Versionsunterschiede von Wesen Und Inhalt Der Werteinheit / Volltext
← Vorherige Änderung
|
|
1 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=ludwig_erhard_dissertation_titelblatt.png [Titelblatt]))!! Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität FRANKFURT a.M. |
---|---|
2 | Eingereicht von: Ludwig Erhard |
3 | |
4 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=ludwig_erhard_dissertation_inhaltsverzeichnis.png [Inhalt]))!! **Inhaltsverzeichnis** |
5 | {{toc legend="Inhaltsverzeichnis" nomark=1}} |
… | … |
32 | |
33 | Alle Momente, die wir zu solcher bevorzugten Stellung für nötig erachten, die Edelmetalle vereinten sie in sich bis dass sie in einer gewissen, irgendwie durch Stamm oder Wahl zusammenhängenden Gemeinschaft als Universaltauschgut den gesamten Verkehr beherrschten. Jetzt musste jedes Ding beim Tausch das Medium des Edelmetalles passieren und erhielt seinen Wertausdruck in der Reduktion auf eine Teilgewichtsmenge des allgemeinen Tauschgutes. Und zwar können wir sagen, je grösser und weit verzweigter diese Gemeinschaft der mit gleichen Maassen Wertenden ist, je grösser und verzweigter ihr Bedarf, je entwickelter ihr öffentliches Leben ist, desto sicherer, zielbewusster und natürlicher, desto genauer ausbalanciert werden in der Vielheit der Beziehungen die Güterwertungen im Verkehr sich herauskristallisieren. Das Edelmetall wird mählich, ohne dass wir genau das Datum der Geburtsstunde werden nennen können, vom Tauschgut zum Tauschmittel sich wandeln, womit dann auch gleichzeitig begrifflich der Werteinheit ihr Standort und ihr Wirkungskreis angewiesen wird. Wir haben dabei wohl den Einwand zu erwarten, dass dann, wenn durchaus gleichwertige, reale Güter, wie auch hier noch, zum Tausch gelangen, der Charakter des Tauschgutes noch absolute Gültigkeit besitzt. Anerkannt sei das einstweilen aber nur für einen dritten, der ohne selbst mit seinen Schätzungen den gegebenen Zustand gültig werden liess, neu in den fraglichen Wirtschaftskörper gestellt werde. Nur der wird die bekannten Erwägungen anstellen, wieviel ihm eine Sache wert, wieviel ihm die Beschaffungsar- |
34 | |
35 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s6.png [S. 6]))!!beit wert oder nicht erscheint. Für das Glied der Wirtschaftsgemeinschaft selbst werden die relativen Wertbeziehungen in gewissen Grenzen eine konstante, historisch zu begreifende Grösse darstellen. So weit eine Beeinflussung seinerseits möglich war, hat er seine Stimme bereits in die Wagschale geworfen. Für ihn wird eine Gleichung, wie ein Korb ist gleich 10 g Gold, so genau sich auch in den objektiven Massen übereinstimmen mag, in seinem wirtschaftlichen Denken noch auch keine abschließende Betrachtung, nicht der endgültige Zustand sein. Seine gedankliche Rechnung wird weiter greifen und etwa die Formel zeigen: Ein Korb zu je 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Gold ist |
36 | zur Durchgangsstation, ist nur Mittel um zu seiner Wortgleichung: Ein Korb ist gleich einer Tonschale, zu gelangen. Wenn alle so zustande gekommenen Gleichungen objektiv wahr, deren Faktoren wirklich gleichwertig sind, gemessen an dem zur Beschaffung notwendigen Arbeitsauf- |
37 | wand, denn nur dieser allein kann in der noch primitiven Wirtschaftsordnung massgebend sein, dann scheint auch die Berechtigung vorzuliegen, |
38 | das wesentliche Moment nicht in der Funktion als Tauschgut sondern als Tauschmittel zu suchen. Keineswegs verkennen wir dabei die grundlegende |
39 | Bedeutung des Tauschgutes, soweit alle später definierten Werteinheiten historisch auf jenem fussen, und nicht einmal der konsequenteste Nomalis |
40 | mus wird sich dazu verstehen; wir anerkennen aber auch die Notwendigkeit in der Fülle der relativen Wertzusammenhänge und ihren Schwankungen einen ruhenden Pol zu suchen oder zu konstruieren, von dem wir ausgehen, um wieder zu ihm zurückkehren zu müssen, der Anfang und Ende jeder wirtschaftlichen Handlung bedeutet. Dass wir aber gerade zu letzterem |
41 | |
42 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s7.png [S. 7]))!! Behufe das reale Tauschgut benötigen, ist nicht einzusehen, solange es kein G u t geben kann – und nie wird die Natur uns ein solches bescheren -, das über Zeit und Raum hinaus die absolute Wertkonstanz in sich birgt. |
43 | |
… | … |
57 | |
58 | Die kontinuierliche Linie, die harmonisch-organische Entwicklung, die die geschlossenen Hauswirtschaften überwunden, sie zu Verbänden darüber hinaus und diese wiederum vielleicht zu noch grösseren Gemeinschaften zusammengeschweisst hat, sie schafft dazu notwendig auch die äusseren Formen und Mittel für das rechtliche und öffentliche Leben. Als eine der wesentlichen Normen hat die Gesellschaft, die wir von nun an zur Verdeutlichung den Staat nennen wollen, das wirtschaftliche Leben zu regeln und ordnen übernommen; die Sitte prägt er zu Rechtsätzen und als einen solchen müssen wir es ansehen, wenn er die reale Werteinheit durch Namengebung äusserlich zu einer staatlichen Kategorie stempelt. Der Staat lässt Stücke von bestimmtem Edelmetallgewicht durch die Prägung zu seinem, innerhalb seiner Grenzen gültigem Gelde werden. Die staatliche Autorität |
59 | |
60 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s10.png [S. 10]))!! sollte Wage und Probierstein erübrigen, das aufblühende Wirtschaftsleben sollte von den starren Fesseln befreit werden. |
61 | Die Relationen drücken sich nimmer in Gewichtsmengen aus, sondern in einem Teil oder der numerischen Vielheit der staatlich proklamierten, dabei noch durchaus realen Werteinheit, wobei diesen Neuordnung immer nur einer Umrechnung, keineswegs einer Umwertung gleichbedeutend sein kann. Was wir bisher die Relationen der Güterwerte nannten, das sind jetzt die Preise, denn diese sind im Grunde nichts anderes als Verhältniszahlen. Die Tauschmittelfunktion des Geldes als der Form, oder besser der Werteinheit als des Inhalts schält sich mit jeden weiteren Schritt der Betrachtung immer deutlicher heraus. Zwar sind die beiderseitigen Objekte jedes einzelnen Tausches immer noch Realitäten, und das ist notwendig, solange die staatliche Autorität noch nicht in dem späteren Maasse gefestigt und in längerer Webung eine Gewähr für die reibungslose Abwicklung des Verkehrs gegeben war. |
62 | |
63 | Greifen wir unsere frühere Gleichung wieder auf, die lautete: 1 Korb zu 10 g Gold wie 10 g Gold zu 1 Tonschale. Bei der Inbeziehungsetzung des Korbes zu den 10 g Gold ist die reale Uebereinstimmung, wenngleich die 10 g Gold für den Korbflechter nichts Definitives bedeuten und er im Geiste gleich wieder die dazugehörige Gleichung wie 10 g Gold zu 1 Tonschale anstellt, doch ohne weiteres erkenntlich gegeben. Bei der Reduktion auf den Preis aber, 1 Korb ist gleich 27,90 ℳ ( Fiktion: Vom realen Goldtausch wurde direkt zum Marktwert übergegangen gleich Vergleichung der Vorkriegszeit 1 kg Gold ist gleich |
64 | |
65 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s11.png [S. 11]))!! 2.790.- ℳ) fehlt uns zum vollen Verständnis des equivalenten Tausches wieder eine weitere Gleichung: |
66 | |
… | … |
70 | |
71 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s12.png [S. 12]))!! täglichen Lebens spricht auch nicht mehr von Tausch, sondern von Kauf, ja selbst der dem Sinn nach richtige Ausdruck Tauschmittel bildet sich in Konsequenz um in Zahlungsmittel. Ist das nicht auch, wenn auch nur rein äusserlich eine Bestätigung des von uns herausgebildeten Gedankenganges? Das konkrete Geld spielt eine ganz untergeordnete Rolle, seinen Geist erhält es durch die Werteinheit eingehaucht, auf die es lautet, und die in Wirklichkeit die Grundlage des ganzen Wirtschaftsverkehrs bildet. |
72 | |
73 | Wir streiten hier nicht darüber, ob das Geld stoffwertvoll oder wertlos zirkulieren muss und kann; das ist eine sekundäre Frage. Uns ist nur wichtig, ob die Werteinheit real bestimmt und im Stoffe verankert oder ob sie auch eine abstrakte rein rechnerische Grösse sein kann. Wenn wir sehen und sagten, dass die Werteinheit ihrem Wesen nach vom Objekt zum Mittel geworden ist, so ist ein Teil der Antwort schon voraus genommen, und es bleibt uns nur noch zu fragen übrig, dass, wenn schon das Mittel die Seele der Werteinheit ausmachen soll, ob es dann losgelöst von jeder Bindung |
74 | an eine Realität, ob es dennoch in einer solchen sich verkörpern oder ob es nur eine solche symbolisieren müsse. Hier bleibt uns noch genügend zu lösen übrig. |
75 | |
76 | Wiederlegt hoffen wir nur das eine zu haben, dass von dem Augenblicke an, wo wir von Werteinheit sprechen – in der wirtschaftlichen Gemeinschaft, die sich allgemein und immer des gleichen historisch begründeten Wertausdruckes bedient – nicht jeder wirtschaftliche Akt, jeder Tausch, Kauf oder Verkauf wie wir es gerade nennen wollen, immer von neuem die Erwägung des Abschätzens |
77 | |
… | … |
81 | |
82 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s14.png [S. 14]))!! die mit dem Worte K r e d i t gekennzeichnet ist. Mit Hilfe des Kredits wurde Gold als ausschliessliches Zahlungs- oder Tauschmittel überwunden; wir tauschen nicht mehr Ware mit barem Gelde, sondern Ware auf Kredit gegen eine Forderung. So wirkt die Seele des Geldes als Werteinheit begrifflich weiter auch dort, wo sie sich über den Stoff erhebt. |
83 | |
84 | Ueberlegen wir aber, dass nur derjenige Kredit geben kann, der nicht sofort auf das Equivalent seiner Arbeit angewiesen ist; dass also wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Voraussetzung für ein durch Kreditgewährung entstandenes Forderungsrecht bildet. Persönlich, sachlich, örtlich und zeitlich gebunden ist es nicht dazu geeignet im Bedarfsfalle mobil gemacht werden zu können und so lange das nicht jeder Zeit möglich war, solange das eine Zufälligkeit und Ausnahmeerscheinung darstellte, solange konnte auch die Kreditgewährung, die das Charakteristikum erst dann darstellt, |
85 | wenn sie allgemein geübt ist, nicht die Erlösung aus den Fesseln des Stoffgeldes uns bescheren. Eine Kompensation der verschiedensten Forderungsrechte wäre zwar begrifflich theoretisch möglich, denn die Summe aller Soll- und Habenposten müssen von der Perspektive der Volkswirtschaft gesehen sich genau aufheben; hier aber handelt es sich darum, einen für das tägliche Leben gangbaren, praktischen Ausweg zu finden. Wer wird dieser Schwierigkeiten leichter Herr werden, als die autonome Wirtschaft selbst, die sich nicht durch ihre Eigenbehelfe in starre Banden legen lässt, die vielmehr aus sich selbst heraus die technischen Mittel gebären wird, die sie zu ihrer glatten Abwicklung wird nötig haben. Und diesen Träger |
86 | |
87 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s15.png [S. 15]))!! finden wir im Wechsel, der damit die ganze Wirtschaft auf ein sicheres Fundament stellt. Von seinen sonstigen Rechtstiteln abgesehen bedeutet er in seiner Urform nichts anderes wie eine Quittung über wirtschaftlich gegebenen Kredit. Der Wechsel ist für den Kreditgebenden Legitimationspapier für eine wirtschaftliche Leistung, für die Hingabe eines Gutes; er ist gewissermassen das Protokoll darüber, dass ein Tausch beabsichtigt sei, dass aber erst der eine der beiden Kontrahenten zu leisten in der Lage war, während der andere urkundlich bestätigt oder verspricht, den schuldigen Gegenwert nach einer bestimmten Frist einzulösen. Die dem Sinne nach unverändert fortbestehende Tauschwirtschaft erfährt nur durch die, zwischen die Tauschhandlungen getretene, aber durch den Kredit überbrückte Zeitspanne eine Komplizierung, die uns bei nachlässiger Betrachtung verführen könnte, den Tausch, dessen letzte Handlung erst immer den definitiven Ruhepunkt bedeuten kann, zu negieren. Die ganze Entwicklung erkennen wir als eine zwangsläufige, die gewaltsam zur letzten Spitze treiben muss, wenn wir die tatsächliche moderne Wirtschaft unserer Betrachtung zu grunde legen. Wo neben dem stossweisen Produktionsprozess tausend kontinuierlich fortlaufende Konsumakte einher gehen, da müssen die Tauschoperationen dieser Gruppen ihr besonderes Gepräge erhalten und werden besondere technische Mittel beanspruchen. Und werden wir uns klar, dass in der heutigen Wirtschaft wir fast alle sowohl auf der einen wie auch auf der anderen Seite zu stehen kommen, dann erkennen wir das ganze Problem nicht mehr als ein privates, |
88 | |
… | … |
90 | |
91 | Den Dienst, den solches Geld für jene Gemeinschaft leistet, können wir uns vergegenwärtigen, wenn wir uns den gesamten Zahlungsverkehr – oder wir können ihn auch noch durch alle äusseren Formen als Tauschgrundlage erkennen, wenn wir diesen auf ein allgemeinnes Abrechnungs_ und Verrechnungsverfahren gestellt denken, wie dies ohne Geld in der arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dann notwendig der Fall sein müsste. Es wäre ein auf die höchste Spitze getriebener, bargeldloser Verkehr, wie wir ihn uns vielleicht noch technisch, kaum aber praktisch könnten vorstellen. Aller Zahlungsverkehr des Landes wird durch den Giroverkehr ihrer Zentralbank vollzogen. Bendisen hat in seinem "Geld und Kapital" diesen Zustand einmal angedeutet, bei dem dann die Banknoten nicht Verpflichtung zur Zahlung, sondern Verpflichtung der Zentrale zur Gutschrift wären. |
92 | |
93 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s17.png [S. 17]))!! Zwischen einer solchen aus Leistung geborenen G u t s c h r i f ts-Banknote und unserer Z a h l u n g s m i t t e l-Banknote ist inhaltlich und in wirtschaftlicher Wirkung kein Unterschied. Was obiger Variante im tätigen und täglichen Leben entgegensteht, das ist bildlich und drastisch ausgedrückt der "10 Pfennig-Automat" der rosten muss, wenn wir es nurmehr mit Be- und Entlastung zu tun haben. Wenn wir eingangs sagten die Wirtschaft schiesst vor, um die Tauschhandlungen zu beendigen, so ist damit auch eigentlich schon gesagt, dass das Geld als das sichtbare Verrechnungsmittel darnach begrifflich ausser Kurs gesetzt sein muss, aber das geschieht in der Form der Einlösung beim Wechselschuldner als dem säumigen Tauschkontrahenten. Er nur allein kann in Wahrheit den Tauschakt beenden. Wenn in der Erwartung jener letzten Leistung die Wirt- |
94 | schaft jene Tauschwerteinheiten sich eigentlich künstlich selbst vorstreckt, so konnte sie das eben nur tun, weil das Güterreservoir der Wirtschaft infolge gleichen Zu- und Abstroms nie geleert ist. Das kann hier einstweilen nur angedeutet werden. |
95 | |
96 | Wir wollen die Möglichkeit einer weiteren Fortentwicklung, oder vielleicht wäre es nur eine Umbildung der Anpassung, nicht ohne weiteres verneinen; wir sind nur für den Augenblick der gegenwärtigen Verfassung auf der Spitze angelangt. Die Entwickllung von der Buchforderung über den Wechsel bis zur Banknote zeigt deutlich in jedem Stadium den Fortschritt und zugleich Stand und Eigenart der Wirtschaft. Die Banknote ist enthoben über per- |
97 | sönliche, sachliche, örtliche und zeitliche Bindung, wie sie der Forderung und wenn schwächer, so doch auch dem Wechsel anhaftet. |
98 | |
99 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s18.png [S. 18]))!! Aus ihnen hervorgegangen und gleichen Wesens mit ihnen, dadurch wurzelnd in der produktiven Leistung der Gemeinschaft die mit allgemein gültigen Wertbegriffen rechnet, so ist die Banknote, solche Werteinheiten repräsentierend das moderne Geld geworden, das wie ursprünglich das reale Tauschgut – das Gold im Gewichte oder auch bereits im Ausdrucke der Werteinheit – in unserer Wirtschaft als Tauschmittelfunktion den Verkehr ermöglicht. Jetzt, wo zu den Gütern in besonderem Maasse noch Dienste und Nutzungen als selbsständige wirtschaftliche Faktoren treten, müssen auch diese in den Kreis der Relationen mit hineingezogen werden und damit taucht die eingangs gestellte Frage erneut auf, welches Maass denn geeignet wäre, die durchaus differenzierten Dinge ihrem absoluten Werte nach zu bestimmen. Zwar haben wir den Wert der Waren auch vorher schon nach der Menge der angewendeten Arbeit bestimmt; dieses allein war wertbildend ohne Rücksicht auf die Art des der Arbeit zu Grunde liegenden Naturstoffes der an sich wirtschaftlich wertlos ist. Die Entlohnung der Arbeit bedeutete ehedem die gegen das gestellte Gut getauschte Ware, worinnen gleiche Arbeitsmengen in beiden Fällen verkörpert waren. Heute hat nicht jeder Arbeiter mehr das Produkt seiner Arbeitsleistung in Händen und darum müssen die Beziehungen nicht nur auf die Güterwerte sondern getrennt von ihnen auch auf deren Einzelfaktoren, die Dienste erweitert werden. Das Geld und in besonderem Maasse die Kategorie des stoffwertlosen Papiergeldes ist nur befähigt Relationen aufzudecken, obgleich dieses " n u r " genügt, den Mechanismus |
100 | |
101 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s19.png [S. 19]))!! des Wirtschaftslebens in Bewegung zu halten ½ Wie jedes Teilgut frühher in einem entsprechenden Teilgewicht dargestellt, so kann auch bei modernen Bankgelde jeder Faktor des in Arbeitsteilung entstandenen Produktes in einer entsprechenden Anzahl von Werteinheiten symbolisch vergegenständlicht und damit die Distribution ermöglicht werden. Der Begriff der Werteinheit ist heute so in unser Denken und Fühlen eingehämmert, dass wir uns im täglichen Leben nicht die Frage nach deren absoluten Werte stellen müssen. Wohl aber muss die Wissenschaft versuchen, das Dunkel zu durchdringen; insbesondere wird es sich darum handeln, das in so langer Entwicklung geborene Bankgeld – unser heutiges Geld schlechthin – um dazu alles, was begrifflich damit verwoben ist wie Bardeckung, Geldeinlösungspflicht, Prägefreiheit und mehr näher zu analysieren. Die Betrachtung des Kreislaufes der Wirtschaft, der Einkommensbildung und Güterverteilung, die den Rahmen des folgenden Teils abgeben soll, wird geeignet sein, die Zusammenhänge unserer Wirtschaft aufzudecken und manche der gestellten Fragen der endlichen Beantwortung entgegen reifen lassen. |
102 | |
103 | ====II. Der Kreislauf der Wirtschaft; Einkommensbildung und Güterverteilung.==== |
104 | |
105 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s20.png [S. 20]))!! |
106 | |
107 | |
108 | =====Der Kreislauf der Wirtschaft===== |
109 | |
110 | So lose auch bei nachlässigerer Betrachtung eine Atomisierung des wirtschaftlichen Kreislaufs mit der Werteinheit zusammenhängen mag, wie wenig solches Unterfangen auch zur Bereicherung der Erkenntnis ihres Wesens beizutragen befähigt ist, so wird uns doch gerade aus dieser Anschauung, die eigentlich, losgelöst von jeder theoretischen Lehrmeinung uns nur die wirtschaftlichen Bindungen und die wirtschaftlichen Funktionen der Werteinheit wird aufdecken können, ein Gewinn für unsere Untersuchung erwachsen. In ihrem Element, der Wirtschaft, gehorcht sie nimmer dem Winke der Theorie, die Werteinheit wandelt und formt sich um aus scheinbar eigener Kraft heraus und die orthodoxe Lehre weiss keinen Zauberspruch mehr, den Geist, dem jene mählich entwachsen ist, zu bannen. Wir sehen, d a s sind die äusseren Formen der Werteinheit, d a s vermag sie und wenn wir sie dann so in das weit verzweigte Getriebe der Wirtschaft hineinverfolgt und ihr Sein in den feinsten Nerven des Wirtschaftskörpers verspürt haben, dann müssen wir mit dem wissenschaftlichen Rüstzeug die Sonde anlegen, um den Kern, den Inhalt und den Geist der Werteinheit aus allen Aeusserlichkeiten herauszuschälen. |
111 | |
112 | So wie es historisch gesehen Aufgabe irgendeines Tauschgutes war, den zufälligen Austausch von Waren zwischen Einzelpersonen, wie es dann dem staatlichen Stoffgelde oblag den Tauschver- |
113 | |
114 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s21.png [S. 21]))!!kehr innerhalb einer Wirtschaftgemeinschaft zu verwirklichen, wie in allen Stufen und in jeder Phase der Wirtschaft stets noch die Werteinheit den Körper, d.i. die Technik annahm, die vonnöten war, sollte von dieser Seite die Entwicklung nicht gehemmt werden, so wird auch der schon hieraus erkennbare Geist der Werteinheit gleich in welcherlei Gestalt er uns in der Geldform begegnen mag, auch in der modernsten arbeitsteiligen Verkehrswirtschaft dazu berufen sein, um Produktion, Distribution und Konsumtion ein alles verbindendes Band zu schlingen, mit anderen Worten, dem ganzen wirtschaftlichen Leben, das jetzt scharf getrennt in diesen deutlich unterscheidbaren drei Begriffen aufgehen muss, zu einer flüssigen Abwicklung zu verhelfen. Wir sprechen in jener Zeit von Weltwirtschaft und sagen damit, dass die einzelnen Glieder derselben nur um so fester verbundene, geschlossenere Gebilde darstellen müssen, die den anderen gegenüber als eine solidarisch haftende Einheit in die Erscheinung tritt. Und jede dieser Einheiten hat wiederum ihre eigene Wirtschaftsordnung, ihre eigene Wert-oder Rechnungseinheit, lebt ihr eigenes Leben und muss die Kräfte dazu aus sich selbst schöpfen. Diese Kräfte so in Bewegung zu setzen, dass ein relatives Maximum an Gütern erzeugt, dieser Vorrat wiederum nach |
115 | einem, alle beteiligten Faktoren gleich wertenden Schlüssel verteilt und dabei noch das notwendige " volkwirtschaftliche Kapital " erübrigt wird, diesen Mechanismus insgesamt wollen wir den Kreislauf der Wirtschaft nenn. So kam man dazu, je nachdem wohin man das wesentliche Moment und den Nachdruck verlegte, von einer Geldwirtschaft, von einer Kreditwirtschaft und schliesslich doch auch |
116 | |
117 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s22.png [S. 22]))!! noch von einer Tauschwirtschaft zu sprechen, wobei aber bei letzterer Ausdrucksweise nicht ohne weiteres ersichtlich ist, ob der Tausch bereits bei Hingabe des Geldes oder erste bei Wiedereinlösung desselben in Waren als vollendet zu gelten hat. Mag eine Theorie auch einen Warenkauf mit gleichzeitiger Geldzahlung als einen Tausch charakterisieren wollen, wobei auch beim stoffwertlosen Gelde alle Gesetze eines realen Tausches, gleich wie bei zwei stofflichen Gütern obwalten; bei der Betrachtung der Wirtschaft müssen wir uns wieder begegnen, in deren Grenzen innerhalb einer bestimmten Periode alles zum letzten definitiven Tausche, zum Konsum drängt. Nur dadurch wird die Wirtschaft wieder in das Gleichgewicht gebracht und zugleich zu neuer Leistung angefacht. Und zu diesem letzten Konsumakte gehören von der volkwirtschaftlichen Perspektive aus gesehen alle Güter die verzehrt oder doch nicht mehr mobil gemacht und nimmer in die Zukunft wirken können. Auch wenn das Geld stoffwertvolles Gut und etwas die zeitlich beschränkten Produktionsphasen Überdauerndes, gewissermassen Ewiges darstellt und immer auf's neue gegen Genussgüter zu tauschen bereit ist, auch dann wird, natürlich immer nur periodisch gesehen, dieses Stoffgeld zum Stillstand verurteilt sein, wenn die über den Eigenbedarf verfügungsfreien Waren gegen andere ebensolche sich ausgetauscht haben und so innerhalb der vorhandenen Möglichkeiten der grösste Sättigungsgrad des Konsums erreicht ist. Von diesem Augenblick an ist das Geld begrifflich nicht mehr T a u s c hgut, sondern einfach Gut, ein Besitz wie irgend ein anderer, der in der Hand des Wirtschafters nach vol- |
118 | |
119 | !!((https://eony.org/WesenUndInhaltDerWerteinheit/SCAN/file?get=wesenundinhaltderwerteinheit_s23.png [S. 23]))!!lendetem Austausch seine überschüssigen Produkte in andere Konsumgüter mittels jenes Geldes doch immer wieder gleich gross sein müsste. Varianten mögen wohl im Einzelfall, nie aber in der Gesamtheit möglich sein. In anderen Falle, wo das Geld in einem stoffwertlosen Material vergegenständlicht ist, und das ganz besonders bei dem durch den Warenwechsel an die Produktion gebundenen Gelde, das wiederum eingezogen und damit volkswirtschaftlich vernichtet wird, bei dem akann von einem definitiven Tausch zwischen Geld und |
120 | Ware, wenn überhaupt, so doch nur sehr gezwungen und gewagt gesprochen werden. |
121 | |
122 | Wohl aber können wir dort, wo freie Menschen in wirtschaftliche Beziehungen zueinander treten, diese, wenn sie von einem geschlossenen Wirtschaftsverbande organisiert werden, zusammen genommen als Tauschwirtschaft allgemein anerkennen. Das Prinzip der Aeuquivalenz, das wir geneigt sind, in den Tausch zu legen, kann durch |
123 | Machtverhältnisse getrübt bis schrill gestört werden, aber hier bei der Betrachtung des Kreislaufs kann es nur darauf ankommen, innerhalb der ganzen Wirtschaft nachzuweisen, dass trotz dieser Störung plus und minus sich aufhebt und der Güterausgleich auf dieser Grundlage sich hat vollziehen können. |
124 | |
125 | Wir münden hier in die Frage des Wertes und Mehrwehrtes ein, ohne hier dem weiter nachforschen und ohne erreichen zu wollen, wie weit im einzelnen jenes plus oder minus über das durchschnittliche Einkommen in der nur gedankanklich möglichen Abstraktion " der Gesellschaft der Gleichen" hinaus schwingt oder zurückbleibt. Wir sahen_nur, dass solche Möglichkeit besteht, wenn der Arbeitende |
126 | |
127 | {{paragraphs}} |