt werden."

Ist nun aber dieses Papiergeld nur Stellvertreter des

Edelmetalles und dieses allein nur das eigentliche Geld, das trotz
des grössten Anreizes zu seiner Förderung dennoch zum Verkehr nim-
mer ausreicht, und zudem noch als volkswirtschaftlich unrentabel
gelten muss; ist das Papiergeld – die Banknoten – also nur Symbol
eines gedachten Goldquantums, dann allerdings muss notwendig die
Frage auftauchen, wie gross muss diese Papiergeldmenge oder wie
gross wĂ€re wohl die im Verkehr benötigte Goldmenge, deren Wert das
Papier vorstellen mĂŒsste? Wenn der Metallismus diese Menge nicht
mit einer ökonomischen Erscheinung in der Wirtschaft verkettet
und aus einer Denkgrösse eine messbare werden lĂ€sst, dann wird er
in der modernen Wirtschaft zu sehr dem schwankenden Rohre gleichen,
als dass man es wagen könnte, die Geldschöpfung so zu basieren.
Ricarod [sic] schreibt noch im gleichen Kapitel darĂŒber: Das Publikum
vor allen VerĂ€nderungen im Werte der Umlaufsmittel zu schĂŒtzen
ausser denjenigen welchen der MĂŒnzwert selbst unterworfen ist, und
den Umlauf gleichzeitig mit einem möglichst wenig kostspieligen
Metall zu bewerkstelligen, heisst den vollkommensten Zustand zu
erreichen." Dazu empfiehlt er dann die Einlösbarkeit der Noten
in Barren Gold und umgekehrt; etwa[hanschriftlich durchgestrichens] dieselben GrundsĂ€tze, die zur
Herrschaft der GeldwĂ€hrung bei uns in Uebung waren und die Knapp


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als Hylodromie und Hylophantismus in seine Theorie einreihte.

Wenn allerdings, so muss auch Ricardo enden, bei unge-

wöhnlichen Gelegenheiten, wo eine allgemeine Panik das Land er-
greift, jedermann die Edelmetalle besitzen möchte, als die bequems-
te Form, sein Vermögen zu realisieren, dann ist auch diese Ordnung
nicht mehr durchfĂŒhrbar. Das eigentliche Geld des Metallismus,
das Edelmetall verschwindet aus dem Verkehr und keine Zentralbank
der Welt könnte sog. r u n s im grossen Maass begegnen. Dann muss
das Papiergeld,(die Banknote ) [ergĂ€nzt handschriftl.,] dieses nur auf Vertrauen beruhende
Geldsurrogat, gerade in den Zeiten des völlig geschwundenen Ver-
trauens dennoch Geldienste [sic] leisten.

Solange unsere Betrachtung nur dem Metallismus gilt,

haben wir den Begriff der Werteinheit nicht besonders zu erklĂ€ren
und zu definieren. Wenn wir hier von Geld sprechen und wir verste-
hen gwöhnlich [sic] darunter das chartale StĂŒck, das Zahlungsmittel, dann
sprechen wir gleichzeitig von Werteinheit, denn in jenem System
gibt es begrifflich keinen Unterschied zwischen Werteinheit und
Zahlungsmittel; hier ist Werteinheit gleichbedeutend mit einem
bestimmten Quantum Gold und ist so identisch mit der MĂŒnze selbst.
Die MĂŒnze ist also Zahlungsmittel und Wertmaass zu gleicher Zeit.
Dem spĂ€terhin von anderer Richtung eingeworfenen Gedanken der ab-
strakten Werteinheit, einer reinen Denkgrösse als dem angeblichen
Wertmesser, lehnt die alte klassische Schule ab. Deren prominente
Vertreter Adam Smith und Ricardo standen auf dem Boden der objek-
tiven Wertlehre, derart, dass sie als BestimmungsgrĂŒnde des Wertes


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der Waren die Faktoren Arbeit, Kapital und [darĂŒber handschriftlicht ergĂ€nzt: .... .......... ] und Rente gelten liessen.
Ersterer nicht immer in konsequenter DurchfĂŒhrung, Ricardo aber in seinen principles um so geschlossener.

Die MĂŒnze ist eine Ware wie andere mit den gleichen

WertbestimmungsgrĂŒnden. Preise und Ausdruck des VerhĂ€ltnisses
des objektiven Wertes des Goldes mit dem der zu vergleichenden
Ware und ein G[handschriftlich o, e ergĂ€nzt]ldwert existiert nur soweit, als wir darunter einen
Goldwert; eben den objektiv messbaren Wert der Goldmenge verste-
hen. FĂŒr den strengsten Metallisten kommt ĂŒberhaupt nur der Ge-
brauchswert des Goldes als Vergleichsmaass in Frage; er schĂ€tzt
rein subjektiv nach Lust-oder Unlustempfinden, was natĂŒrlich zur
Folge haben muss, dass dort, wo vollwertiges Metallgeld im Kurse
ist, die gesetzliche Zahlungskraft damit bedeutungslos ist.

Nach Diehl aber ist beispielsweise zur DurchfĂŒhrung ge-

regelter Preisbildung ein Geldgut, also ein wertvoller Geldstoff
notwendig, denn er will den Kern der Preisbildung in der wohl sehr
fragwĂŒrdigen Formel begriffen wissen:
" Nun schĂ€tzt ihr an einem allgemein[handschriftlich durchgestrichene] beliebten Gegenstand, z.B.
dem Golde ab, wie viel ihr fĂŒr meine Ware geben wollt? "
Diese metallische Lehre konnte nur so lange unangefochten blei-
ben, so lange die tatsĂ€chliche Uebung sich aus jenen SĂ€tzen erklĂ€ren
liess. Sobald aber papierne, oder auch nur unterwertige Umlaufmit-
tel in den Vordergrund des Verkehrs ge[handschriftlich durchgestrichen: d]rĂŒckt waren, wurden, den
Metallismus verneinende und bekĂ€mpfende Stimmen laut. Ihnen wieder-
um musste dieser entgegentreten und in seinem System jenen neuen


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Zahlungsmitteln Raum geben. Die Bezeichnung Geld geriet ja fĂŒr
jegliches «Papier» ohne weiteres in Wegfall, denn eigentliches
Geld war immer nur das 100 %ige Metallgeld. Banknoten waren doch
immer nur â€“ man mag die absolute Notwendigeit ihres Entstehens
und ihrer Zirkulation eingesehen haben oder nicht, – Geldsurro-
gat, jederzeit umtauschbares Kreditpapier, das seinen Wert nur von
dem durch sie reprĂ€sentiertem in Hintergrunde ruhenden Golde lieh,
das seinerseits wie bei der Dritteldeckung in der Gesamtheit sogar
nur eine vorgestellte Mengengrösse sein musste. TatsĂ€chlich wurde
denn auch nur die Einlösepflicht der Banknoten in Zeiten der Not
und Gefahren ohne weiteres aufgehoben, ohne dass jene an Wert
oder UmlaufsfÀhigkeit verloren.

1797 beispielsweise wurde in England infolge seines

Runs die Barzahlung eingestellt und erst 1819 wieder aufgenommen.
22 Jahre herrschte ein Zustand vor, den die Metallisten nur mit
grösstem Zwang zu erklĂ€ren imstande sind, denn hier gab es kein
real gegebenes, sondern höchstens ein historisch ĂŒberliefertes Maass,
den Wert des alleinigen, tatsĂ€chlichen Geldes, der Banknoten, zu regu-
lieren. Wenn ganz besonders in solchen Zeiten jenes Geld keine in-
flationistischen Wirkungen zeitigt, dann beruht es auf keiner natĂŒr-
lichen Eigenschaft dieser Zahlungsmittel, sondern ist Resultat einer
bewussten Geldpolitik, wie solche denn auch von jeglicher Richtung
der Geldlehre als unerlĂ€sslich notwendig erklĂ€rt wird. Wir stimmen
dem Metallismus auch noch hierin zu, dass die volkswirtschaftlich
schĂ€dlichen, preissteigernden Wirkungen wohhl ein geringer Uebel


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sein werden, wenn die Banknotenausgabe in der engen VerknĂŒpfung an
einen Stoff geschieht. FĂŒr uns ist es aber gewissermassen nur ein gra-
dueller Unterschied von dem Zustande, da die Ausgabe allein von
volkswirtschaftlicher Einsicht geleitet wird. Die Goldgebundenheit
gehört also nicht zu den unterscheidenden wesentlichen Merkmalen. Das
muss denn insbesondere der Gipfelpunkt jeder nominalistischen Auffas-
sung sein, klassische Regeln fĂŒr seine elastische Geldschöpfung mit den
Banknoten als Hauptgeldart, möglicherweise sogar als seiner einzigen
Form, aufzustellen. Vieles ist im letzten Abschnitt ĂŒber die Frage
der praktisch geĂŒbten Geldschöpfung schon gesagt worden. Hier sei nur
angedeutet, dass jegliche Bankpolitik dabei weitgehende ErwÀgungen
anzustellen hat. Es ist z.B. wesentlich, ob die neue Werte schaffen-
de Produktion dem GenussgĂŒter- oder dem Produktivmittelmarkt zu-
fliesst, wie gross der Vorrat an GenussgĂŒtern in der Wirtschaft sei
und welche Menge davon der Vollendung entgegenreift. Wichtig sind
ferner alle Fragen, welche die Lage der Nation im intervalutarischen
Verkehr beleuchten und beeinflussen können.

In diesem Zusammenhang ist es bedeutungslos, ob

wir Bendixen zustimmen, der die Geldschöpfung und KreditgewĂ€hrung
der Produktion folgen lĂ€sst, oder ob wir Hahn beipflichten, der 
die Kreditgeldschöpfung als das primĂ€re und erst die Produktion an-
fachende Moment begriffen wissen will.

WĂ€hrend also bei den Metallisten die ErklĂ€rung

der Banknoten auf


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die Frage der Stoffgebundenheit und auf die der Art und Höhe der 
Einlösbarkeit hinauslĂ€uft, verkĂŒnden die Nominalisten [handschriftlich durchgestrichen a und handschriftlich ergĂ€nzt: i]n ihrer
reinen Theorie hierinnen vollkommene Freiheit und wenn sie auch,
wie beispielsweise Knapp und Bendixen aus politischen ErwĂ€gungen
die Deckung [handschriftlich durchgestrichen a und handschriftlich ergĂ€nzt: i]n weniger starken Grenzen beibehalten wollen. Was
die Metallisten zur ErklĂ€rung des Geldwertes nötig haben, kommt
bei den Nominalisten, die den eigentlichen Geldwert nicht kennen,
in Wegfall. FĂŒr sie ist die Frage nach dem Stoff des Geldes eigent-
lich nicht die erste, das ist vielmehr die nach dem Gebunden-oder
Nichtgebundensein an ein Metall und darum finden wir in der Lite-
ratur, obwohl sich ziemlich deckend mit Metallismus und Nominalis-
mus, Metall- und PapierwĂ€hrung, die Bezechnung gebundene und freie
WĂ€hrung. Nicht das ist der Unterschied, dass der Nominalist eine
WĂ€hrung mit einer rein nominellen abstrakten Werteinheit fĂŒr prak-
tisch möglich hĂ€lt; nein, auch bei reiner MtallwĂ€hrung und sei
auch nur Gold im Umlaufe, da wo jegliche als Zahlungsmittel ver-
körperte Werteinheit real als ein Quantum Edelmetall zu greifen
und als solches von den Metallisten die abstrakte Werteinheit zur Beherr-
scherin der Wirtschaft aufgeschwingen.

Nun aber wiederum sehen wir die Metallisten im Angriff,

die immer von neuem die Frage nach dem Werte des Geldes in die
Debatte werfen, die nach ihrer Ansicht und in ihrem System den 
Zentralmittelpunkt abgeben muss. Die Nominalisten argumentieren


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in der Verteidigung, dass es nur eine historische Tatsache sei,
dass das G[handschriftlich durchgestrichen o und ergĂ€nzt e]ld Eigenwert besitzen mĂŒsse, und nur einstmals es not-
wendig war, um in der Beziehungssetzung aller anderen GĂŒter zu
jenem beliebtesten und gebrĂ€uchlisten Gut, Wertrelationen fĂŒr
jene zu erzielen. Einmal lebendig, leben diese fort und sind
schliesslich dann nur noch ZĂ€hler zu dem Generalnenner Geld im 
Ausdruck einer, entweder von der Gemeinschaft oder durch immerwĂ€h-
renden rekurrenten Anschluss vom Staate bezeichneten, immer aber
aus dem Gemeinschaftsleben geborenen Werteinheit. Das Geld als ab-
strakte Werteinheit, als eine nur in de Vorstellung lebende Grösse
kann keinen selbstĂ€ndigen, keinen objektiven Wert haben; das Geld-
stĂŒck hat vielmehr nur den Wert, auf den es lautet. Beim Nominalis-
mus versinnbildlicht das GeldstĂŒck nur einen Wert, der ihm von
ausserhalb zugelegt ist, beim Metallismus ist das GeldstĂŒck TrĂ€ger
und Verkörperung des Wertes in sich selbst. FĂŒr den Nominalismus
muss es darum bedeutungslos, unter UmstĂ€nden sogar störend sein,
wenn seine gedankliche Rechengrösse in ihrer Reinheit durch nur
die Erkenntnis trĂŒbenden Stoff dargestellt wird;– ist doch fĂŒr ihn
die Art der kursierenden Vermittlungsbehelfe von durchaus neben-
sĂ€chlicher Bedeutung. Die Werteinheit kann nicht aus sich selbst
heraus einen Eigenwert haben, denn der so vielfach geĂ€nderte rekur-
rente Anschluss hat die Beziehungen zu dem Urstoff, auf den basiert
in erster Tauschgemeinschaft Relationen und Preise zustande kamen,
verloren und ist als Grösse darum zu sehr verwischt, als dass wir
auch bei Kenntnis des Urstoffs noch einen Wertmesser daraus kon-


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struieren könnten. Jeder, der Werteinheit zugrundegelegte Stoff
ist in einer Hinsicht willkĂŒrlich, istvetwas ZufĂ€lliges. Er muss
aus dem gesamten GĂŒterkreise entnommen sein und, sollen die Geld-
preise in der Höhe unverĂ€ndert bleiben, so muss das die neue WĂ€h-
rung begrĂŒndende staatliche Gesetz den MĂŒnzpreis und rekurrenten
Anschluss in engster Anlehnung an den schon vorher vom MĂŒnzmetall
innegehabten objektiven Tauschwert, seinen Preis in der alten WĂ€h-
rung fixieren. Nur in dem ersten Falle des staatlichen Eingriffs
hat der Gesetzgeber nichts anderes zu bedenken, als nur einer be-
stimmten Stoffmenge einen Namen beizulegen, und sie staatliche [sic]
zu begĂŒltigen. Daraufhin mĂŒssen selbst bei NamensĂ€nderung der
Werteinheit die Bindungen mit der alten WĂ€hrung so enge sein, dass
das teils mit langfristigen, tĂ€glich neu sich formenden und ander-
erseits tÀglich wieder endenden wirtschaftlichen Aktionen rech-
nende öffentliche Leben keinerlei Szörung [sic] hiedurch erleidet. Die
NominalitĂ€t der Schulden ist ein HauptstĂŒtzpunkt und Argument der 
nominalistischen Lehre und ist besonders von Knapp klar heraus ge-
arbeitet worden. Der Wert eines Metalls ist wie der jeder Ware
aus naturgesetzten GrĂŒnden schwankend, ist jedenfalls schwankender
als die sei langer Zeit geĂŒbte und vorgestellte Wertgrösse der 
nominalen Einheit des Geldes.

Wenn der Staat, insbesondere aus ZweckmĂ€ssigkeitsgrĂŒnden

um den intervalutaren Verkehr zu erleichtern, der werteinheit eine
Metallbasis schafft, so ist damit eigentlich die Reinheit der Tau-
sche von Gebrauchswerten schon gestört, denn es gehört zur Politik


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des Staates, den einmal fixierten gesetzlichen MĂŒnzpreis im Gleich-
gewicht zu belassen. Des weiteren ist es, was die Erhaltung der
MĂŒnzparitĂ€ten den anderen LĂ€ndern gegenĂŒber anbetrifft, in solchem
Zustande der gleichen WĂ€hrungen nimmer klar ersichtlich, wie weit
die staatlichen Verwaltungsmassnahmen, wie etwa[handschriftlich durchgestrichen s] Kreditgebung oder
Schuldenprolongationen, an der Wahrung der ParitĂ€t ihr Teil hat,
wĂ€hrend nach einem Grundgesetz der metallistischen Lehre die Pa-
ritĂ€ten sich auf natĂŒrlichem Wege ohne jeden Eingriff lediglich
infolge des Aussenhandels ganz von selbst einspielen mĂŒssen.

Wenn die subjektive GebrauchswertschĂ€tzung des Goldes die

Grundlage der Bewertungen aller ĂŒbrigen GĂŒter bedeutete, dem gegen-
ĂŒber bei vollwertigen Metallgeld die gesetzliche Zahlkraft neben-
sĂ€chlich sein, dann wĂ€re das wĂŒsteste Durcheinander im Wirtschafts-
leben ohne jegliche feste Werte die unausbleibliche Folge. Prak-
tisch anwendbare Bedeutung gewinnt der Geldstoff erst dann, wenn
wir annehmen, dass der gesetzliche MĂŒnzpreis den Mittelwert aus
allen subjektiven SchĂ€tzungen darstellt und so den Wert bildet,
dem sich dann alle am Verkehr Beteiligten unterordnen mĂŒssen.
Diesem Mittelwert aber haftet dann nichts mehr subjektives an,
denn das ist dann der rein objektive aus den Produktionsfaktoren
zusammengesetzte Wert wie Smith und Ricardo das darlegen, wie
die Sozialisten und alle Objektivisten dies unternahmen. FĂŒr diese
alle ist die subjektive SchĂ€tzung durchaus nichts nebensĂ€chliches
aber sie gibt nur den anstoss zum Umfang der Produktion. Aus dieser
selbst ergibt sich der objektive Wert, der dann die Grundlegung


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der [fehlt? auf die] Preise angewendete Messgrösse wird. Zur StĂ€rkung des Nomina-
lismus fĂŒhrt das dann, insofern wir erkenne [fehlt? n], dass dieser wohl sub-
jektiv bedingte objektive Wert der jeweiligen sozialen Gemein-
schaft in der Vorstellung seiner wirklichen Grösse nach immer un-
fassbarer wird. Die Resultante [sic] aus einst wirksamen, subjektiven
SchĂ€tzungen wird in weiterer Entwicklung eine immer tiefer wur-
zelnde mit der ganzen Wirtschaft verflochtene Rechengrösse, der ge-
genĂŒber dann allerdings einzelne abweichende SchĂ€tzungen wirt-
schaftlich irrelevant bleiben mĂŒssen. Mit dem Stoffwert der Wertein-
heit leugnet der Nominalismus doch nicht einen gewissen ökonomi-
schen Inhalt derselben. Mit der Postulierung der abstrakten Wert-
einheit sagt der Nominalismus noch nicht, dass von der Geldseite her 
eine Einwirkung auf die Preise unmöglich wĂ€re, und gerade das Suchen
und Formen dieser Lehre nach einer geordneten «klassischen Geld-
schöpfung» als seiner(notwendigen Krönung lĂ€sst uns erfahren, dass
man auch hier die ZusammenhĂ€nge zwischen Geld und Warenseite er-
kennt. Uns allen ist der Bendix'sche Gedanke, der in grossen ZĂŒ-
gen der vor dem Kriege angewandten praktischen Politik entsprach,
bekannt. Bendixen aber hĂ€tte nicht nötig gehabt, die Fehde gegen
die QuantitĂ€tstheorie aufzunehmen. Soweit er eine rein mechanisch
quantitative Einwirkung der Geldsummen auf die Warenpreise leug-
net, können wir in[handschriftlih durchgestrichen --n- und hand. ergĂ€nzt: s] ohne weiteres zustimmen, aber dennoch gelangen
alle subjektiven Einkommen in der mannigfachsten aber immer in 
Geld ausdrĂŒckbaren VerfĂŒgungs- und abtretungsbereiter Form auf
den Markt und wirken ĂŒber die ewig gĂŒltigen Gesetze von Angebot


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und Nachfrage auf die Preise. In deren Höhe spiegelt sich der
eigentliche sog. Geldwert wieder. Dahin zielend mĂŒssen wir aber
auch die so ausgelegte QuantitĂ€tstheorie gelten lassen. Auf dem
Warenmarkt können wir den ökonomischen Inhalt der Werteinheit
in tausendfacher Form verkörpert finden .- Das wird in kommender
AusfĂŒhrung nach ganz deutlich werden.

Kein Nominalismus wird sich dazu verstehen, das wĂ€hrend

des Krieges ausgegebene ungedeckte Papiergeld als mit seinem
System vereinbar anzuerkennen, aber wĂ€hrend der Metallismus diesen
doch jahrelang wirklichen Zustand als normal und als nicht wis-
senschaftlich erklĂ€renswert histellt, dem Papiergeld den Geld-
charakter abspricht, sagt uns doch hier der Nominalismus, dass und 
wie dieses willkĂŒrlich geschöpfte Geld nicht deshalb, weil es
nicht metallisch gedeckt war, sondern weil es kein GegenĂŒber in 
den wirtschaftlichen GĂŒtern fand, die es als Einkommen auftretend,
kaufend hĂ€tte vernichten können; wie es darum schon den Keim der
Inflation in sich trug. Wiederum wird es deutlich, dass erst das 
Bindeglied zwischen Einkommensbildung oder Produktion und Ein-
kommensvernichtung oder Konsumtion, – ein Geld von theoretischer
Einsicht geschöpft, dem Nominalismus die Seele einhaucht. Betont
sein nochmals, nicht deshalb schuf jenes Papiergeld Inflation,
weil, sein Wert nicht verankert war in Gold, – obwohl das ja
durch sinnfĂ€llig tĂ€uschende Manipulation der Reichsbank offi-
ziell so schien – sondern deshalb weil es nicht gebunden war
an die vielerlei Dinge der GĂŒterwelt, die ihm hĂ€tten Wertgrund-


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lage sein mĂŒssen und die sogar allein ihm hĂ€tten Wert, volkswirt-
schaftlichen Wert verleihen können. Ja, wĂ€re der Staat im Stande
gewesen, die gleich grosse nominelle Menge an Gold auszugeben, so
hĂ€tte bei absolut gesperrten Grenzen und völliger Isoliertheit
auch im intervalutaren Verkehr oder besser im gĂ€nzlichen Wegfall
desselben aus oben besagten GrĂŒnden die Preise doch inflationis-
tische AufblÀhung erfahren. Damit soll gesagt sein, dass mindes-
tens, soweit das Existenzminimum nachgefragt wurde, in diesem
Falle auch Gold hĂ€tte inflationistisch wirken mĂŒssen. Eine ande-
re Frage ist die, ob nicht die Hoffnung auf Wiederherstellung
der alten internationalen VerhĂ€ltnisse ein ungewöhnliches Sparen
des Goldes herbeigefĂŒhrt und damit die inflationistische Wirkung
abgeschwÀcht hÀtte.

So kann der Nominalismus innerhalb seines Systems in ge-

rader Linie auch das staatliche Papiergeld einreihen, das nicht
wie ihm vorgeworfen wurde, damit gutgeheissen und entschuldigt,
sondern lediglich eine Atomisierung erfuhr. Wie ganz anders muss
hier der Metallismus weltfremde Kombinationen anstellen, um den 
Erscheinungen der gestörten Wirtschaft Rechnung zu tragen, und
zwar muss auch hier die subjektive SchĂ€tzung zurecht gebogen
werden in der Form, dass nun der Kaufende gar doppelt schĂ€tze.
Der(erste Vergleich findet zwischen Ware und Gold statt und lĂ€sst
in der Seele des KĂ€ufers einen Preis entstehen, der aber nicht
etwa [hand. gestrichen s] der wirkliche Tauschwert ist; vielmehr folgt daraus erst
die zweite SchĂ€tzung des Minderwerts des Papiergeldes gegenĂŒber


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– 57 -


dem Golde, die dann zu einem Aufschlag auf den Goldwert fĂŒhrt, bis
so schließlich die Preishöhe beiden Parteien genehm ist. Die In-
flation beruhe also auf einem Musstrauen [sic: i] zum Papiergelde, das nicht
nur quantitativ, sondern auch qualitativ in dieser Richtung wirke.
Wenn Diehl meint, der Staat mĂŒsse auch die Warenpreise fixieren,
wenn er wertloses [sic: vertippt S] Papiergeld schaffe, so ist nach allen Erfahrungen
des Krieges und der Nachkriegszeit, die zur GenĂŒge die Unmöglich-
keit, ja, wir können sogar sagen den Widersinn dieser Forderung
dargetan haben, diese Forderung uns kaum mehr verstĂ€ndlich.Als
die letzte und modernste Erscheinung an der wir die Theorie proben
wollen, betrachten wir noch die Erscheinung der Weltteuerung, un-
ter der ganz besonders das Land des Metallismus – England – zu
leiden hat. VerhĂ€ltnisse, die wir nicht zu untersuchen haben, brach-
ten es mit sich, dass auch hier eine allgemeine Preissteigerung
Platz griff, wĂ€hrend das Geldsystem unverĂ€ndert gelassen wurde.
Das Pfund Sterling hat sich also im Werte gesenkt, nicht nominell
zwar, aber doch realiter, da jetzt fĂŒr eine Einheit entsprechend
weniger GĂŒter erhĂ€ltlich sind wie vor dem und umgekehrt fĂŒr die
gleiche GĂŒtermenge mehr Gold zu leisten ist. wĂ€re das Wirtschaft–
ten wirklich ein Tausch von realen GĂŒtern, von Gold und Ware gewe-
sen, dann hĂ€tte in diesem Falle die Preishöhe die gleiche bleiben
mĂŒssen.Bei freier Konkurrenz Goldproduzenten aber musste die-
se Entwicklung an der mangelnden RentabilitĂ€t der Goldbergwerke
die natĂŒrliche Grenze finden.TatsĂ€chlich wurde von Grundbesitzern
auch schon eine Aenderung des MĂŒnzfusses zu deren Gunsten gefor-


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dert, von der englischen Regierung aber unter dem Hinweis abge–
lehnt, das Gold ja der Wertmesser sei und dafĂŒr also nicht mehr
gezahlt werden dĂŒrfe, als sein Wert in WĂ€hrung. Das war dem metal-
listischen Gedanken nach durchaus folgerichtig [sic: Tippfehler: g statt f], demgegenĂŒber
es aber dann eine Durchbrechung des eben ausgesprochenen Satzes
bedeutet, wenn den Goldproduzenten es notwendig gestattet ist,
Gold fĂŒr industrielle Zwecke zu höheren Preisen abzugeben, wenn
ihnen ProduktionsprĂ€mien gewĂ€hrt und steuerliche VergĂŒnstigungen
eingerĂ€umt werden. So war in England beispielsweise wĂ€hrend des
Krieges die Einlösung der Noten in Gold aufgehoben, ohne dass
allerdings der MĂŒnzfuß anders proklamiert worden wĂ€re. Es ent-
zieht sich unserer Kenntnis, wie weit [sic: weit wie hand. sinus-Zeichen darĂŒber] die Bank von England in die -
sem Zeitraum denn noch Gold mit Opfern erworben hat, indem sie fĂŒr
dasselbe einen höheren, als den MĂŒnzpreis zahlen musste, eben dem
Preis, den das Gold auf Grund seiner Produktionskosten im Ver-
hĂ€ltnis zu anderen GĂŒtern erforderte. Die Goldzirkulation im 
Innern fĂ€llt ja weg und nach dieser Richtung hin fĂ€llt ja
der Grund zum Ankauf, wie denn ĂŒberhaupt bei PrĂ€gefreiheit dieser
letzte Fall praktisch nicht möglich werden kann.Aber auch damit,
dass er nur zu Kriegszeiten an die OberflĂ€che gelangt, ist
gleichzeitig deutlich, dass der Gebrauchswert, auf den sich die
Metallisten stĂŒtzen, nun ĂŒber die proklamierte Vertrelation
hinausschiesst und dem Verkehr ein anderer Wert zu Grunde ge-
legt ist, ein Tauschwert des Goldes, der alte historische MĂŒnz-
preis; – die Nominalisten fallen ein: -Eben das Pfund Sterling


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als Name, als ĂŒberlieferte, gedankliche Wertvorstellung.

So haben wir in Rede und Gegenrede Nominalismus und Me-

tallismus zu uns sprechen lassen, Obwohl wir uns dabei nicht grund-
sĂ€tzlich auf die Seite der Nominalisten zu schlagen beabsichtigten,
haben wir doch gegen den orthodoxen Metallismus, der keinerlei Un-
terscheidung zwischen Geld und Ware, eben nicht einmal die Beson-
derheit der Ware Geld, wenn wir sie so nennen wollen, berĂŒcksicht-
tigt, so viele EinwĂ€nde machen mĂŒssen, dass unsere Stellungnahme
nunmehr bereits nĂ€her der nominalittischen Anschauung zu erkennen
ist. Weitere AusfĂŒhrungen werden dies noch zu unterbauen haben.


Die

W a r e n w e r t t h e o r i e

des
G e l d e s .


Eine weitere Betrachtung bleibt uns nun(noch vorbehalten,

das ist die insbesondere von Siegfried B u d g e vertretene
Funktionswert-oder Warenwerttheorie des Geldes. Ihr gegenĂŒber haben
wir die Anweisungstheorie Schumpeters zu setzen, die wohl keine eige
ne Richtung in diesem Sinne verkörpert, sich vielmehr in den meis-
ten Punkten mehr dem Nominalismus nĂ€hert, die aber schon der Be-
zeichnung nach sich uns als ein Pendant der erstgenannten Theorie
vorstellt. Dass die Geldauffassung als eine Anweisung die Körper-
lichkeit des Geldes als Ware nicht ausschliesst, ist kein einigendes


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Band, ja vielmehr ein trennendes, denn fĂŒr Schumpeter ist auch in 
dem Warengelde dennoch nur der Anweisungscharakter das Entschei-
dende und das Unterscheidende von jeglichen anderen Warengattun-
gen. Die Warenwerttheorie des Geldes steht gewissermassen zwi-
schen den Polen der nominalistischen und metallistischen Lehre,
der ersteren insofern, als sie die Möglichkeit, wenigstens die
theoretische, einer WĂ€hrung mit stoffwertlosem unkörperlichem Gel-
de anerkennt; dabei aber, und dieses im Gegensatz zum Nominalis_
mus, den Gedanken der abstrakten Werteinheit nicht gelten lassen
will. Sie neigt sich zur metallistischen Lehre, insofern sie dem
Gelde einen Eigenwert und ihm als TrĂ€ger eines solchen damit auch
die Funktion des Wertmessers zuschreiben will; sie entfernt sich
von der metallistischen Lehre in dem Hervorkehren nicht des sub-
jektiven Gebrauchswertes eines Stoffgeldes sondern in der Prokla-
mierung des Tauschwertes Geld. Solange reine GoldwĂ€hrung mit
freier PrĂ€gung besteht, ist der Geldwert gleichbedeutend mit Gold-
wert, wobei dieser einer Wechselwirkung unterliegt, die einmal von 
der Goldmenge aus die Preise beeinflusst, auf der anderen Seite
aber in ihrer Menge ursprĂŒnglich von den Preisen [sic: vertippt: Precsen] bewegt wird.
Immer mĂŒssen die Tauschmittel die P reissummen realisieren. Hier
wĂ€re zu bedenken, wie weit bei reiner GoldwĂ€hrung die quantitĂ€ts-
theoretischen Beziehungen zwischen Geld und Warensefte reichen.

Das konnten wir ja bereits im Beispiele Englande [sic: Engalnde] beobach-

ten, dass der Stand fĂŒr Warenpreise ĂŒber die RentabilitĂ€t der Pro-
duktion des Geldstoffes entscheidet, die eben bei freiem PrĂ€gerecht


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auch den ungĂŒnstigst Gold Produzierenden noch Arbeitslohn und
durchschnittlichen Kapitalprofit abwerfen muss. Der MĂŒnzwert darf
nicht unter dem gesellschaftlich notwendigen Herstellungswert des
Goldes, das ist sein statischer Konkurrenzpreis plus Schlagsatz,
sinken. Budge kleidet das in den Satz: " Der objektive Wert des
Goldes bildet sich als Resultante der WertschĂ€tzungen all derer,
die auf Gold reflektieren und kristallisiert sich im Beschaffungs-
aufwand des nachgefragten Goldquantums." Dabei ist die rein quan-
titative, die Motive gĂ€nzlich unberĂŒcksichtigt lassende Nachfrage
nicht etwa ein dynamisches Problem, sondern einfach die gegebene
statisch [hand. unterstrichen]e Nachfrage [hand. darĂŒber:, zusammen mit dem statischen Angebot] [hand. durchgestrichen also] starre Grössen, aus denen der objektive
Beschaffungswert des Goldes messbar wird. War beim Metallismus
das Wertmaass das Gold im Sinn der subjektiven SchĂ€tzung, und [hand. durchgestrichen z]war
im Grundgedanken des Metallismus ein Goldwert als eine feste Grös-
se, als ein Tauschwert, ein objektiver Beschaffungswert gar nicht
vonnöten, so ist hier bei der Warenwerttheorie des Geldes dieser
dort vorherrschende subjektive Gebrauchswert, soweit es die Einzel-
person anlangt, völlig ausgeschaltet und an seine Stelle eine
objektiv messbare Grösse getreten, die infolge der gegenseitigen
Bedingtheit des Goldes einmal als Ware und dann als Geld in der
Statik gleich ist dem Werte des Geldes wie er sich in der Zirku-
lation des Geldes herausgebildet hat. Der Geldwert, der in dieser
Theorie, wie wir nun beim Papiergeld sehen werden, eine hervorragen-
de Rolle spielt, ist in diesem Falle eben ein Goldwert in gleicher
Grösse fĂŒr alle. Eine in dieser Auffassung wurzelnde Variante


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metallistischer Auffassung ist hier wohl ersichtlich. Besonders
gravierend aber wird die Unterscheidung von den ĂŒbrigen Schulen,
wenn es ich um die ErklĂ€rung des staatlichen Papiergeldes han-
delt. Ihr Bestreben geht dahin, dem Papiergled die theoretische
Gleichberechtigung neben dem Metallgeld einzurĂ€umen. Die Lehre
des Metallismus, demzufolge Geld Tauschgut und Gegenstand subjek-
tiver SchĂ€tzung sei, soll nunmehr auch auf das Papiergeld Anwen-
dung finden. Weil mit dem Gelde, so wird erklĂ€rt, nicht nur gekauft
und ausgedrĂŒckt, sondern auch geschĂ€tzt und gemessen wird, darum
mĂŒsste man dem Gelde neben der Tauschmittel – auch die Wertmaass-
funktion zuerkennen, also eine Eigenschaft, die ohne weiteres die
Notwendigkeit seiner Stofflichkeit ( des Warencharakters des 
Geldes ) in sich schliesse. Als Ware aber mĂŒsse das Geld sich
dem einzigen Gesetz des Warenwertes ĂŒberhaupt unterordnen. Wie
aber lassen sich beim stoffwertlosen Papiergeld all diese Gesetze
verwirklichen?

Da Papier – und Metallgeld bei gesperrter PrĂ€gung vom

Staate nicht willkĂŒrlich ausgegeben, vielmehr in Seltenheit gehal-
ten wird, muss es die Wirtschaft als das Beschaffungsgut des Tau-
sches zum Monopolpreis kaufen. Derart wird solches Geld zu einem
Monopo[ĂŒbertippt c l] ; ist Monopolgeld geworden, als Geld kenntlich an einer
bestimmten bekannten Form, und Monopol in seiner relativen
Seltenheit; zur Ware und zum Tauschgut charakterisiert durch die
allen Waren anhaftenden Eigenschaften, Brauchbarkeit, NĂŒtzlichkeit
und Kostspieligkeit. Darauf stĂŒtzt sich auch der Zwangskurs des


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Staates und hinwiederum die Kaufkraft des Geldes.

Der Kauf ist, so wird ohne weiteres dargetan, ein Tausch

und jeder Tausch bringt Opfer, bringt Kosten mit sich. Opfer
aber bringt man nur fĂŒr Dinge, welche Wert haben, folglich muss
auch das Geld Wert haben und wertvolles Gut, es muss eine Ware
sein. Die Höhe des Wertes, die Kaufkraft des Geldes ist keine
an sich feststehende Grösse, sondern erst das Resultat des Aus-
tausches von Ware gegen Geld, also von zwei Wertdingen, und sie wird
zu einer allgemein brauchbaren Rechen-und Messgrösse erst dadurch,
dass alle anderen GĂŒter zwecks Auffindung ihrer Relationen mit
eben jener besonderen Ware Geld in Vergleich und Beziehung ge-
bracht werden. FĂŒr den objektiven Wert der GĂŒter gibt es also den
Geldpreis, fĂŒr den objektiven Wert des Geldes dagegen keinen ein-
heitlichen Ausdruck. Das Geld, auch nicht das Gold in dieser Eigen-
schaft, hat bei der Warenwerttheorie, die wir hier noch kritiklos
hinnehmen, keinen Preis, sondern nur einen Wert. Ein Pfund Gold
ist gleich M 1395.--, das bedeutet keine Preisgebung des Goldes,
sondern ist eine IdentitĂ€tsvergleichung. Als das allgemeine Tausch-
mittel ist das Geld Wertding und steht in Beziehung zu allen an-
deren kostenden Dingen der Aussenwelt; ist nur in seiner Beson-
derheit ihr Wertmaass und nur weil es dieses ist, und weil es
aus rein praktischen GrĂŒnden in Teile, in Geldeinheiten zerleg-
bar geschaffen wurde, darum wird es auch zum Preismaass, gewisser-
maassen nur eines auf den Hauptnenner gesetzten Ausdrucks schon
vorher erzielten Wertes. NaturgemÀss muss dieses Papiergeld, das


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im inneren Verkehr zur wertvollen Ware erhoben wurde, im inter-
nationalen Verkehr entthront werden; dort herrscht die Waren-
wĂ€hrung im Sinne der wertvollen Stofflichkeit. Diesen Tatsachen
Rechnung tragend, erwuchs Heyn's System mit der Forderung des
Papiergeldumlaufes im innern und des Goldes im Aussenhandel,
die sog. GeldkernwĂ€hrung.

Es ist selbstverstĂ€ndlich, dass die Hauptangriffe gegen

die vorgetragene Theorie aus dem Lager der nominalistischen
Schule erfolgten und hinweiderum [sic] ein Hauptvertreter der Waren-
theorie, Siegfried Bugge [sic?], seine Polemiken in der Hauptsache
gegen Bendixen und Schumpeter fĂŒhrte. Was wir im grossen Rahmen
unserer Betrachtungen dazu beitragen wollen, wird sich in die
folgenden Darlegungen unserer Gedanken zwanglos einfĂŒgen.


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