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Innenverkehr zusammenhän[übertippt g]enden Berührungspunkte aufzeigen. Die |
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letzte Entscheidung spricht immer die Zahlungsbilanz, aber der |
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wesentlichste Faktor der Zahlungsbilanz ist wiederum die Handels- |
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bilanz, und sie eben ist bedingt durch die Preishöhe. |
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Wir fassen noch einmal zusammen: Die Aufgabe der Valuta |
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besteht darin, dort, wo der überstaatliche Tausch nicht mehr sich |
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zwischen gleichen verkörperten Arbeitswelten abspielt, den als |
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tertium comparationis der Werteinheit geschalteten intervaluta- |
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ren Kurs so umzuändern, dass der Tausch zwischen objektiv glei- |
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chen [g übertippt mit G]rössen wieder verwirklicht ist. Weiter sollte unsere Betrach- |
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tung vorläufig nicht führen. Es sollte nur kurz dargetan sein, |
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dass auch der internationale Verkehr über die Grenzen der ver- |
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schiedensten Währungsländer hinaus keine Brechung der von uns er- |
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klärten Sätze bedeutet und der Begriff der Werteinheit keine |
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Biegung dadurch erfährt. Was im einzelnen über die [übertippt V]aluten noch |
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zu sagen sein wird, das sei jetzt bei der Betrachtung der Währungs- |
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formen ergänzt. |
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Die W ä h r u n g s f o r m e n . |
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__Goldwährung:__ Es könnte scheinen, als ob wir in der Kritik des |
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Metallismus damit auch gleichzeitig die Goldwährung schlechthin |
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negieren wollten. Das aber ist nicht der Fall; - wir anerkennen |
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vielmehr die ungeheuer praktische Bedeutung, die der Goldwährung |
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innewohnte und erkennen ihre Segnung im vollen Maasse an. |
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Nur, und das trennt uns trotz scheinbaren Gleichlauts vom |
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Metallismus, suchen wir aus ihr nicht die Stützen metallisti- |
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scher Lehre zu gewinnen. Was jenen das A und O bedeutet, ist in |
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unserer Avvnvvschauungsweise erstvsekundärer Natur; uns interessiert |
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in diesem Zusammenhange weder die Notendeckung noch innerer Gold- |
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umlauf, wir fragen nichts nach der Basierung der Werteinheit Mark |
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au`f das Gold, soweit sie zur Erklärung des Eigenwertes dienlich |
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sein soll. Wir betrachten einmal die Goldwährung als die von den |
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wirtschaftlich führenden Ländern angewandte Währung, werden dabei |
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vielen gemeinsam bindenden Gesichtspunkten auf die Spur kommen |
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und auf diesem Wege von aussen nach innen endlich auch die wirt- |
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schaftliche Bedeutung der Gvvovvldwährung im Innenverkehr würdigen. |
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Das den Weltmarkt beherrschende und mit Industrieproduk- |
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ten versorgende Land war England. Hier müssen wir unseren Betrach- |
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tung aufnehmen . In England herrschte die Goldwährung vor, d.h. es |
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wurde proklamiert, dass ein Pfund Sterling einer Gewichtsmenge |
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Feingoldes gleich zu werten und jederzeit in Gold umzutauschen |
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sei. Die Geldpreise waren in diesem System ohne weiteres Goldprei- |
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se, denn einmall hatte das Pfund Sterling eine natürliche Beziehung |
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zum Golde, wie sie die zu allen anderen Gütern auch hatte, und dann |
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aus geldpolitischen Gründen noch eine besondere auf die Dauer |
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mit jener notwendig übereinstimmende Bindung zu diesem Edelmetall, |
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nämlich den Münzfuss. England war wirtschaftlich so gut fundiert, |
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dass es trotz dreimaliger Suspendierung der Peelsacte, der Ein- |
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stellung der Goldeinlösepflicht, doch keine nennenswerten |
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Preisrevolutionen zu erleiden hatte, uns [sic] es konnte immer wieder, |
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denn es war nach wie vor das stärkste Land, und es war die Zeit |
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des ausschliessliche geltenden Metallismus, die Bindungen des |
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Pfund Sterling zum Golde neu begründen. Wenn wir, wenn andere ihre |
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Stimme auf dem Weltmarkte laut werden lassen wollten, so war es |
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tunlich, dem allein herrschenden Pfund Sterling ein gleichwerti- |
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ges und jederzeit vergleichbares entgegen zu setzen. Was ein Pfund |
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Sterling bedeutete, das wusste man ohne weiteres; alles konzen- |
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tr[hand durchgestrichen --e--]ierte sich ja darauf hin. Diese Selbstherrlichkeit zeigt sich |
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heute noch in der englischen Kursnotierung, die als einzige das |
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Pfund Sterling in den Mittelpunkt stellt. Wenn wir unsere Produk- |
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te zum Weltmarkte bringen, so müssen wir unsere Währung zum Pfund |
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Sterling in Vergleich setzen, und, um den Verkehr zu erleich- |
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tern, ein mögli[h übertippt mit c]hst stabiles Verhältnis zu erreichen suchen. Hat |
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nun beispielsweise Deutschalnd [sic] Silber-, England die Goldwährung, |
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so ist diese Verhältniszahl zischen beiden Währungen den |
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verschiedensten Schwankungen ausgesetzt. Einmal ist es die[handsch (]nominel- |
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le Preishöhe schlechthin, die wirksam wird, dann aber vor allem die |
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Wechselwirkungen von dem Münzfuss des Silbers in Deutschland |
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und dem freien Metallpreis des Silbers auf dem englischen Mark- |
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te in englischer Währung ausgedrückt. Aus Produktionsbewegungen |
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der Metalle, wobei das Gold als das immer Starre belassen wird, |
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muss sich jeder golche [sic] Aenderung als ein Schwanken des Silber- |
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wertes bemerkbar machen und die valutarischen Verhältnisse be- |
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einflussen. So wird der Staat, der die Kraft fühlt, Englands |
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Konkurrent auf dem Wletmarkte zu werden, aus praktischen Gründen |
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notwendig zur Goldwährung getrieben. Dass bei solcher Währungsän- |
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derung nichts Grundlegendes geschieht, sondern lediglich ein Rechen- |
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exempel zur Ausführung gelangt, das kann uns jeder Wirklich- |
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keit entnommene Fall deutlich machen. Ivvnvv Ansehen der schon geschil- |
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derten Punkte galt das Pfund Sterling in deutschem Silbergeld |
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6,81 Taler. Ein Taler sei drei Mark, ergibt durch Multiplikation |
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3 mal 6,81 ist gleich 20,43 ℳ für ein Pfund Sterling. Damit ist |
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uns nun noch der Goldgehalt der Mark genauest vorgeschrieben und |
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wir haben den Anschluss an den Weltmarkt erreicht. Die Goldwährung |
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ist das gemeinsame Band, das die Weltmarktkonkurrenten aneinander- |
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schweisst [, übertippt mit .] Nicht, dass ein Pfund Sterling, eine Mark und ein Schwei- |
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zer Franken gleiche y und z gramm [sic] Gold wären [handsch ,] und jede Wirtschaft |
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an dieser jeweiligen Gewichtsmenge ihre Werte messe; nein, dass wir |
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jetzt unter den konkurrierenden Nationen in jedem Augenblick im |
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Münzfuss ei[übertippt n] Vergleichsmaass haben, das den Leistungsfähigsten zum |
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Zuge kommen lässt, und zudem noch die Preishöhe auf die wirklich |
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notwendigen Herstellungskosten herabzudrücken geeignet ist, - |
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das ist der erste wesentliche Inhalt, den wir in die Goldwährung |
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legen wollen. Die Goldwährung gab uns Auskunft über die Qualität |
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eines Landes, denn Goldwährungsland sein, heisst, die Kraft aufzu- |
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bringen, ihr Tempo mitzuleben. Der billigste Preis trägt auf dem |
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weltmarkt den Sieg davon. Wer, - sei es aus natürlichen oder ge- |
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sellschaftlichen bedingten Gründen, nicht fähig ist, mit den anderen |
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Schritt zu halten, der kann auf die Dauer nicht Goldwährung be- |
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sitzen. Die Bedingungen werden nicht in [übertippt j]edem Lande die gleichen |
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sein. Das aber gilt nach aussen gleich. Zur Nivellierung müssen |
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möglicherweise dann im Innern Opfer gebracht werden, sei es an |
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verminderter Lebenshaltung, sei es an erhöhter Arbeitsleistung. |
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Die Goldwährung schraubte also die Preise auf dem Weltmarkt |
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mit zwingender Notwendigkeit bei strafe des Währungsverfalls |
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eng aneinander. Bvvevvi Rohproduktion tritt das am stärksten zu Tage, |
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aber auch die Fertigfabrikate waren in allerdings locke- |
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ren Banden eingehängt. Die Fvvrvvage, wieviel Geld ein Land zur Siche- |
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rung siner Währung an Edelmetall vorrätig halten müsse, ist in |
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diesem Zusammenhang weder eine solche, die von der Golddeckung |
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der Noten abhängig wäre und mit der umlaufenden Notenmenge in |
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Verbindung gebracht werden müsse, sie ist überhaupt keine Erör- |
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terung, welche die Theorie angeht, sondern ausschliesslich eine |
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Machtfrage. Wir können sagen, dass, je enger ein Land mit der Gold- |
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währung verflochten ist, je grössere Rolle es in diesem Verbande |
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spielt, desto weniger Gold hat es begrifflich nötig, und mag es auch |
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im Innenverkehr den grössten Notenumlauf haben, mag dem Gesetz |
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nach die volle Deckung vorgeschrieben sein. Ja, wenn wir rein theo- |
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retisch sprechen wollen, so müssen die Goldwährungsländer ohne |
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jeglichen Goldschatz ihr [sic] Währung behaupten können. Wo die Zahlungs- |
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bilanz dauernd eine passive ist, das ist dort, wo Import nicht |
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durch Export oder sonstige Aktivposten gedeckt ist, da muss jede |
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Goldwährung in absehbarer Zvvevvit aufhören; vorübergehende Saldie |
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aber könnten buchhaltungsmässig gestundet werden, da sie bei Auf- |
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rechterhaltung der Goldwährung notwendigerweise wieder abgetragen |
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werden müssen. Die Goldwährung ist nur das Äusserste Ventil, |
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das der Währungspolitik zum halten des intervalutaren Paris |
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zur Verfügung steht. Praktisch waren es die Gold[übertippt p]unkte, -die Ver- |
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sendungskosten von Land zu Land, die das [übertippt i]ntervalutare Pari mit |
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dem Münzpari eng verbanden. |
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Die alten Fäden wieder aufnehmend, können wir sagen, dass |
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als Folge der absoluten Vergleichbarkeit die Goldwährung unser |
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ganzes Preisniveau auf dem Uvvmvvwege üder [sic] den Weltmarkt von aussen |
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herein beeinflusst habe, so dass jede Stimme wohl gehört wird, aber |
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doch immer alle gegen einen stehen und dessen Wirtschaft beein- |
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flussen. Was aber ist mit diesem Ereignis weiter gewonnen? Zunächst |
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einmal: eine allgemeine Preisänderung kann nur statthaben in Ge- |
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meinsamkeit mit dem ganzen Weltmarkt. Wir können unsere Produktions |
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kosten in der Gesamthöhe, soweit sie den Preis bestimmen, nicht än- |
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dern, ohne dass dies allgemeine Regel wäre, und dazu liegen noch |
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hemmend die Bindungen an das Gold vor, dessen Gebrauchswert sich |
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bei Innehaltung des alten Münzfusses gegenüber dem erhöhten Preis- |
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niveau auflehnen würde. Schwanken können also nur die einzelnen |
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Produktionsgrössen, das sind die Einkommen untereinander. Von ihnen |
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können wir wohl sagen, dass in längeren Zeitabläufen genommen durch |
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die gegenseitige Konkurrenz und abwanderung, Stabilität sowohl im |
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allgemeinen, alsnauch in ihrem gegenseitigen Verhältnis obwaltet. |
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Das Real- und das Nominaleinkommen in der Nation sind nur verschie- |
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dene Namen zur Versinnbildlichung eines Vorrates an Gütern, ersteres |